Tanz der Farben

Recherchereise | Wanderer, kommst du nach Búzios, ruhe dich aus. Am besten, du chillst an einem der 20 Strände, dann fällst du nicht weiter auf. Jeder Beach ist anders, und um dir einen Überblick zu verschaffen, helfen zwei Dinge: mit einem Trolleybus die Küste entlang zu tuckern oder an einer der unzähligen Bootstouren teilzunehmen.

Dabei erlebst du bisweilen wundersame Dinge.

Aber jetzt von Anfang an. Nicole vom Freibeuter-Blog und ich freuen uns, dass es nicht regnet in Búzios, auch wenn die Sonne immer noch so zurückhaltend tut. Eine Bootstour wäre also angebracht. Kostenpunkt: 50 Reais, also gut 12 Euro für die zweieinhalbstündige Tour inklusive Softdrinks und drei Schwimmstopps.

Am Steg herrscht Tohuwabohu, mehrere Schiffe legen hintereinander ab, nur unseres scheint nicht dabei zu sein. Mit Pünktlichkeit hatten wir nicht wirklich gerechnet, die Uhren ticken langsam. Schließlich finden wir die „Fror di Amor“ und steigen gemeinsam mit urlaubenden Argentiniern an Bord.

Nicole und ich verzichten lieber auf Caipirinha – wer weiß, wie sich der Rest des Tages sonst ausnimmt. Das Boot tuckert gemütlich an der winzigen Caboclo-Insel vorbei, ein Leben im Rhythmus der Wellen. Irgendwann taucht Italo neben uns auf, der zusammen mit seinem Bruder das Bootsbusiness managt. Geboren in Minas Gerais, portugiesisch-italienische Wurzeln.

In den Händen ein paar Caipirinhas, von denen er mindestens schon einen intus hat. Italo ist jedenfalls in bester Redelaune, und er spricht ziemlich gut Englisch. Kein Wunder, hat er doch zehn Jahre bei Manchester gelebt. Dementsprechend schwärmt er von seiner zehnjährigen Tochter, die bei ihm in Brasilien lebt, während ihre Mutter in England geblieben ist.

Was mache ich falsch? Italo erzählt mir quasi seine Lebensgeschichte, und das Boot hat plötzlich einen Aussetzer. Die beiden Argentinierinnen, die sich ebenfalls zu uns gesellt haben, bleiben ganz locker, was möglicherweise an der Caipirinha liegt. Die eine gibt zu, dass sie Samba lieber mag als Tango. Und überhaupt… diese Lebensfreude in Rio de Janeiro!

Schiffe vor Búzios
Viel los vor Búzios…

Italo hingegen gibt sich betont zufrieden, im ruhigen Búzios zu leben. „In Rio machen doch alle, was sie wollen!“ Ich muss grinsen. Ein junger Mann kommt mit Shrimps am Spieß aufs Boot, doch der Verkauf läuft nur schleppend an. Irgendwann liegt der Tartaruga Beach vor uns, angeblich der Beste der Gegend. Etwa die Hälfte der Mitfahrer geht schwimmen, doch mich fröstelt ein wenig.

Als wir nach gefühlten vier Stunden wieder in Búzios anlegen, haben wir sogar ein bisschen Samba mit dem Chefanimator an Bord getanzt, der eigentlich der Barman ist. Italo meint noch, ich sollte ihn doch mal anrufen, doch ich grinse nur und winke noch mal. Von wegen dolce vita! Kompliziert scheint das Leben in Brasilien zu sein, zumindest für Italo. Diverse Kinder mit diversen Frauen. Aber jetzt ist er glücklich. Betont zufrieden.

Ein verspätetes Lunch im Casas Brancas wartet auf uns. Wir genießen den spektakulären Blick aufs Meer, und ausnahmsweise kommt die Sonne heraus. Die Palmen wiegen sich im Wind, und das Wasser erhält seine türkisblaue Farbe zurück, von der alle so schwärmen. Neben den Stränden der wahre Schatz von Búzios.

Wir lieben die Moqueca, einen Fischeintopf, ganz typisch für die brasilianische Küche, hier jedoch in der Deluxe-Version mit Hummer. Santiago, der smarte Sohn der Hotelbesitzer, ist quasi im Hotel aufgewachsen. Seine Mutter hat noch Brigitte Bardot kennengelernt, die das damalige Fischerdorf quasi aus dem touristischen Dornröschenschlaf wachgeküsst hat.

Terrasse von Casas Brancas in Búzios
Endlich Sonne!

Santiago kommt nicht umhin von Gustavo zu erzählen, seinem Koch, der scheinbar genauso verrückt wie genial ist. Er hegt und pflegt seinen Bio-Garten, schwört auf essbare Blüten und Kräuterküche. Außerdem springt Gustavo schon mal ins Wasser, um als Erster beim Fischerboot zu sein und den besten Fisch zu ergattern.

Wenn ich das nächste Mal nach Búzios komme, würde ich gerne in diesem feschen Boutiquehotel wohnen, das Ambiente und die Küche von Gustavo genießen. Oder aber… bei der nach Brigitte B. wohl bekanntesten Frau des Ortes: Yvone R. Die bunten Figuren der Künstlerin sind uns schon an den verschiedensten Stellen im Ort begegnet.

Nun treffen wir Yvone persönlich, die schon als Kind mit Pappmaché gearbeitet hat. Sie ist so etwas wie die brasilianische Niki de Saint Phalle. Auch wenn die Französin mit Polyester arbeitete, erinnern mich Yvones farbige Figuren doch an die Nanas von Niki. Der Tanz der Farben, ein Manifest des Lebens.

Nur mit dem Hund Mel, der in Yvones Atelier in der Travessa de Santana auf einem Sessel thront, verstehe ich mich nicht so gut. Vermutlich hat Mel eine ausgesprochene Paparazzi-Allergie, so wie er nach der Kamera oder mir schnappt. Zu Glück gibt es noch nette und im Atelier. Aus Pappmaché und echte.

Neben ihrer künstlerischen Tätigkeit vermietet Yvone individuell eingerichtete Apartments in Búzios. Mit Meerblick und nur etwa zehn Minuten von der zentralen Rua das Pedras entfernt. Selbstredend sind ihre Kunstwerke an allen Ecken des Hauses zu finden. Einfach vorbeizugehen fällt schwer, denn die Figuren wirken wie gefeierte Leichtigkeit, wie personifizierter Charme und Humor. Und genauso lebhaft wie ihre knallbunten Objekte ist Yvone.

Skulptur von Yvone R in Búzios
Frau ohne Gesicht

Wenn sie mit den Besuchern ihres Ateliers plaudert, wenn sie uns freimütig aus ihrem Leben erzählt. Ihre vier Ehemänner hat sie allemal überlebt. Yvonnes Alter ist schwer zu schätzen, doch sie erzählt uns, dass sie schon vor 20 Jahren von Rio nach Búzios zog. Sie kaufte ein ehemaliges Fischerhaus am Praia da Armaçao. Und wenn ihr hier mal die Decke auf den Kopf fällt, ist es ja nicht weit bis Rio de Janeiro.

Text und Fotos: Elke Weiler

Skulptur von Christina Motta in Búzios
Die drei Fischer von Christina Motta
Coconut?
Coconut?
In Búzios
Summer beats

Mit Dank an Air France / KLM sowie Setur/TurisRio und Visit Búzios für die Unterstützung dieses Teils meiner Brasilien-Reise.

6 thoughts on “Tanz der Farben

  1. Hallo Elke,
    Ist Buzios wirklich so touristisch, wie man hört? War bis jetzt weder in Buzios, Cabo Frio noch Angra. Der einzige Ort, der mich im Großraum Rio noch reizen würde, ist Parati. (Alleine schon wegen der Buchmesse, aber nicht nur.)
    Liebe Grüße
    Klaus

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