Spuren im Sand

Bo wartete schon mit den Würstchen. Ich spürte das. Natürlich wusste ich Bescheid: Als Hund von Welt war es essentiell, nach allen Seiten hin vernetzt zu sein.

Der Dicke hingegen hatte keine Ahnung von Tuten und Blasen, Meetings und Rendezvous. Janni lebte locker in den Tag hinein und nahm die Dinge, wie sie kamen. Er brauchte eine fette Portion Liebe und Shiatsu sowie öfters etwas zwischen die Beißerchen. Fertig.

Für mich war die Welt ein komplexes Gebilde. Hatte ich ein Tête-à-Tête? Oder war es nur eine lockere Verabredung? Vor Aufregung wies ich alles, was sich auf den Straßen bewegte, lautstark zurecht. In der Blechhöhle kannte ich kein Pardon.

Ein Beau, der Bo!
Ein Beau, der Bo!

Dieses Mal tat ich es auch, um nicht die ganze Zeit an den beeindruckenden Bouvier zu denken. Bo, der Beau mit den sanftesten Augen der Welt. Zumindest sah das bei Nasenbuch so aus. Janni hatte nichts mitgekriegt, obwohl auch online, und ich ließ ihn im Ungewissen. Er regte sich immer gleich so auf, wenn es um andere Typen ging.

Aber man konnte dem kleinen Pupser nicht mehr lange etwas vormachen. Inzwischen war er älter geworden. Sein Babyplüsch war gewachsen, und Jannimann hüpfte wie ein Lamm im Frühling umher.

Er hatte immer noch keinen Plan, aber immerhin so etwas wie Spürsinn. Immer, wenn es um die Wurst ging, war der Junge plötzlich hellwach. Jannis Gespür für Wurst.

Von wegen Romantik und so.
Von wegen Romantik und so.

Um mich zu konzentrieren und kurz zu meditieren, machte ich erst mal ein Geschäftchen auf dem Parkplatz von St. Buddel. Dadurch musste das gesamte Rudel warten. Beim Kramen nach den Wegräumtüten und der Beseitigung verging noch etwas mehr Zeit, das Geschäft war beachtlich.

Dann sah sie an der Ecke stehen: Bo in der Mitte, flankiert von seinem Rudel. Genauso schön wie auf den Fotos! Natürlich freute ich mich wie ein Flummi. Und natürlich ging Janni ab wie eine Rakete!

Die Romantik war schlagartig hinüber, denn ich musste den Lütten im Zaun halten. Wie immer hatte ich alle Pfoten voll zu tun: Erziehungsarbeit war nicht beziehungsfördernd. Ich beschloss, bei zukünftigen Dates nur noch allein mit Madame loszuziehen. Es war mal wieder an der Zeit für eine lauschige Reise zu zweit. Wehmütig dachte ich an unsere Tage auf Amrum zurück.

Wenn es um die Wurst geht.
Wenn es um die Wurst geht.

Bo sah die Sache locker. Auch, dass Janni ihn ständig provozierte. Natürlich briet ich dem Dicken eins über, mehrfach, aber Rüden waren bekanntermaßen beratungsresistent. Dann der große Moment: Tante Angela zog Würstchen aus der Tasche. Ostwestfälische. Echte Lammerschmidt. Wer konnte man da noch gesittet Platz machen?

Janni und ich belagerten die edle Spenderin, während Bo, praktisch veranlagt und weniger wurstfixiert, die Chance für ein erotisches Zwischenspiel witterte. Ein Quickie? Natürlich war ich nicht in Stimmung und gab ihm eins auf die Nuss. Wie konnte er nur!

Kurz darauf sah er mich mit seinen schönen großen Knopfaugen so unschuldig an, dass ich die Sache vergaß. Leider wiederholte sich sein Fehltritt mehrfach, was für ein Wüstling! Wusste er nicht, dass Frauen Romantik brauchten? Flaschenpost? Tango auf der Fähre? Gemeinsame Stunden im Watt? Shiatsu? Küsse? Möglichst viele davon?

Die schöne Maya
Die schöne Maya

Wir trafen Maya, eine Border Collie-Frau mit ihrem lustigen Terrier-Kumpel. Mir schien, da lief etwas zwischen Janni und Maya. Anfangs hatte ich noch darauf geachtet, dass er sie nicht abschreckte mit seiner rüden Art. Doch als ich sah, dass er ihr Avancen machte, gönnte ich mir eine kleine Auszeit mit Wälzen im wunderbaren Sand von St. Buddel.

Maya zog weiter, und Janni nahm gemeinsam mit Bo ein Bad in einem Priel. Die Kerle mussten sich wohl mal abkühlen. Leider gingen die Würstchen zur Neige, und ich überredete Bos Rudel, so schnell wie möglich wieder an der Nordsee Urlaub zu machen. Am besten im heiligen St. Buddel.

Dann würden Bo, Janni und ich unseren Beardie-Bouvier-Boogie wieder aufleben lassen, kurz BBB. Eine Choreografie zu dritt am Strand. Es gab einfach keinen besseren Ort zum beschwingten Tanzen. Im Rhythmus der Wellen des impertinenten Meeres.

Der BBB - das Original!
Der BBB – das Original!

Als an diesem Abend auch noch toskanische Pappardelle mit Bolo und Parmesan in den Napf kamen – alles bio – war mein Glück perfekt. Am Abend hatte ich noch etwas vor: Ich verteilte den feinen Sand meines Lieblingsbeaches gleichmäßig in der Bude, damit Madame et Monsieur wussten, dass sie am Meer lebten.

Meine hundepersönliche Philosophie ging dahin, Spuren im Sand zu hinterlassen. Und die frohe Botschaft weiterzuverbreiten.

Text: Julchen (nach Diktat vor der Flimmerkiste eingeschlafen. Diese Aliens waren ja dermaßen langweilig im Vergleich zu Würstchen am Meer.)

Fotos: Elke Weiler

9 thoughts on “Spuren im Sand

  1. ja die Romantik ,die muss Ich wohl noch üben um für das nächste Date gerüstet zu sein. Entschuldigend muss ich wohl gestehen, dass ich vor lauter Aufregung nichts gegessen habe und durch die vormittäglichen Aktivitäten etwas erschöpft war.Janni war abgelenkt und ich wollte schnell zur Sache kommen- St.Buddel liegt ja leider nicht vor unserer Haustür :(
    Ich gelobe Besserung und werde ein Seminar- Romantik für die Hundedame absolvieren.
    Frauchen durchpflügt das WWW auf der Suche nach Styropor-Boxen und erwähnte etwas von Care-Packet.
    Ich mache jetzt erstmal ein Nickerchen und Träume von Julchen-zärtlichen Küssen und vielleicht etwas wilder Romantik, St.Buddel und von einem echten Männerabend mit Janni mit Würstchen und Hunde-Bier.
    Herrchen und Frauchen waren schwer begeistert von Eurem Rudel und der entspannten Wildheit

    Bussi
    Bo
    und viele knuddler von Frauchen für Euch Zwei

  2. Bo, mein Guter!

    Du weißt, ich hab’s nicht so gemeint, ne?!

    Natürlich freue ich mich au die nächste Wurstrunde. Gibt es echt Hundebier?

    Knutsch‘ dein Rudel von mir!

    Janni

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