Düsseldorf à la carte

„La dolce vita“ in der schönsten Stadt am Rhein?! Alles im Fluss, Alt und Neu, Düsseldorf wächst und gedeiht. Immer wieder kommen kulinarische und kulturelle Hotspots hinzu. Doch das Schöne ist: Die City bleibt übersichtlich. Ich habe aus der Masse sieben Sachen ausgewählt, die schon zu Klassikern geworden sind – mein persönlicher Miniguide für Düsseldorf von der Nudelbar bis zur Kunst im Tunnel.

Burns Art & Culture
Stephanienstraße 6
hotel-burns.de

Wir gehen zu Fuß vom Bahnhof zum Hotel. Von der Klosterstraße – wegen der japanischen Restaurants auch Klein Tokyo genannt – biegen wir in die ruhige Stephanienstraße ein. Die hellen Apartments sind um einen Innenhof gruppiert, wir schauen auf Palmen, hier in Düsseldorf-Mitte. Auch in der Inneneinrichtung finden wir exotische Details wie die afrikanische Maske über dem Küchentisch oder den Sessel mit Leo-Print. Sonst alles eher klassisch, schwarzes Leder, Beige- und Brauntöne. Wir haben uns an der Rezeption Codes fürs W-LAN geben lassen, alles funktioniert einwandfrei. Als wir morgens in den Frühstücksraum kommen, ist die Auswahl recht bunt – von Früchten über diverse Brötchen und Kuchenteilchen bis hin zum Rührei, das gerade frisch aufs Buffet kommt. Und dann geht’s los: Die Stadt wartet! Dass wir wie in einer Oase unter Palmen wohnen und trotzdem zu Fuß zu Kö, Kai und Kunst laufen können, ist das Beste von allem.

Die Palmen sind schon da.

MoschMosch (leider geschlossen)
Königsallee 60, Eingang Grünstraße
moschmosch.com

Es gibt viele Dinge, die ich vermisse, seit ich nicht mehr in Düsseldorf lebe. Dazu gehört auch diese japanische Nudelbar. Niemand weiß so recht, was MoschMosch bedeutet, aber laut Legende kommt die Erleuchtung mit der eintausendsten Nudel. Womit wir beim Schwerpunkt des Restaurants wären: Ramen. Und zwar in Suppen mit so verheißungsvollen Namen wie Morgensonne und Glücksgefühle. Mir persönlich ist nach so längerer Düsseldorf-Abstinenz mal wieder nach einem „Höhenflug“. Außer hausgemachten Weizennudeln in vegetarischer Brühe schwimmen Lachs, Spinat, Enoki-Pilze, Karotten, Frühlingszwiebel und Sojasprossen vor mir. Männer stehen ja eher auf die gebratenen Dinge oder rotes Curry. Ganz wichtig: MoschMosch hat Glutamat aus seiner Küche verbannt. Für Allergiker gibt es außerdem eine Tabelle mit Inhaltsstoffen und ausführliche Beratung vor Ort. Zum „Höhenflug“ bestelle ich eine hausgemachte Limonade. Außerdem lese ich gerne rund um die Karte, weil dort solche Sachen stehen wie: Gäste werden mit jedem Besuch schöner. Es muss am Schlürfen liegen.

(Update am 21.1.2020: Bedauerlicherweise gibt es kein MoschMosch mehr in Düsseldorf, wohl aber andere Nudelbars. Ich empfehle das Takumi Chicken & Veggie in der Klosterstraße. Demnächst mehr dazu! )

Suppe macht glücklich.

Der gute alte Rhein
Egal welches Ufer!

In Düsseldorf habe ich schon in vielen Stadtteilen gewohnt, in Bilk, Pempelfort, Karlstadt und zuletzt in der Altstadt. Außer in Bilk war der Rhein immer zu Fuß zu erreichen, in Pempelfort konnte ich ihn sogar vom Fenster aus sehen können. Rund um Düsseldorf macht der Rhein die schönsten Schwünge und bilden weite Panoramen. Ich mag die Strandabschnitte in Hamm und Volmerswerth, die jegliche Urbanität vermissen lassen und einfach nur wie niederrheinische Dörfer wirken. Nicht umsonst heißt es Kappes-Hamm: Kappes, also Weißkohl, für die landwirtschaftliche Ausrichtung des Stadtteils. Meist gehen wir einfach zur Rheinuferpromenade, die von 1990 bis 1997 vom Schweizer Architekten Niklaus Fritschi gebaut wurde, der in Düsseldorf lebt. Ihr Pflaster imitiert die Wellen des Rheins und wenn man dort entlang radelt, fangen die Steine ob der Geschwindigkeit an zu leben – als führe ich übers Wasser. 1994 bin ich nach Düsseldorf gezogen, da war da Ufer noch eine Baustelle. Später ging ich fast täglich mit den Inline-Skatern an den Rhein und drehte morgens meine Pirouetten. Im Sommer dann abends zum Chillen auf die Wiesen, zum Picknicken, Trommeln oder einer Gitarre lauschen. Der Rhein gibt der Stadt die Gemütlichkeit, er ist ihre Seele.

Die rheinländische Seele. Egal, wohin du gehst.

Gut & Gerne
Burgplatz 3-5
schokoladenfachgeschaeft.de

Wer noch mehr für die Seele tun will, trinkt heiße Schokolade. Vom Rheinufer aus einfach in den Burgplatz einbiegen, dort sind sie, die zwei Schaufenster zum Paradies. Eines gibt den Blick in den Pralinenhimmel frei, das andere in ein kleines Café im Provence-Stil. Nostalgische Holzmöbel, Amélie-Musik im Hintergrund. Aber das Beste aber ist die heiße Schokolade. Egal, wie hochprozentig der Kakaoanteil ist, egal ob dunkle oder weiße Schokolade, egal ob mit Chili, Fleur de Sel oder pur – ein Besuch im Schokoladen-Café kommt einer Auszeit, wenn nicht einem Kurzurlaub gleich. Hilft sofort bei Nieselregen-Allergie, Herbstblues oder ähnlichem. Für mich eine der besten Schokoladen weltweit. Der einzige Nachteil des Ladens: Er ist viel zu klein, so dass man schon mal auf ein freies Plätzchen warten muss…

Trunk der Götter

Kunst im Tunnel

Mannesmannufer 1b
kunst-im-tunnel.de

Ebenfalls am Rhein und zwar beim Horionplatz vor der Rheinkniebrücke entstand 2007 ein eher ungewöhnlicher Kunsttempel. Für den Bau der Promenade wurde das Ufer untertunnelt, und in einem Zwischenraum der beiden Röhren hat wieder mal das Atelier Fritschi & Stahl einen Coup gelandet. Ein Tunnelrestraum für die Avantgarde. Erkennbar ist das KIT von oben am Glaspavillon, der ein Café beherbergt, die KIT Bar. Beliebt für kleine, feine Konzerte oder einfach einen Kaffee am Rhein. Durch das Glashaus geht’s nach unten, in die Höhle für junge Kunst. Ergo sind die Klassen der Akademie häufig mit Ausstellungen vertreten. Der spitz zulaufende, unterirdische Raum verfügt über eine gewisse Dynamik, die vom Lichtkonzept unterstützt wird, und übt sich ansonsten in Zurückhaltung. So kann sich die Kunst frei entfalten. Und wer einfach mal durch das Guckloch auf der Promenade von oben hineinsieht, wird noch neugieriger auf das unterirdische Geschehen.

Kunst im Tunnel

Die Loretto

Würde ich nach Düsseldorf zurückziehen, fiele meine Wahl auf Unterbilk. Ich mag das Friedensplätzchen mit seinen Markttagen, den Florapark, die Alleen und vor allem die Lorettostraße. Hier sind sie, die kleinen Boutiquen und netten Läden. Stichwort: inhabergeführt. Wie in Flingern hausen in Unterbilk die Kreativen. An der Ecke zur Bilker Allee das schon legendäre „Frida“, wo sich der Kiez zum Brunch oder abends auf ein paar Tapas trifft. Oder ein Stück weiter auf ein Eis in der „Diele“ mit ihrem laktosefreien Fruchteis, mit Soja-Eis und Milcheis-Ideen wie Krumme Erdbeere und Knackige Biene. Leider legt die „Diele“ immer eine Winterpause ein. Einkehrmöglichkeiten gibt es rundherum genug, zum Beispiel im „Seifenhorst“ oder „Bernstein & Inbar“. Bleibt zu hoffen, dass die Lo nicht zu teuer und zu hip wird, damit der dörfliche Charakter von Unterbilk nicht verkommt.

Let’s go Lo!

Blackbox
Schulstraße 4
duesseldorf.de/filmmuseum/blackbox

Stellvertretend für die Düsseldorfer Filmkunstkinos (filmkunstkinos.de) muss die Blackbox herhalten. Als einziges Programmkino ist sie dem Filmmuseum angeschlossen und wird von der Stadt betrieben, während Bambi, Cinema, Metropol, Atelier und Souterrain von engagierten Privatleuten geführt werden. Vielfach ausgezeichnet! Ich liebe sie alle, die ganzen kleinen Kinos. Jedes hat sein spezielles Flair, das Souterrain in Oberkassel gleicht einem Wohnzimmer, das Bambi auf der Klosterstraße ist aus den 60er Jahren, während das Metropol in Bilk mit seinem studentischen Outfit eigentlich das älteste Kino der Stadt ist. 70 Jahre. Im Sommer kommt dann noch das Vier-Linden Open Air hinzu. Welche Stadt von der Größe Düsseldorfs hat schon so eine Auswahl an Programmkinos? Eigentlich ein guter Grund, in der schönsten Stadt am Rhein zu leben.

Arthouse-Kino. Immer gut.

Text und Fotos: Elke Weiler

Und noch ein Tipp aus der näheren Umgebung: Für eine bergische Kaffeetafel unbedingt Solingen ansteuern!

11 thoughts on “Düsseldorf à la carte

  1. Ich muss sagen, mich hat Düsseldorf auch extrem positiv überrascht. Jedem dem ich erzähle, dass Düsseldorf extrem cool ist, der verzieht erstmal die Nase. Aber wirklich tolle Stadt, welche ich jedem ans Herz legen kann.

    Übrigens habe ich so ziemlich genau von der gleichen Stelle auch mein Abendfoto gemacht ;-)

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