Happy auf Föhr

Jimmy war brav. Etwas zu brav für meinen Geschmack. Der Collie-Dalmatiner-Mix konzentrierte sich auf seine Schönheit. Einem Popeye konnte er nicht das Wasser reichen. Tango? Pfff! Aber wir fuhren ja auch nicht nach Pellworm. Madame, Monsieur und meine Wenigkeit sollten erstmalig gelobtes Land betreten. Unsere süßen Pfoten auf den heiligen Boden der friesischen Karibik setzen. Föhr!

Glücklicherweise nicht so heiß wie in der echten Karibik, ließ ich mir sagen. Und auch sonst so gar nicht karibisch. Doch ich erkannte es sofort: Wie Sylt schien Föhr eine Lieblingsinsel der Ferienlutscher zu sein. Ich genoss meine Vor-Janni-Zeit in vollen Zügen. Denn diesbezüglich hatte ich eine düstere Vorahnung.

Für den kleinen Pupser musste ich wohl oder übel Erziehungsurlaub nehmen. So, wie sich die Sache bislang darstellte, existierte ein hoher Bedarf an rigorosen Maßnahmen. Punkt 1: Unser zukünftiges Rudelmitglied sollte erst mal schnallen, dass ich zwar die Chefin, aber nicht seine Mama war. Punkt 2: Janni sollte mich auf keinen Fall mit einer eierlegenden Wollmilchsau verwechseln.

Noch schnell die Welt erkunden, bevor Janni kommt.

Punkt 3: Bei uns herrschte ein strenges Reglement. Geschlafen wurde acht bis zehn Stunden am Stück. Und vor dem Frühstück winkte die Arbeit. Gassi, Geocaching, leichtes Stimmtraining. Punkt 4: Ich war kein Riesenspielplüsch und kein Trampolin. Wenn Janni all diese Sachen kapierte, würde ich ihn eventuell auf meine Exkursionen mitnehmen. Rendezvous ausgenommen.

Sandbank ohne Seehunde

Apropos… wo blieb mein Tangopartner? Mir war nach einem Flirt. Fähren galten gemeinhin als Zielscheiben für Amors Pfeile – ich wusste das aus Erfahrung. Suchend fiel mein Blick auf Jimmy. Er hatte schon Stil, wie er die Pfote so auf dem Knie seiner Madame platzierte. Aber der Typ mit den langen Beinen war nur „was zum Gucken“.

Extrem-Reporterin Madame fotografierte eine Sandbank in allen Lebenslagen. Allerdings ohne die dort ansässigen Seehunde, die scheinbar auf Urlaub waren. Ich liebte die drolligen Tiere ja, doch wir lebten in verschiedenen Welten. Für meinen Geschmack planschten sie zuviel im Wasser herum, statt sich wie jeder normale Hund im Schlick zu wälzen.

Wieso flirtet er nicht?

Plötzlich hagelte es. Komplimente! Ein netter Fährlutscher meinte, mich eifrig kraulend, dass ich wohl zur Inselschönheit gekürt werden würde. Seitdem ich Schleife trug, reagierten die Zweibeiner wie verrückt.

Ein Pfotenschnips – und schon waren wir auf der Insel gelandet. Doch wer – außer Jimmy – strebte schon nach Schönheit und so? Ich machte der Lutschervorhersage einen kräftigen Strich durch die Rechnung.

Direkt am Fährhafen begann nämlich der Hundestrand! Es war Ebbe – und was machte sich bei dem Wetterchen besser als die volle Schlickpackung? Ich fetzte mit den anderen Jungs und Mädels durchs Watt. Was für eine Affengaudi!

Was für ein Spaß!

Nichts lag näher, als mein Buddelkünste zu präsentieren. Sahen auch alle zu? Ich checkte die Lage zwischen zwei Buddelschüben. Schnell stieß ich auf Wasser und quietschte vor Entdeckerfreude.

Der Hundewunderstrand

Ein Ferienlutscher wähnte mich schon auf der anderen Seite des Planeten. So war es recht. Das Leben – ein Hundeparadies! Warum zankten sich diese Zicken da? Fauchte der Mops etwa? Ich empfahl ihnen dringend mehrere Sitzungen bei meiner Psychoanalytikerin Mademoiselle Julie.

Mit eindeutigen Spuren unseres Tuns verließen wir die Szenerie. Beim Schütteln hatte ich einen Teil der hochgesunden Materie auf Madames et Monsieurs Klamotten verteilt. Mit der mir eigenen Großzügigkeit. So fiel ich weiterhin ins Auge, wenn auch aus anderen Gründen. Mein Schlickunterkleid trug ich mit Stolz geschwellter Brust zur Schau.

Die mit dem Sand tanzt.

Das ferienlutscherintensive Städtchen Wyk empfing uns mit einer Warmherzigkeit – ihr glaubt es nicht! Zu Madames Ehrentag fielen wir in den erstbesten Laden mit Meerblick ein. Auch noch Italienisch! Pizza! Pasta! Ich machte auf braves, lässiges Schlickschwein und sah vorübergehend von meiner Service-Fixierung ab.

Allerdings nur, um nach dem markierungstechnisch obligatorischen Stadtrundgang in einem Café auf die verständnisvollste Bedienung der Welt zu stoßen. „Ich komme sofort!“, versicherte sie mir mehrfach. Allein für diese außerordentliche Wertschätzung hätte ich sie glatt adoptieren können.

Und? Kaum, dass sie wieder auf der Bildfläche erschien, waren nicht nur Madames Waffeln auf dem Tablett, sondern auch die köstlichsten Hundekekse. Es war Zeit für eine Siesta unter Bäumen. Meeresrauschen und Titi-Getümmel im Hintergrund. Mitten im Geschehen auf der Lutscherpromenade. Der Nabel der Welt.

Mit Schlickbeinen ins Städtchen

Madame et Monsieur lümmelten sich im Schatten auf Schafffellen. Und die Kellnerin sprach von der „entschleunigenden Wirkung der Insel“. Ich fühlte es. Keine Blechhöhlen, Wohndosen oder Höllenmaschinen. Entspannte Windel-Titis, die in Brunnen plitschiplatschi machten.

Und viele Kollegen unterwegs. Genauso entschleunigt wie ich. Allein zwei Hundestrände bis zum Café. Da, der hübsche Goldi! Im Wasser! Konnten wir nicht noch bleiben? Die letzte Fähre sausen lassen? Am Beach picknicken, im Strandkorb nächtigen und dann ein Early-Bird-Frühstück auf der Promenade? Am liebsten bei meiner neuen Freundin…

Das Glück. Es hatte einen Namen: Föhr.

Text: Julchen (nach Diktat einen Antrag auf Einrichtung von Hundestränden an sämtlichen Küsten der Welt gestellt)

Fotos: Elke Weiler

2 thoughts on “Happy auf Föhr

  1. Wuff Julchen!
    Wie? Was? Wo? Ein neues Rudelmitglied? Zwei- oder Vierbeinig? Hui, Julchen, das ist ja aufregend! Da gucke ich mal eine Weile nicht hier rein – und schon gibt es Neuigkeiten!
    Viele Grüße
    Deine Maddy

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