Rockstars des Deichs

Mister Kater war ein cooler Typ. Und ein prima Kumpel. So zeigte Mats mir, wie man sich elegant auf Samtpfoten bewegte und affenartig kletterte.

Mit der Geschmeidigkeit haperte es bei mir noch. Doch wir stiegen gemeinsam unwegsame Geländer hoch und enterten die Schlafkoje von Madame et Monsieur.

Julchen und Alma rocken den Deich

War ich stolz! Und wieviel Platz dort war! Wie gut es roch! Leider teilten unsere Smutjes diese Begeisterung nicht. Zumal ich die Treppe nicht von alleine wieder herunterkam. Da ich weniger handlich war als Mats, fluchte, schimpfte und stöhnte Monsieur ob der süßen Last.

Dabei ich hätte locker noch ein Weilchen oben bleiben können. Wo es so gemütlich war. Überhaupt hing der Haussegen schief, nachdem ich mich in der gemütlichen Hütte meiner Schwiegerlutscher daneben benommen hatte. Angeblich.

Musste Monsieur seine Teetasse auch ungesichert auf dem Tisch stehen lassen? Ich hatte sie umgewedelt, so dass die Tischdecke eine neue Farbe bekam. Die Liebe machte mich kreativ. Damit Emil später noch an mich dachte, hatte ich schließlich auch seinen Teppich im Flur benässt. Nur ein bisschen!

Gemeinsam sind sie stark: Julchen und ihre Schwester Alma

Madame et Monsieur fanden mich hochnotpeinlich, doch Schwiegermadame lief über vor Verständnis. Vielleicht sollte ich in Erwägung ziehen, mit Emil zusammen zu leben? Die Konditionen erschienen mir höchst angenehm.

Doch dann fiel mir Kater Mats wieder ein. Konnte ich ihn mit Madame et Monsieur allein lassen? Würden sie nicht verzweifeln – in den Fängen dieses wilden Tieres?

Also opferte ich mich und ging mit ihnen zurück. Nicht ohne mich von Emil noch einmal richtig abknutschen zu lassen. Wir tauschten unsere Halsbänder als Zeichen inniger Verbundenheit.

Doch die Lage war angespannt. Stand das Treffen mit Alma auf dem Spiel? Ich machte auf „liebster Hund der Welt“ und stimmte Madame et Monsieur versöhnlich.

Glücklicherweise stand Schwiegermadame mir bei und brachte das funkelnagelneue Halsband zurück, das sie nach stundenlangem Suchen im Garten gefunden hatte.

An jenem Ort zärtlicher Romantik, wo Emil mich entkleidet hatte. Auf seine Madame war wirklich Verlass! Und erst ihre Leckerlis – phänomenal! Genauso wie die von Almas Rudel.

Ein Stock für zwei: in der Familie wird schwesterlich geteilt

Wie sehr ich mich doch freute, mein friesisches Schwesterherz wieder zu treffen! Wir tobten wie die Irren durch ihren Garten, und zu meiner Freude merkte ich: Sie war zwar in Topform, aber nicht mehr der schnellste Hund Nordfrieslands.

Dafür aber der Kuscheligste. Wie ein Bärchen sah die Hübsche aus, man wollte sie die ganze Zeit nur knutschen. Alma führte mich an den Fahretofter Deich, wo wir mal so richtig die Sau raus ließen.

Hier begegneten wir auch Tanne, einer dreijährigen Labradorhündin. Als wir sie nach einer Weile wiedertrafen, war ihr Rudel verblüfft: „Sind das immer noch die selben Hunde?“

Unsere Spezialität war die Wandlungsfähigkeit der Beardies. Wie die Chamäleons konnten wir uns der Umgebung anpassen. An einem regengrauen Tag wie diesem, umgeben von Schlick, Matsch und triefnassen Wiesen waren wir nicht länger duftige Wölkchen.

Nach und nach hatten wir uns in taupefarbene Wetmodels verwandelt – das Ergebnis intensiven Schlammcatchens. Zuerst nur die Socken, von unten nach oben dann schließlich der ganze Körper. Alma und ich, wir waren die Rockstars des Deichs. Wacken, wir kommen!

Schließlich zeigte ich meiner süßen Schwester noch, wie man sich effektiv im Gras wälzte, um den Look zu vervollständigen. Doch ihr zentrales weißes Kopfhaar war beratungsresistent, am Ende wirkte sie wie ein spanischer Straßenhund mit Barockperücke. Bei mir ging’s ohne. Nur dieses verfluchte Schleifchen wurde ich nicht los.

Der Hund als Chamäleon: Julchen nach der Schlammschlacht

Wir flogen durch die Lüfte und balancierten enorme Äste über weite Strecken – alles im Team! Denn wir wussten: Nur zu zweit waren wir stark. Doch unsere Rudel wollten sich nicht länger mit uns in der Öffentlichkeit sehen lassen. Nicht gesellschaftsfähig!

Es kam, wie es kommen musste. Na ja, dieser Schlauch, vorne ein Wasserstrahl und am Ende war auch Almas partieller Barocklook hinüber. Dafür begrüßten uns drei nette Mademoiselles, die ihren Hund kaum wiedererkannten.

Ich ging auf Recherche und sah mich ein wenig in Almas Hütte um. Zwar gaben sie mir nichts von den frisch gebackenen Waffeln ab, die verführerisch auf dem Tisch dufteten. Doch es gab einen Spezi-Snack für Alma und mich.

Ich bedankte mich mit einer kleinen Pfütze – direkt neben dem Flauschteppich. On top wäre natürlich optimal gewesen, doch aus unbekannten Gründen hatten sie ihn hochgeklappt.

Was soll ich sagen? Mein Ansinnen wurde gründlich missverstanden. Ich fühlte mich doch pudelwohl und betrachtete ihr Heim als meines. Madame et Monsieur distanzierten sich von mir.

Mir blieb nichts übrig, als ich meinen rauen Charme einzusetzen, um die Sache wieder ins Lot zu bringen. Schließlich sollte Almas Rudel uns bald in der neuen Hütte besuchen! Nun, eine kleine Pfütze hatte meine liebe Schwester gut bei mir. Und Emil natürlich auch. Obwohl…

Text: Julchen (nach Diktat Seife und Schrubber auf die Einkaufsliste gesetzt)
Fotos: Elke Weiler

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