Luis empfiehlt sich

Manchmal liebt das Leben dich. Manchmal läuft alles rund. Du lernst ein Mädel kennen, ihr zieht zusammen. Alles andere ist plötzlich unwichtig. Du willst das Glück am Bauch kitzeln. Zwar hast du einen geilen Job bei Meerblog als Kolumnist, doch Ressortleiterin Julchen macht dir das Leben schwer.

Ständig schreit sie nach Stories. Und neben dir sitzt dein Mädel mit dem schönsten Lächeln der Welt. Wer kann sich da auf Stories konzentrieren? Die Gedanken sortieren, wenn das Herz vor Freude hüpft? Also setzten wir uns eines Abends zusammen und beschlossen, die Reise unseres Lebens anzutreten. Nur sie und ich.

Es sollte eine Weltreise sein, und so nahm ich mir eine Auszeit für mindestens ein Jahr. Kurz darauf stand bereits ein neuer Anwärter für meinen Job in den Startlöchern. Da hatte sich doch tatsächlich ein finnisches Eichhörnchen an die Fersen der Chefin geheftet, als sie in Helsinki war!

Kaum da, schon nervt er: Jussi
Was will dieser Jussi?

Doch ich blieb cool. Laut Vertrag konnte ich nach dem Sabbatical wieder meine alte Position als Beachblogger einnehmen. Und wer wusste schon, was das Leben noch brachte? Ich musste der Ressortleiterin nur noch diesen Rückblick schreiben, damit sie endlich Ruhe gab.

Long time ago… Es war im August 2011, als die Chefin mich einstellte. Wir liefen uns im Surferdorf Sankt Peter über den Weg – wo sonst sollte man den idealen Beachblogger anheuern? Die Chefin hatte einfach einen guten Riecher für neue Mitarbeiter. Ich summte gerade einen Song von good old Bob und blinzelte in die Sonne.

Da stand sie vor mir, packte mich kurzerhand ein, und bald trat ich meine erste Reise an. Samsø, what a nice place! Zwar musste ich erfahren, dass der Job auch gefährlich werden konnte, denn ich lernte sogenannte Nordbagger mit riesigen Gebissen und aufgeregte Skipperhunde kennen.

That's what they call a Nordbagger.
That’s what they call a Nordbagger.

Doch ich konnte mich behaupten, nicht zuletzt halfen Bier und Musik. Sie sind das Salz in der Suppe des Lebens, sie wirken reinigend, entspannend und völkerverbindend. A lalalala long long lee long long long… Schafe können zwar nicht fliegen, doch am Ende hob ich ab.

Nach Amrum und Sylt durfte ich die Chefin begleiten. Und in der spanischen Gegend La Mancha begegnete ich keinem Geringeren als Don Quichote! Allerdings wirkte er ziemlich durchgeknallt, besser kam ich mit seinem Freund Sancho Panza zurecht. Bis der mich an einen Esel verfüttern wollte!

Ein Schaf lebt gefährlich.
Als Schaf lebst du gefährlich.

Mein Leben als Beachblogger entwickelte sich zum reinsten Abenteuerroman. Düsseldorf, Bremen, Berlin. Eine City schöner als die andere. Doch ehe ich mich versah, stand das Little Blogger Meeting an. Drei Tage an der Nordsee.

Wind, Wellen, Wahnsinn. Inklusive Yeti-Treffen auf der dänischen Insel Rømø. Einziger Wermutstropfen: am Little Blogger Meeting nahm auch meine spätere Vorgesetzte Julchen teil. Und sie war schon zu diesem Zeitpunkt nicht gerade zimperlich im Umgang mit Schafen.

Was für ein Glück, dass ich die Chefin allein nach Irland begleiten konnte. Und dass wir doch tatsächlich einen echten Pub Crawl im Programm hatten! Dank Guiness und Musik an jeder Ecke kam uns das „Sláinte!“ locker über die Lippen.

Love is in the air.

Kurz darauf passierte es. Wir machten Station in Hamburg, und ich blickte in ihre Augen. Es haute mir glatt den Boden unter den Klauen weg! Die Luft hing voller Reggae, in der Ferne das Tuten der Schiffe und die Schreie der Möwen. Nur mein Mädel und ich.

Wir lebten den Augenblick, das Hamburger Schlafschaf und ich. Und bevor wir ahnten, ob und wie es mit uns weiterging, hatte ich noch einige Abenteuer zu bestehen. Auf Litauen war ich gespannt wie ein Hosengummi. Schließlich fand ich mich in Užupis wieder, einer unabhängigen Republik, deren Parlament eine Kneipe war.

Die Verfassung beinhaltete Weisheiten wie: „Jeder hat das Recht, nichts zu verstehen und hier unten am Fluss zu leben.“ Cooler ging’s nicht. Leider nur eine Utopie, sonst wäre ich sofort umgezogen und hätte Passagen für Schafe erarbeitet. Stattdessen fuhr ich nach Bornholm und an den Öresund, entdeckte Wahnsinns-Städte wie Stockholm, Rom und Kopenhagen.

Verliebt in Frankreich
Verliebt in Frankreich

Immer wieder zog es uns an die Strände dieser Welt. Wie lässig, jenes Inselhopping in Frankreich! Doch jedes verdammte Mal, wenn ich aufs Meer blickte, vermisste ich mein Mädel wie verrückt. Das Meer machte einen wahnsinnig, egal welches.

Erst recht, wenn du versuchst zu surfen. Die Idee kam mir Bobseidank nicht, doch ich amüsierte mich über die mehr oder weniger missglückten Versuche der Chefin am dänischen Ringkøbing-Fjord. Wir trudelten dort zur Mittsommerparty ein, und ich vermisste ein bisschen Wärme.

Doch die Dänen waren clever und zündeten einfach rund um den Fjord ein paar Lagerfeuer an. Das wirkte nicht nur kuschelig, sondern animierte sie auch zum Singen. Auf einer der folgenden Reisen lernte ich meinen Kumpel Esel unterwegs kennen. Wir verstanden uns auf Anhieb prächtig und gingen gemeinsam auf die legendäre „Beaches & beer„-Tour.

Luis und sein Mädel
Startklar für die Reise des Lebens

Endlich konnte ich mein Mädel überreden, ihren stressigen Job als Schlafschaf aufzugeben und zu mir an die Nordsee zu ziehen. Obwohl es ja am Mittelmeer wesentlich angenehmer wäre. Das hatte ich zuletzt in Genua, Dubrovnik und Barcelona gemerkt.

Blöderweise konnte ich mein Mädel nicht mitnehmen. Doch schon bald werden wir zusammen am Mittelmeer sein und Klauen halten. Es ist der Anfang unserer Weltreise. Zuerst besuchen wir eine alte Freundin von mir, die ich aus Rotterdam und Norwegen kenne. Simone wohnt in Holland und sie hat versprochen, schon mal das Bier kühl zu stellen.

Danach geht es zu Nicole in Barcelona. Mit ihr und ihren sagenhaften Freunden habe ich bereits zusammen angestoßen – meraviglioso! Wir freuen uns tierisch auf euch alle!

Luis in Barcelona
Memories of Barcelona

Und was kommt danach? Unsere „Weltreise ohne Kohle“ wird bestimmt viele Überraschungen bringen. Meine Kollegin Julchen will alles koordinieren, und ich schreibe euch ab und zu eine Postkarte.

Love, peace and Apfelkuchen!

Euer

Luis Maria Fernando da Silva Santos

Fotos: Elke Weiler

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