Schlaue Kühe

Sie gehören zu den Eiderstedter Marschwiesen wie die Schafe. Egal ob Holsteiner Bunte, Shorthorn oder Limousin – die Kühe sind so präsent auf den Fennen Nordfrieslands wie die sogenannten Deichschweine, die mit den Pullis.

Allerdings werden die Wiederkäuer meist unterschätzt. Von wegen „blöde Kuh“! Die Intelligenz und Sozialkompetenz der Nutztiere sollen mit denen unseres Lieblingshaustiers Nr. 2, dem Hund, durchaus vergleichbar sein.

Wer einmal einer Kuh tief in die schönen Augen geschaut hat, ahnt es. Und wer sich an Yvonne erinnert, die 2011 vom Weidegelände ihres bayerischen Besitzers türmte, weiß es. Die pfiffige Kuh sorgte monatelang für Schlagzeilen, weil sie sich einfach nicht einfangen ließ.

Sie versteckte sich im Wald und mischte sich schließlich unter ihresgleichen. Eine beinah gelungene Strategie, inkognito zu bleiben. Durch ihre Flucht und das mediale Aufsehen entging sie schließlich dem Schlachter und genießt heute ihre Zeit auf einem sogenannten Gnadenhof.

Auch auf der Halbinsel Eiderstedt gehen die Kühe schon mal auf Entdeckungstour, spazieren über eine Straße, landen plötzlich in einem Garten. Nähert man sich, wirken sie aufgeweckt und interessiert. Tanzen die Hunde auf der anderen Seite des Grabens, schauen die Kühe zu, als gäbe es kein spannenderes Kinoprogramm. Ein bisschen Abwechslung im Wiesen-Alltag kann man immer gebrauchen.

Denn wenn der Winter erst kommt, wird es langweilig und eng. Die meisten Rinder müssen dann zurück in die Ställe, und auf den Fennen herrscht Stille. Nur vereinzelte Schafherden sind noch zu sehen.

Dabei gilt die Ansicht als überholt, dass nur robuste Tiere wie Hochlandrinder oder Galloways in unseren Breitengraden ganzjährig auf den Weiden bleiben können. Und zur Not hilft ein bequemer Zugang zu einem Unterschlupf oder zum Stall. Eine Kuh findet immer ihren Weg.

Text und Foto: Elke Weiler

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