Beaches & Beer

Wir lernten uns am Ufer der Weser kennen. Es war ein lauschiger Sommerabend in Bremen, und das Bier schmeckte gut. Positive vibrations, eine Stimmung wie am Beach in good old Jamaica.

Also die besten Voraussetzungen für den Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Da saßen wir nun, und ich versicherte dem kleinen Esel, dass er der coolste von ganz Bremen wäre. Wir trafen quasi an jeder Ecke ein Exemplar seiner Gattung.

Was taten die ganzen Esel in der alten Hansestadt? Meistens traten sie im Pulk auf. Mit von der Partie waren ein Nasenzwicker, eine Katze und ein Hahn. In der Formation erschienen sie auch vor dem Rathaus, und zwar übereinander gestapelt.

Es schien sich um einen Ort kultischer Bedeutung für Nichtplüsche zu handeln, denn die Zweibeiner standen Schlange, um sich an die Vorderbeine des Esels zu hängen. Dann kniffen sie die Augen zu und wünschten sich was. Eine verblüffende Zeremonie.

Bestes Bier aus Bremen.

Während wir Gutes aus Bremen konsumierten, wollte ich vom Esel wissen, ob sich manchmal auch jemand an seine kurzen Beinchen wagte. Wegen der Wünsche. Er prustete vor Lachen. Auch bei anderen Eseln in der Stadt, egal ob im Schnoor, beim Roland oder auf der Böttcherstraße, schien die kultische Bedeutung wegzufallen.

Im Schnoor fand ich die Vierertruppe lesend vor. Endlich erfuhr ich mehr über den Hintergrund dieses Bremer Phänomens: Es handelte sich um echte Rebellen. Um vier Typen, die ihr Leben in Pfote, Fuß und Klaue genommen hatte. Natürlich hatte ich sofort den Redemption Song von good old Bob im Kopf.

Und in Bonn trinkt man Bönnsch.

Als wir uns eine Woche später in Bonn wiedertrafen, mein neuer Esel-Kumpel und ich, wurden wir Teil eines Riesen-Events. Cool guys der Plattform für sexy Schreiberlinge trafen sich hier auf einen Business-Austausch. So lernte ich unter anderem eine grüne Tasche, den sogenannten Wellness-Bummler, einen friedliebenden Killerwal und Emil kennen.

Das lustige Schaf mit dem Hamburg-Pulli gehörte zu Kollegin Martina, die ich bereits auf der ITB in Berlin schätzen gelernt hatte. Langsam schlossen sich die Kreise. Tagsüber rauchten die Köpfe in den Workshops, abends entdeckten wir Bonn und ließen es krachen. Getreu dem Motto: Work hard, die young. Oh, sorry. Natürlich muss es heißen: Hard work, big party.

Der Strand als artgerechte Umgebung.

Dabei hatte die Stadt am Rhein durchaus ihre Vorzüge, wie ich bei einer Radtour mit der Chefin feststellte. Es war so grün und roch lecker. Vor allem die Rheinwiesen und die Botanischen Gärten hatten es mir angetan. Ideal zum Chillen.

Und wer saß abends neben mir, als das süffige Bönnsch in Strömen floß? Natürlich der Kenner, mein Kumpel Esel. Spontan beschlossen wir weitere gemeinsame Trips – immer auf der Suche nach „Beaches & Beer“. Recherche nannte man das in unseren Kreisen. Und sie sollte knallhart werden…

Ein Duo, das knallhart recherchiert.

Als ich ihm von meinen Trip ins dänische Hvide Sande berichtete, schlackerten ihm die Öhrchen. Er wollte nach Dänemark. Und so telegrafierte ich ihm, als unsere Limfjord-Reise feststand. Dass dabei die komplette MeerBlog-Redaktion anwesend sein sollte, störte meinen Kumpel nicht.

Also düsten wir los, Esel und ich vorne im Auto bei den Plüschlosen, die Nasenzwicker zum Glück in der hinteren Reihe. Zwar hatten sich die Fronten unter den Kolumnisten entschärft, doch man konnte nie wissen, ob die alte Julchen-Fehde nicht wieder ausbrach.

Endlich angekommen: Chillen am Limfjorden.

Eigentlich wirkte meine herzige Kollegin friedfertiger, seitdem sie Ressortleiterin Kolumne geworden war. Und in ihrem letzten Artikel hatte sie den Esel und mich doch tatsächlich bedacht! Ich vermutete stark, dass ihr die neue Position Verantwortungsbewusstsein suggerierte. Die Chefin wusste eben, was sie tat.

Auch in Limfjorden war Sommer, was ja im Norden nicht selbstverständlich war. Kaum angekommen, hauten wir uns an den Beach und ließen den Rest der Truppe sein eigenes Ding machen. Vielleicht ein voreiliger Entschluss, denn niemand brachte uns ein kühles Bier.

Nicht schlecht, so ein Bier von der Insel.

Wir mussten die Abläufe optimieren. Was bedeutete, dass wir fortan am gemeinsamen Dinner teilnahmen. Gleich im ersten Laden empfahl man uns ein süffiges Fur von der gleichnamigen Insel. Sie lag da irgendwo um die Ecke im Limfjord und sollte verdammt schön sein.

Was das Bier betraf: ein Grund auszuwandern. In the mood setzten wir uns auf die Fähre nach Venø. Ein Katzensprung, oder wie man in Schafskreisen sagte: Die Insel war nur einen Flohsprung entfernt. Fast hätten wir rüberschwimmen können, durch den seichten Fjord. Doch ihr wisst ja, der Plüsch.

Sunshine Reggae auf der Fähre.

Beim Shooting an einem Steilhang passierte es dann. Ex-Praktikant Janni, frisch ernannter Loveblogger, entdeckte seine soziale Ader. Oder ich entdeckte sie. Jedenfalls wollte er den Esel und mich retten und stupste uns sanft weg von der Kante. Mit seiner dicken Nase. Rührend!

Die Chefin sah das anders, denn Janni hatte ihr die Choreografie vermasselt. Trotzdem verbrachten wir einen genialen Tag auf Venø, feierten den Geburtstag der Chefin, sangen derbe Seemannslieder und setzten uns Muscheln auf den Kopp.

Seemannslieder singen. Nur mit Hut.

Und das alles mit diesem krassen Ausblick. Der Fjord verhexte uns. Trotzdem zog ich das Meer vor, dem man seine Wildheit, Kraft und Gefährlichkeit wenigstens ansah.

Das Meer konnte einem nichts vormachen.

Als wir dann am letzten Tag unseres Limfjord-Trips noch einen Abstecher an die Nordsee machten, fühlte ich den Sand unter den Klauen. Happiness is a warm billion of things. Das Meer rauschte und klatschte an den Strand, ich liebte den Sound.

Happiness is a warm billion of things.

Und es war nur logisch, dass Esel und ich als eingespieltes Team noch einmal nach Dänemark fuhren. Hvide Sande. Es war eben genau diese Stelle zwischen Nordsee und Ringkøbing-Fjord, die geradezu magisch war.

Ein schmaler Streifen Land, eine Nehrung. Wir verloren uns in den Dünen von Holmsland Klit. Ich nahm mir vor, mit meinem Mädel hier Urlaub zu machen. Irgendwann. Und dann vielleicht eines der Boote zu entern, auf dem ich mit Esel posieren musste.

Leinen los! Ab in den Ringkøbing-Fjord.

Mein Kumpel wollte die Leinen lösen und hinausfahren, zwei Plüschies allein unterwegs. Doch die Chefin meinte, wir sollten lieber auf einen Pfahl klettern. Für ein Shooting.

Ich wagte kam, nach unten zu schauen. Rücken an Rücken mit Esel konnte nichts schiefgehen! Dabei waren wir vom Wasser umzingelt, das sich sofort schwer in den Pelz hängen und uns unweigerlich hinabziehen würde.

Rücken an Rücken gelingt jeder Stunt.

Noch saßen wir stabil. Hatte die Chefin das Bild endlich im Kasten? What the f…! Jetzt lief auch noch die Ressortleiterin geflissentlich herbei, und der Steg wackelte nur so. Julchen hatte zugenommen.

Fertig. Zurück nach Holmsland Klit. Direkt neben dem Sommerhaus war unsere Hausdüne. Wir chillten nach dem anstrengenden Tag, hofften auf ein Bier, doch es gab Wein.

Loveblogger Janni gibt den Hütehund.

Wenigstens waren wir nicht allein in der Wildnis. Loveblogger Janni passte auf uns auf. Vermutlich lag ihm das im Blut. Hütehund eben.

Ich sang für ihn, für uns, für alle. „Don’t worry, be happy“. Ausnahmsweise mal nichts von Bob, sondern von Bobby!

Good luck, my friends!

Besitos, euer

Luis Maria Fernando da Silva Santos

Fotos: Elke Weiler

20 thoughts on “Beaches & Beer

  1. Ich schmeiß‘ mich weg vor Lachen ;-)

    Ich fürchte, der Esel fordert demnächst eigene Schreibrechte ein, um direkt zu antworten. Bis dahin soll ich ganz liebe und vor allem coole Grüße ausrichten. Er lechzt schon nach dem nächsten Treffen mit Luis, auch wenn ich glaube, dass er mehr hinter dem Bier her ist. Bei mir ist er da auf Diät.

    Also, vielen Dank für die tolle Story und bis zum nächsten Ausflug :-)

  2. Ohhh Luis, Du bist einfach der Knaller – da haste ja ganz schön was erlebt und danach einen tollen Bericht geschrieben. Auf das Du deinen Kumpel Esel bald wieder siehst, am Beach mit nem Bier ;-)
    LG Mila

    1. :-) Ich kann dir sagen, diese Plüschies… Man sollte sie nie unterschätzen!

      Und ja, wir kommen bald mal wieder nach Holland :-) Ich liebäugele ja mit Den Haag und ein bisschen Küste. Wie weit ist das von euch?

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