Die Füße des Physikers

Rudkøbing

Jener Morgen wirkt grau, Nebel hängt über den Feldern Langelands, der Horizont scheint greifbar nah. Ich lande in Rudkøbing am Wasser. Weil es dem Grau des Tages seine ganze Farbpalette entgegenstellt. Doch was, wenn der Nebel auch die Hausfassaden auswaschen könnte? Gelb dominiert. Langeland kennt die Sonne, schließlich liegt es in der Dänischen Südsee.

Sonntagsruhe. Ich laufe über die Østergade, wo sich Geschäft an Geschäft reiht, mache einen Abstecher zur Mühle Bymølle, die leicht erhöht über dem Ort thront. Halte die Füße des Physikers Ørsted auf dem Gåsetorvet für die Ewigkeit fest. Und lande dort, wo es alle hinzieht: in der ältesten Straße des Städtchens, der Ramsherred.

Kaum Menschen unterwegs an diesem Tag im September. Nur die Katzen scheinen vor den pastellfarbenen Wänden zu posen. Dabei zählt der Hauptort der Insel immerhin über 4.600 Einwohner. Hafenstädte haben immer diese Wirkung auf mich, wie ein Magnet. Das Wasser klatscht an die Bootsstege, und wenn man aufs Meer sieht, will man weg. Hinaus, das nächste Boot, die Fähre nehmen.

Um wieder zurückzukehren. Und herauszufinden, was es mit diesem Physiker auf sich hat. Um festzustellen, dass neben dem Physiker vor allem Schaupieler aus Rudkøbing kommen. Dass die Künstler die Insel lieben. Und dann irgendwann die Insel und den Ort in einem anderen Licht zu sehen. In einer anderen Stimmung. An einem Wochentag. Vielleicht in der Saison. Um sich zurückzusehnen nach dieser Herbstruhe?

Text und Fotos: Elke Weiler

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