Huhnbesuch im Gartencafé

Es ist ein ungewohnter Anblick in der Landschaft Eiderstedt, die Haubargen und Katen geprägt ist: Das Gutshaus Hoyerswort reckt sich nebst achteckigen Treppenturm in die Höhe. Grazil, anmutig. Ein zweiflügeliger Renaissancebau umgeben von hohem Baumbestand. Kommt man von der L 311 zwischen Kotzenbüll und Harblek, ist diese architektonische Seltenheit der Gegend kaum zu erkennen, so grün ist es drum herum.

400 Jahre hat das Gebäude auf dem Buckel, eine lange Geschichte, die im Innern dokumentiert wird: ein Blick zurück in die Vergangenheit des einzigen sogenannten Herrenhauses auf der nordfriesischen Halbinsel. Seine wohl bekanntesten Bewohner waren Caspar Hoyer (1540 – 1594), als sogenannter Staller ein Amtmann des Herzogs von Gottorf, sowie die aus Koldenbüttel stammende Dichterin Anna Ovena Hoyers (1584 – 1655).

Aber nicht nur. Die Exponate führen noch weiter zurück – bis in die Besiedlung Eiderstedts in den ersten Jahrhunderten nach Christus. Doch es gibt viel zu tun, viel zu sanieren. Im Hier und Jetzt produziert die Marschentöpferei Jordy Fliesen im nahen Oldenswort nach holländischer Tradition – alles in Handarbeit – und verkauft diese nun im Eingangsbereich des alten Herrenhauses, der zu einem Laden mutiert ist. Die Motive passen in die Gegend: Haubarge, Fische, Wattvögel, flache Landschaften.

Und nun die Brasserie von Hoyerswort

Auch das ehemalige Wirtschaftsgebäude von Hoyerswort ist typisch: ein breitflächiger, 200 Jahre junger Haubarg mit enormem Reetdach. Er soll einmal zu einem Restaurant werden, so steht es auf dem Plan des neuen Besitzers. Doch zunächst hat der emsige Alfred Jordy begonnen, im Haupthaus und Garten Kaffee und Kuchen zu servieren.

Da die seit der Café-Eröffnung zu Pfingsten zu lokaler Berühmtheit gekommene Erdbeer-Schmand-Torte aktuell noch auf ihre Vollendung wartet, entscheiden wir uns für Schoko-Birne und wählen unter den gängigen Kaffeezubereitungen Espresso und Milchkaffee. Währenddessen genießen wir das Landleben zwischen freilaufenden Hühnern, Hund und Katze. Jordy hat das Herrenhaus nicht nur mitsamt historischem Inventar von seinem Vorgänger übernommen: Auch Schafe, Ziegen und Schweine gehörten zum Schlösschenkauf mal eben dazu.

Als Geheimtipp gilt das Café schon lange nicht mehr. Pfingsten 2021 wird das Angebot um eine französische Brasserie erweitert, die der Schwiegersohn von Alfred Jordy im reetgedeckten Wirtschaftsgebäude betreibt, der gelernte Koch Hermann Bothe. Endlich Galettes auf der Halbinsel! Profiteroles! Café Gourmande!

Text und Fotos: Elke Weiler

2 thoughts on “Huhnbesuch im Gartencafé

  1. Ich hätte da noch einen neuen Buchvorschlag für Dich. Stoff hast Du glaube ich genug dafür: Glückstorten in Nordfriesland :-)
    Einfach ein schöner Schreibstil.
    Habe schon lange einen Artikel zu Hoyerswort schreiben wollen, aber manchmal fehlen einem die Worte. Ich habe eine Portraitserie für ein Kinderkleid dort gemacht. Traumhafte Umgebung.
    Lieber Gruß
    Kai

    1. Danke dir, lieber Kai! Echt eine coole Idee. :-D Aber diese Bücher sind schuld, dass ich kaum noch zum Bloggen komme. ;-) Bis Ende des Monats ist der Stress besonders hoch. Allerdings waren wir vorher schön zur Erholung im Rudelurlaub in Dänemark gewesen, da geht es dann! Portraitserie klingt super! Liebe Grüße!

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