Frauen & Food

Kein Zuckerschlecken, dieses Rüdenleben. Oft war es zum Pferdeäpfelpürieren, wenn die ganze Welt dich missverstand. Wenn du plötzlich den Eindruck hattest, es dir gründlich mit deiner Lebenspartnerin verscherzt zu haben. Ja, mit dem ganzen Rudel!

Die Verantwortung für Haus, Hof, Fenne und Luftraum überstieg manchmal meine Kapazitäten. Vor allem neben der Arbeit als Foodblogger und Archäologe. Und dann fanden Madame et Monsieur es auch noch witzig, wenn ich brummige Tiefflieger zurechtwies! Himmelschafundmeer! So konnte kein Hund arbeiten.

Also eilige Konferenz mit Monsieur. Laut Expertenmeinung gab es über den griechischen Urlaubslutscherinseln in der Hochsaison nämlich keine Tiefbrummer. So etwas wollte ich auch für Eiderstedt und die Nordseeinseln durchsetzen, allein mir fehlte die Pfotenhabe.

Lach' die Sorgen einfach weg!
Lach‘ die Sorgen einfach weg!

Wer hörte schon auf einen armen, kleinen, unterdrückten Hund? Julchen konnte ich bei dieser Aktion abschreiben, sie war auf Höllenmaschinen fixiert und warb hier für eine Petition bezüglich Knall- und Brummreduzierung. „Am besten ganz aus dem Verkehr ziehen“, empfahl meine Holde in einer kurzen, wissenschaftlichen Abhandlung.

Ich war mir nicht sicher, ob sie ihre Skills nicht anderweitig einsetzte, wenn es keine Höllenmaschinen mehr geben würde. Niemals würde sie maulaffenpfeil halten. Sie galt als Beardine der Tat. Oder anders ausgedrückt:

Ein Julchen ist ein Julchen ist ein Julchen.

Ein Julchen ist ein Julchen ist ein Julchen.
Einmal Julchen, immer Julchen

Unklar war mir auch, warum sie italienisches Food so vergötterte. Die neue Leidenschaft von Madame, Monsieur und Julischka hieß: Pan Carasau. Allein der Name bremste den Appetit! Doch Julchen drehte schon am Rad, wenn sie das entsprechende Papier rascheln hörte.

Als Foodblogger tat ich meinen Job und probierte ein paar Stückchen vom sardischen Knäckebrot. Heilige Ackergülle! Knackige Überreste von ehemaligen Feldflitzern waren eindeutig schmackhafter als diese Trockenpappe. Aber Julchen mochte ja sogar Mozzarella!

Als Beardine von Welt konntest du da natürlich sagen: „Ich steh‘ auf Italienisch-Kulinarisch!“ Als Rüde vom Land hältst du lieber das Maul. Und träumtest von den handfesten und herzhaften Dingen. Natürlich standen wir beide auf Parmesan, aber das war etwas anderes.

Romantikgipfel
Romantikgipfel

Nicht zu vergessen diese granatenstarken Tartufo-Teigtaschen. Ravioli, so etwas konnte ich mir merken. Und meine Juli konnte ganz schön fuchtig werden, wenn ich auch ein Stückchen abhaben wollte! In solchen Situationen tat es einfach gut, genug Schmalz in den Plüschohren zu haben.

Am weiten Beach von St. Buddel begruben wir das Kriegsbeil. Ohne Zweifel einer der romantischsten Orte der Welt. Hier kann ich jedem nur eins empfehlen: Cheek to cheek buddeln und mit der Frau deines Lebens gemeinsam den Kopf in den Sand stecken. Der siebte Himmel!

Wenn dann noch das Eismobil vorbeikommt, darfst du in Lutscheraugen keinen Fehler machen. Ruhig Blut also. Julchen versuchte doch tatsächlich zu entern. Meine Juli, die impulsive Nudel. Doch die Eislutscherin schien begeistert und bereit, auch Hundeeis ins Programm aufzunehmen. High five!

Ein Eis, s'il vous plait!
Ein Eis, s’il vous plait!

Aber was wenn… plötzlich ein Rivale an genau jenem Ort steht?! Auf den zweiten Blick entpuppte sich dieser Charmebolzen als Balou, mein Kumpel aus Rømø. Doch die Zeiten änderten sich, und die Frau gehörte mir! Loutschi, wie sein Rudel ihn liebevoll nannte, war ein patenter Kerl, nix dagegen zu sagen. Ich versuchte, ihm mehrfach Bussi zu geben.

Alles war gut, so lange er meine Frau nicht ansah! Wir trafen auch andere, lustige Rudel, und die Welt schien ein großer Friede-Freude-Eierkuchen zu sein – obschon ich ein Peace-Steak bevorzugt hätte. Doch dann wagte Balou es, sich mit seinem Rudel auf meinem Terrain zu zeigen! Auf meiner Wiese zu toben!

Mit meiner Holden den Vorderpfotentaps zu tanzen! Ich kam nicht darum herum, ihm mein Essbesteck zu zeigen. Nur… es beindruckte ihn wenig! Die Folge war, dass Juli mir eins überbriet, und auch Madame mein Verhalten als nicht gastfreundlich einordnete. Absurd!

Ein Balou kommt selten allein.
Ein Loutschi kommt selten allein.

Ich musste doch mein Hab und Gut verteidigen. Balou durfte sogar mit meinen Bällen spielen, während ich mich ausschließlich bei den Madames und dem zuckersüßen, frisch geschlüpften Titi aufhalten musste. Die Welt konnte so verdammt ungerecht sein!

Natürlich wollte Julchen ihrem Loutschi-Loutschi auch unseren Wald zeigen, ich konnte es kaum fassen. Dann beruhigte ich mich ein bisschen, denn Balous Monsieur konnte ziemlich gut massieren. Unserem Kumpel gefiel die Ansammlung von Bäumen in meinem Lieblingsdorf Garding so gut, dass er in Nullkommanix einer schwarz bestrümpften Waldfee mit zartem Grünschleier glich.

Julchen und ich versuchten natürlich mitzuhalten, doch wir erreichten Balous Stylinggipfel nicht. Gemeinsam tranken wir aus dunklen, geheimnisvollen Pfützen. Und während die Lutscher die Nase rümpften, verklickerte Julchen unserem Gast etwas von Feen, Elfen und Trollen.

Rüdenkram!, denkt Julchen.
„Rüdenkram!“, denkt Julchen.

Loutschi hatte keinen Sinn für esoterischen Kram, er wollte lieber die Spielgruppe vergrößern und weitere Kollegen einladen. Wieder musste ich an Rømø denken, wo wir uns so gut verstanden hatten. Schade eigentlich, dass man die Zeit nicht zurückdrehen konnte. Mal wieder ganz unbeschwert Welpe sein…

Aber wenigstens stand bald eine Riesenparty in meiner alten Geburtshütte an, und ich würde sie alle wiedersehen: Mama, Papa, die Königsfamilie, einfach alle! Außerdem war mir zu Plüschohren gekommen, dass sich dort recht hübsche Mädels einfinden würden. Und nettes Food!

Text: Janni (nach Diktat zum Schnackapparat gerannt, um Balou zu fragen, ob er Julchen während der großen Party nicht ein wenig ablenken könnte…)

Fotos: Elke Weiler

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