Alles auf Zucker

Warmer Regen in Bridgetown – mitten im August. Es ist die Zeit auf Barbados, die der kurzen, heftigen Schauern und vor allem die des Crop Overs. Karneval! Wir haben heute ein ruhiges Programm und statten dem Barbados Museum in der Inselhauptstadt einen Besuch ab. Obwohl ein Spaziergang unter karibischen Güssen bestimmt seinen Reiz hätte.

Der Museumsbau selbst nimmt ein Stück Inselgeschichte ein, da die Sammlung in einem ausgedienten Militärgefängnis eingerichtet wurde. Zwischen den historischen Mauern erfahren wir nun, was wir alles noch nicht wussten. Uns aber irgendwann zu fragen getraut hätten… Vielleicht! Etwa, dass der lustige türkisblaue Flying Fish, der hier auf keiner Speisekarte fehlt, bei Regen aus dem Wasser springt. Also jetzt?!

Im Barbados Museum
Im Barbados Museum

Wir lauschen der jungen Museumsführerin. Die Flying Fishes leben also dicht unter der Wasseroberfläche, schießen heraus und gleiten im Trupp durch die Luft – wie eine Welle. Sehr schön. Und schmecken tun sie den Bajans auch, meist frittiert, wie viele andere Dinge. Dann erzählt die 17-jährige Klebere über die Zuckerrevolution im 18. Jahrhundert. Mithilfe von Sklavenarbeitern ließ sie Barbados zu einer florierenden Kolonie des British Empire werden.

Heute ist man eigenständig auf Barbados. Ein Staat innerhalb des Commonwealth of Nations. Doch die Zuckerindustrie und der Rum bilden auch jetzt noch wichtige Säulen in der Inselwirtschaft. Gleich nach dem Tourismus.

Im Museum erfahren wir auch mehr über die typischen Chattel Houses, die noch überall auf der Insel zu sehen sind. Ihre Story: Nach Abschaffung der Sklaverei im 19. Jahrhundert durfte nämlich nur bauen, wer ein eigenes Grundstück besaß.

Chattel Houses
Chattel Houses

Diese Vorschrift umgingen die ehemaligen Sklaven, indem sie Holzwände auf einen Kalksteinuntergrund setzten. Großer Vorteil der Bauweise: Die Hütten konnten noch am gleichen Tag wieder abgebaut werden, wenn es dem Grundherrn kurzfristig einfiel, die Bewohner zu vertreiben.

Die Chattel Houses bestehen meist aus einer symmetrisch aufgebauten Wohneinheit, verziert mit gemusterten Holzleisten, floralem Fassadenschmuck, nach vorne erweitert durch eine Veranda. Mit bonbonbuntem Anstrich, doch auf zeitgemäßem Betonfundament sieht man die Häuser nun allerorten. Und sie sollen sogar einem Hurrikan standhalten können!

Wir sind begeistert. Folgen Klebere durchs Museum. Und am Ende kommt es, wie es kommen muss: Gesprächsthema Nummer Eins ist und bleibt das Crop Over. „Der Kadooment Day war richtig gut dieses Jahr“, schwärmt die junge Frau aus St. James.

Den ganzen Tag hat sie mit ihren Freunden getanzt. Ihrem Kollegen macht der Karneval nicht so viel Spaß, so lässt er zumindest verlauten. Doch Klebere setzt lachend dagegen: „Er hat keine Freundin!“ Aber kann man nicht gerade beim Karneval…? Der Kollege grinst.

Klebere erzählt...
Klebere erzählt…

„Kommt ihr nächstes Jahr?“, fragt uns die überzeugte Karnevalistin strahlend. Denn nächstes Jahr wird es bestimmt wieder wunderbar. Und in einem Punkt sind sich die Leute hier einig: Zwar feiern die Nachbarn in Trinidad den größten Karneval der Karibik, doch auf Barbados ist er am schönsten.

Text und Foto: Elke Weiler

Danke an die Barbados Tourism Authority, Condor und Almond Resorts für die Unterstützung dieser Reise.

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