Wenn der Delfin steppt

„Selbst gestrickt?“, meinte die süße Seniorenlutscherin mit Blick auf Julchen und mich. Und Monsieur konterte: „Mit P…l gewaschen!“ Die Nordlutscher hatten diesen speziellen Humor. Und Julischka, die Lichterscheinung, liebte es, sie alle zum Lachen zu bringen.

Das gelang ihr schon, sobald sie irgendwo in den Boden tauchte. Jedenfalls sah es so aus, wenn sie die optimale Stelle erschnüffelte und sich dann mit einer Art Köpper ins Gras warf. Hin und her wälzend ganze Deiche, Wege und Strände entlang rutschte.

Manchmal biss sie mich dabei ins Bein, doch ich ließ mich nicht so leicht provozieren. Ich mochte es, wenn sie jetzt im Herbst den ganzen Wald im Feld trug. Doch Mademoiselle stand wieder auf, schüttelte sich den Dreck aus dem „Selbstgestrickten“ und stupste mich mit ihrer Nougatnase an.

„Das Leben ist schön, Dicker.“

Wo ist sie?
Wo ist sie?

Das war natürlich nicht von der Pfote zu weisen. Und meine Lieblingsbeardine, so streng und pflichtbewusst sie oft war, galt als Genusshund. Für mich begann die Zeit des Genießens mit dem Duft des Dinners.

Nach dem sonoren Hinunterschlingen – Profis wie Foodblogger schmatzten dabei demonstrativ – brachte ich am liebsten die Sofamöblierung durcheinander. Mehr als angebracht fand ich auch die kleine Bauchkraulmassage danach. Für die Verdauung und so.

Sowie die Flimmerkiste danach – für mich die reinste Entspannung. Das Programm war mir schnurzpiepegal, solange sich keine Hunde zu Wort meldeten. Am liebsten schmiss ich mich auf den Rücken, drehte mich zur Acht und hoffte auf weitere Krauleinheiten sämtlicher Lutscher in Reichweite.

Romantik-Julchen
Romantik-Julchen

Was ich gar nicht mochte, war ein Monsieur, der zwar Platz auf der heiligen Couch beanspruchte, sich aber weder fürs TV noch für seinen Lieblingsplüsch interessierte. Stattdessen ununterbrochen auf einen flachen Miniflimmer namens Ei stierte und mit seinen Lutscherfingern hektisch darauf herum tapste.

In solch einem desolaten Zustand half nur eins: Ich baute mich direkt vor ihm auf und leckte mit Hingabe sein stoppelkurzes Backenhaar, Ohr oder was mir gerade so unter kam. Meistens hatte ich Erfolg mit dieser Methode. Denn Monsieur als mir zugeteilter Lutscher hatte sich gefälligst seiner Bestimmung zu widmen!

Plüschmeeting
Plüschmeeting

Schließlich war Liebe ein Geben und Nehmen. Und wer einmal mein Herz hatte, den liebte ich mit allen Schikanen. So musste ich unsere Zweisamkeit auch manchmal vor Fremdeinwirkung schützen. Und zwar mitten im sonst so entspannten St. Buddel.

Wir hatten ein Date dort, mit dem lustigen Mexx, seiner Lebenspartnerin und ihren Lutschern. Julchen bleib natürlich die Spucke weg, als sie Mexxchens Buddeltechnik sah. Er war Meister in einer ausgefallenen Disziplin: Wasserbuddeln.

Delfin und Wasserstepper
Delfin und Wasserstepper

Mexx hatte den Rhythmus, er steppte im Wasser. Überhaupt war der Kleine nicht mehr aufzuhalten, wenn er Pfützen, Seen und Meer sah. Er schwamm wie ein junger Delfin, allein tauchen konnte er nicht. Einmal Wasser unter den Pfoten, strampelte er bis zur geistigen Umnachtung.

Aber das verhinderten seine Lutscher natürlich, indem sie ihn vorher zurückriefen. Julchen verstand sich wie immer super mit allen, und so gab auch ich mir Mühe. Wenn nicht, briet meine Schöne mir eins über. Julchen mochte auch Mexxs hübsche Partnerin Luna sehr gern und fand es unmöglich, als ich ihr Abschiedsbussi mit einer Unhöflichkeit quittierte.

Wasserballett
Wasserballett

Ich saß nun mal gerade so schön mit Monsieur da. Jedes Bussi hat seine Zeit! Julchen, die eifrige Gesellschafterin, sah das natürlich anders. Keine Ahnung, woher sie diesen überdimensionierten Sozialtick hatte.

Auch als wir einen knuffigen Polnischen Hütehund namens Kylie trafen, war meine Juli hin und weg. Dabei schien mir die sieben Monate junge Kylie ziemlich frech zu sein. Sie provozierte mich in einem fort. Nur vorm Wasser hatte sie Angst. Hätte sie mal das Mexxchen kennengelernt! Das reinste Traumpaar.

Liebe auf den ersten Biss
Liebe auf den ersten Biss

Zweifellos war ich am glücklichsten, wenn ich mich mit meinem Augenstern auf der Fenne balgen konnte. Wenn Madame et Monsieur sich ömmelten, weil wir wie die Irren übers den Rasen fegten, flogen, purzelten. Und zwischendurch übereinander herfielen. In diesen Momenten des innigen Beißens und Busselns fühlte ich mich schon ziemlich verlobt.

Text: Janni (nach Diktat nach einem Verlobungssouvenir Ausschau gehalten. Frauen stehen ja angeblich auf so etwas.)

Fotos: Elke Weiler

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