Mit oder ohne Sahne?

Auf ein Eis bei Giolitti

Wenn die Römer auf ihrem Sonntagsspaziergang gemächlich durchs Centro Storico schlendern, liegt eine der berühmtesten Eisdielen quasi unvermeidlich auf dem Weg: Giolitti.

Unweit vom Pantheon spazieren sie durch die Gassen, Richtung Trevibrunnen – aber nicht ohne ein Eis auf der Hand. Und darin besteht auch schon der wesentliche Unterschied zu den Sitten und Gebräuchen in den italienischen Eisdielen Deutschlands.

Hierzulande lässt man sich lieber eine Zeit lang nieder und wählt gerne einen der fantasievoll kreierten, überbordenden Becher mit Früchten. Auch bei Giolitti in der Via Uffici del Vicario gibt es diverse Traditionsbecher zur Auswahl und ein paar Tische zum Draußensitzen.

Doch die meisten Eisesser gehen einfach hinein, um an der Kasse einen Bon nach Wunschvolumen zu zahlen und laufen dann damit zur Eistheke. Dort teilt man dem Kellner seine Sortenwünsche mit.

Er fragt noch: „Mit oder ohne Sahne?“, und hinaus geht‘s mit dem Eis. Letzteres wird dann entweder genussvoll in der Gasse vor Giolitti geschleckt oder auf dem weiteren Weg durch die Altstadt.

Handgerührte Zabaoine

Und dann gibt es natürlich noch das Cafè. Dort sitzen gegebenenfalls auch ein paar Leute, die Eis essen. Vielmehr ist es aber Kaffee oder Tee, der hier serviert wird. Idealerweise kombiniert mit der ebenso bewunderten Pasticceria von Giolitti, Torten und Törtchen von Caprese Napoletana (Schokokuchen) bis zum gut gefüllten Apfelkissen, dem Strudel.

1890 eröffneten Giuseppe und Bernardina Giolitti ein Milchgeschäft mit Produkten aus eigener Produktion – frische Milch von Kühen, die auf den Weiden der römischen Campagna grasten. Heute noch erzählt sich die Familie die Geschichte der geschäftstüchtigen Bernardina, die ihre acht wohlgeratenen Kinder werbewirksam mit je einem Glas Milch vor den Laden setzte.  

Wenn es auch die Frauen waren, die den Ruf des Unternehmens unermüdlich ausbauten, so galten doch die Männer als Schöpfer der Eiscreme, die für eine optimale Qualität sorgten.

So werden die unterschiedlichen Sorten nach überlieferten Rezepten hergestellt, die auch die Enkel nicht mehr verbessern konnten. Die Giolitti rühren ihre Zabaione komplett per Hand. Zunächst wird die Masse aus Eiern, Marsala und Zucker langsam gekocht, und erst beim Abkühlen hebt man die Sahne unter.

Zurück zum Eis. Keine Zusätze, keine Farbstoffe bei inzwischen um die 60 Geschmacksrichtungen. Giolittis Motto: Nur die beste Qualität! So kommen die Erdbeeren, wenn Saison ist, aus Nemi.

Denn dort, auf den sanft geschwungenen Hügeln des römischen Hinterlands, gibt es die begehrten, aromatischen Walderdbeeren. Und die Sahne? Stammt natürlich aus der Tagesproduktion.

Nach und nach traten Söhne, Töchter und Enkel der berühmten Bernardina in ihre Fußstapfen. So gibt es heute noch eine Filiale aus den 60er Jahren im modernen Stadtteil EUR: Casina dei Tre Laghi.

Text und Fotos: Elke Weiler

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