Ein Hoch auf den Kniepsand

Strandkorb, Kniepsand

Der ideale Tag auf Amrum

Nach einem Test des prallen Insellebens auf Föhr im Juni habe ich mich nun gefragt, wie der ideale Tag auf Amrum aussieht. Jede nordfriesische Insel hat ihren eigenen Charme, die Halligen lasse ich mal außer vor – das ist ein eigenes Universum. Doch von den Inseln ist Amrum mein Liebling.

Warum? Nur dort gibt es den Kniepsand. Amrum hat die schönsten Dünen und die beste Luft, die einen selbst dann noch umhaut, wenn man schon seit Jahren am Meer wohnt. Amrum ist die Insel für Naturfans und Puristen. Für alle, die in jedem Winkel das Meer riechen wollen.

Wie sieht also der ideale Tag auf Amrum aus? Den ganzen Tag über am Strand verbringen? Ich war bei schönstem Septemberwetter dort und habe es getestet.

* Ankommen geht nur auf dem Wasserweg. Es gibt zwei Möglichkeiten, nach Amrum zu gelangen: entweder mit dem Schnellboot ab Nordstrand oder mit der Fähre ab Dagebüll. Das Expressschiff nimmt übrigens nicht nur Menschen, sondern auch Hunde und Fahrräder mit. Als Einzelperson habe ich 27 Euro inklusive Rückweg bezahlt. Leider funktioniert die Verbindung ab Nordstrand nur von Mitte April bis Anfang November. Ab Dagebüll hingegen geht es ganzjährig nach Wittdün.

An der Wattseite von Amrum

* Das Auto habe ich lieber auf dem Festland gelassen! Am besten lässt sich die Insel nämlich mit dem Fahrrad oder zu Fuß erkunden. Wer sein eigenes Rad nicht mitbringt, kann in jedem Inseldorf oder direkt am Fähranleger eines ausleihen. Mein Tipp: Ich habe schon vorher via Internet mein Fahrrad gebucht, dadurch statt 8 Euro nur 5 pro Tag bezahlt und mir ein besonders schönes und bequemes Rad gesichert.

* Das Rad hole ich am Fähranleger ab und nehme den Uferweg nach Steenodde. Bislang habe ich Hotels in Wittdün und Norddorf ausgetestet. Heute also mal das niedliche Steenodde. Mit Blick aufs Watt! Sogar von meinem Zimmer im Inselhotel Kapitän Tadsen kann ich ein Stück Meer sehen.

* Ich muss es wieder tun. Kaum bin ich auf Amrum, fahre ich am Ufer entlang nach Nebel. Höre dem Wind und den Wattvögeln zu, die bei Ebbe auf dem Meeresboden herumstaksen und nach Nahrung suchen. Mein Lieblingscafé ist das „Dörnsk an Köögem“ in Nebel. Ich bin zum ersten Mal bei Sommerwetter hier und ergattere den letzten freien Platz im Innenhof. Einmal Waffeln, bitte!

* Jetzt bin ich bereit für die wilde Geschichte der Insel. Im Öömrang Hüs scheine ich der einzige Besucher zu sein, aber nicht lange. Ein Haus aus dem 18. Jahrhundert, ganz Backstein und Reet, mit Fliesen, Alkovenbetten und vielen historischen Details. „Bitte nichts mitnehmen!“, scherzt der Mann, der draußen auf der Gartenbank sitzt. Nordfriesischer Humor. Ich sehe mir die Ausstellung über Hark Nickelsen an, der bekannteste Kapitän der Insel. Im 18. Jahrhundert lebten die Insulaner von der Seefahrt, und Nickelsen versuchte ebenfalls sein Glück auf dem Wasser. Was passierte? Er fiel Sklavenhändlern in die Hände, arbeitete drei Jahre als Kaffeeschenker in Algier, wurde von den Portugiesen freigekauft. Nur um wieder zur See zu fahren und selber als Sklavenhändler reich zu werden. Seinen Grabstein entdeckte ich unter den sprechenden Steinen auf dem Friedhof in Nebel.

Die Dünen, der Sand

* Zwischenstopp auf dem Weg zum Strand: Es ist herrlich, über die Bohlenwege durch die Dünenlandschaft Amrums zu wandern. Eigentlich ist es morgens früh am schönsten, wenn noch keiner dort ist. Dann auf eine Aussichtsdüne klettern und bis zum blauen Meer schauen.

* Nun aber endlich Kniepsand unter den Füßen! Dieses Mal entdecke ich den Süddorfer Strand und erkläre ihn spontan zu meinem Amrumer Lieblingsbeach. Einfach so. Vielleicht sind die Dünen hier ein Stück höher, vielleicht ist es die einsame Bank mitten im Sand, oder es liegt an den mietbaren Schaufeln. Vielleicht ist es der Spruch von Heinrich Heine neben den aktuellen Wetterdaten.

* Abendessen mit Blick aufs Meer im Restaurant „Weltenbummler“ – na, wenn das nicht passt! Top gebratene Scholle. Als Nachtisch Holunderparfait mit Erdbeeren. Zergeht auf der Zunge. Und noch einen Abstecher an den Süddorfer Strand zum Sonnenuntergang. Rundherum entspannt und glücklich.

* Am Meer kann ich wunderbar Pläne schmieden… Im nächsten Sommer möchte ich nämlich mein Zelt hier aufschlagen – auf dem Campingplatz mitten in den Dünen. Vermutlich klopfen die Wildkaninchen dann morgens an die „Tür“. Und dann werde ich endlich den Leuchtturm besichtigen. Bislang hat es mit mir und den Öffnungszeiten nicht geklappt. Und irgendwann muss ich mal barfuß von der Amrumer Odde nach Föhr laufen…

Text und Fotos: Elke Weiler

Blaue Stunde am Strand

11 thoughts on “Ein Hoch auf den Kniepsand

  1. Besser hätte ich es nicht ausdrücken können. Danke! Jeder der noch nicht dort gewesen ist, hat noch nicht spüren dürfen, was es heißt wirklich zu ATMEN! Mit allen Sinnen. Bei mir fängt es bereits auf der Fähre mit einem Milchreis und einer Toten Tante an, ab dann heißt es: Handy aus und fühlen!

  2. Moin Elke,
    war dieses Jahr auf Amrum und konnte dort auch die wunderschöne Insellandschaft genießen. Wenn du mal wieder dort hinfährst, dann solltest du dir unbedingt Panchos Burg anschauen!
    Und wenn es zum Leuchtturm geht, dann nimm den „Dünenwanderweg“ bei Wittdün. Entlang des Pfades kann man sowohl erstklassige Blicke auf den Leuchtturm als auch auf den Kniepsand erhaschen. Viel Glück übrigens noch mit der Besichtigung des Leuchturms, ich habe das wegen den komischen Öffnungszeiten auch nicht rauf geschaft…schade.
    Warst du übrigens schon in einer der Strandhütten, die zwischen Wittdün und Nebel auf dem Kniepsand stehen? Falls nicht, geh hin. Sie sind ideal zum auspannen und einfach mal nur für zu sein. Hinterlass doch mal einen Eintrag in einem der Gästebücher, welche in den Hütten liegen. Wer weis, vielleicht liest ja einer deiner Leser einen Eintrag.

    Achja dem Cafe Schult sollte auch unbedingt einen Besuch abgestattet werden, als leidenschaftlicher Fan von Kaffee und Kuchen, kann ich behaupten dort die wohl besten Sahnetorten überhaupt gegessen zu haben.

    Liebe Grüße aus Ostfriesland,
    Johannes

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