Blumen und Musik

Julchen auf Nordstrand

Nordstrand – natürlich hatte ich an diese Insel nur die besten Erinnerungen. Ging doch mein erster Ausflug mit meinem Herzblatt, dem schönen Labrador Buddy, an den genialen Strand von Fuhlehörn. (Ich berichtete.)

Leider hatten Madame et Monsieur dieses Mal nicht das Watt von Nordstrand ins Visier gefasst, sondern liefen zunächst über einen lutscherreichen Deich in Süderhafen.

Traumwandlerisch steuerte ich ein kleines Mädel an, das ausgesprochen Beardie-erfahren war. Ihr Papa erzählte, dass sie mal einen gehabt hätten, einen Mischling, der immerhin 15 Jahre durchgehalten hat! Ich tröstete die Kleine gerne – das gehört schließlich zu meinen Spezialitäten.

Aber die nächste Story werdet ihr mir nicht abkaufen. Ja, dieser Tag war voller Überraschungen. Auf der anderen Deichseite grasten jede Menge Schafe – ohne Absperrung! Zwar versuchte Monsieur mich mit allen Mitteln abzulenken, dennoch fielen ein paar Köddel für mich ab.

Wir waren schon fast wieder weg, da interessierte sich doch tatsächlich eines der süßen Lämmer für mich! Es kam immer näher, doch als Madame es fotografieren wollte, drehte es ab.

Ich konnte das verstehen, diese Paparazzi gingen einem manchmal ganz schön auf die Nerven! Man wollte schließlich auch ein wenig Privatsphäre, oder?

Na ja, jedenfalls gab mein neuer Freund, das Lamm, nicht gleich auf, es war echt hartnäckig. Schade, dass ich weiter musste, es wäre bestimmt sehr interessant gewesen, sich mal mit einem Schaf auszutauschen. Meist gingen die Wollknäuel auf den Deichen ja gleich stiften. (Ich berichtete.)

Dennoch irritierte mich sein Verhalten leicht. Was zog dieses Lamm zu mir hin? Sah ich etwa aus wie seine Mutter? Ich wagte nicht daran zu denken.

Eigentlich hatten Madame et Monsieur nämlich beschlossen, dem nächsten fragenden Fan („Was wird der denn, wenn er groß ist?“) zu antworten: „Ein Grizzly!“ Ich fand das legitim, wenn auch keck, und war mir aber über die Folgen nicht im Klaren. Schwamm drüber. Meiner Beliebtheit würde es sicher keinen Abbruch tun.

Langeweile in Reinform

Aber wo war ich stehen geblieben? Ach ja, Nordstrand. Madame et Monsieur legten einen ihrer berüchtigten Kaffeestopps ein. Langeweile in Reinform!

Das Einzige, was mir blieb, war ein wenig Ordnung im Blumenbeet zu schaffen. Ich köpfte einige der Tausendschön, während meine zwei Hübschen sich mit Kuchen vollstopften. Ich zerrupfte alles ein bisschen und schmückte mich gerade damit, als Madame einen unkontrollierten Schrei ausstieß.

Sah ich so schlimm aus? Wo war ein Spiegel? Dann begriff ich: Den beiden waren meine Gärtnerübungen peinlich, schnell versteckten sie die verräterischen Überreste meines Handelns. Aber ich mochte Blumen! Ich wollte so eine für die Stirnfransen, genau wie meine Schwester Missy eine hatte. Diese Tausendschön sahen doch so ähnlich aus!

Julchen chillt auf Nordstrand

Überhaupt, Schönheit war wichtig. Wie denkt ihr darüber? Täglich musste ich mich mindestens einmal vor meinem Frisiertisch postieren, manchmal sogar ein kurzes „Wuff“ von mir geben, um auf die Kämmzeit hinzuweisen. Das aber auch gar nichts von selber lief!

Wieder war ich ohne Beschäftigung. Mein Knabberohr ödete mich an. Ging es bald weiter, weg aus diesem Café? Wenigstens konnte ich mit Monsieur eine Runde drehen, während Madame noch irgendwelche ultrawichtigen Dinge erledigen musste. Pah! Gab es denn etwas Wichtigeres als mich?

Aber dann kam die zweite Überraschung des Tages: Wir wechselten erneut die Location und gelangten an einen wundersamen Ort – fast so schön wie das Watt mit Buddy. Aber ganz anders, irgendwie psychodelisch. Nein, ich hatte nichts von den Bellis gekostet, ehrlich!

Vor einen Tisch voll glänzender Töpferware ließ ich mich nieder und schlief fast ein. Lauter Windspiele um mich herum! Was für ein herrlicher heller Ton, im Rhythmus des sanften Lufthauches, der über Nordstrand wehte.

Peace, Love and Happiness. Egal, ob Blumen im Fell oder berauschende Klänge inmitten der Natur: Tief in meinem Innern war und blieb ich ein Hippie. Yeah. Yeah, yeah. Und Nordstrand war mein Woodstock.

Text: Julchen (nach Diktat Pflanzen für den Garten bestellt und schon mal mit den Grabungen begonnen)

Fotos: Elke Weiler

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