Nach der Reise ist vor der Reise

Stefanie hat das Glück, mit ihrer Familie am Lago Maggiore zu leben. Kein Wunder, dass sie die Gelegenheit nutzt und mich wie andere Italophile mit frischen Geschichten aus Bella Italia beglückt – auf ihrem Blog „Azzurro Diary“. Nun hat sie mir elf Fragen über das Reisen und Leben in anderen Ländern gestellt, die ich gerne beantworte.

Dein liebstes Reiseziel mit 18? Und warum?

Diese Frage passt sehr gut! Denn mit 18 (und auch in den Folgejahren) war ich der größte Italien-Fan im Rheinland und vermutlich auf der ganzen Welt. Beh, esagerato. Das kam so: In dem Sommer, als ich süße 17 wurde und zum letzten Mal gemeinsam mit den Eltern urlaubte, war es mein erstes Mal in Italien: Ischia, die Hitze, der attraktive Kellner Giovanni, die neue Freundin aus Neapel. Lustig war’s, irgendwie crazy. Also habe ich mich spontan in Italien verliebt. Und es wurde auch nicht besser, als ich während des Studiums ein Jahr in Rom verbachte. Nein, eigentlich wurde es danach alles noch schlimmer…

Nie ohne meine Gummistiefel!
Nie ohne meine Gummistiefel!

Liebstes Reiseziel heute? Und warum?

Seltsamerweise bin ich heute sehr skandinavisch orientiert. Also mit einem Stichwort wie Schweden, Island, Grönland oder Norwegen kannst du mich immer kapern. Ich vermute, es hängt mit meiner neuen Wahlheimat an der Nordsee zusammen. Im Prinzip gehört Nordfriesland ja zur Jütischen Halbinsel, und es fühlt sich schon so skandinavisch an. Seitdem wir hier oben wohnen, mag ich den Wind, die Nordsee, die Weite der Landschaft und Gummistiefel auf dem Deich.

Wie bereitest du dich neben Gesundheitlichem oder dem Packen auf eine Reise vor?

Manchmal leider gar nicht, beziehungsweise last minute im Zug oder Flieger. Doch meistens nehme ich mir die Zeit und lese mich im Netz ein. In Buchhandlungen stelle ich bohrende Fragen nach Romanen oder Krimis, die in meiner Wunschdestination spielen. Gerade lese ich zum Beispiel „Schafe im Schnee“ über die Färöer Inseln. Der Effekt: Ich will da hin. Sofort.

Buch oder lokaler Guide?
Buch oder lokaler Guide?

Welcher Ort reizt dich gar nicht und warum?

Eigentlich gibt es den Ort nicht, der mich gar nicht reizen könnte. Aber es gibt ein paar Länder, die mich vielleicht weniger interessieren als andere. Was sich hin und wieder ändern kann. Grundsätzlich liegt mir etwa Südamerika mehr als Asien, nach Kontinenten gesprochen. Aber es gibt ja immer jemanden, der versucht, dir ein bestimmtes Ziel schmackhaft zu machen. Vor allem Reiseblogger sind gut darin.

Ist Nachhaltigkeit ein Thema für dich auf Reisen oder soll es in Zukunft sein? Was tust Du dafür?

Ich reise nach Möglichkeit mit der Bahn. Allerdings sind Flüge je nach Destination nicht zu vermeiden. Ich liebe Bio-Hotels und -Restaurants, finde sie leider viel zu selten. Manchmal sind es auch einfach gute Ansätze, die mich freuen. Wenn zum Beispiel ein Koch sagt, dass bei ihm Gemüse die Hauptrolle spielt. Ich freue mich auch über den schwedischen Bauern, der seinen Bio-Schweinen Freilandhaltung bietet, und ich würde gerne mehr über solche Initiativen berichten.

Schwedische Schweine mit Eigenheim
Schwedische Schweine mit Eigenheim

Welche (ungewöhnliche) Fähigkeit hast Du Dir schon einmal auf einer Reise gewünscht?

Ich würde gerne besser reiten können, auf Pferden oder Kamelen. Ich finde die Naturerfahrung dabei aufregender und eben ganz anders als zu Fuß, mit dem Rad oder in einem Jeep. Dann würde ich gerne ohne Hilfsmittel unter Wasser bleiben können und vielleicht mal Seehund sein – nur für einen Tag. Oder noch besser: Delfin!

Hast Du ein Ritual für oder regelmäßiges Mitbringsel aus neu bereiste(n) Länder(n), Orte(n)?

Nein, kein Ritual. Früher habe ich häufiger nach Musikinstrumenten Ausschau gehalten, das mache ich heute je nach Region immer noch. Oder ich kaufe eine CD von einer lokalen Gruppe. Wenn man vor Ort danach fragt, ergeben sich oft sehr nette Gespräche mit Einheimischen. Einmal waren wir in Apulien, und ich also auf der Suche. Durch eine Empfehlung sind wir bei Reggae im Dialekt gelandet und haben das die ganze Zeit im Mietwagen gehört. Legst du die CD zu Hause wieder ein, hast du die Bilder der Landschaft vor Augen, ihren Duft in der Nase. Und das Gefühl, wieder dort zu sein.

Entdeckung der Langsamkeit
Die Entdeckung der Langsamkeit

Welches Transportmittel möchtest du unbedingt ausprobieren?

Einen Hundeschlitten in Lappland. Allerdings stelle ich es mir nicht einfach vor, ihn zu lenken. Interessant wäre auch, einmal mit der Pferdekutsche unterwegs zu sein. Der Wohnwagen mit zwei PS! Ich habe auf der dänischen Insel Samsø eine Familie getroffen, die ihren Urlaub auf dem Planwagen verbracht hat, ganz tiefenentspannt. Das ist nachhaltiges Reisen.

In welchem Land würdest du gern einmal leben?

In Dänemark oder Schweden. Eigentlich würde ich gerne gar nicht mehr im üblichen Sinne reisen, sondern lieber eine Weile hier und dort leben. Das ist intensiv und wird dem Ort eher gerecht, als nur kurz einen Eindruck von etwas zu bekommen und dann zu sagen: Ich muss irgendwann wiederkommen.

Welche Sprache würdest du gern lernen?

Da gibt es viele! Ich liebe es, durch eine Sprache in eine andere Kultur und Mentalität einzusteigen. Sprachen faszinieren: Portugiesisch, vor allem das Brasilianische, klingt für mich wie Musik. Bestimmt ist es die schönste Sprache der Welt. Zur Zeit würde ich gerne Dänisch oder Schwedisch lernen – denn wer weiß, wann es mit dem Umzug klappt!

Neues Ambiente? Wirken lassen.
Neues Ambiente? Wirken lassen.

Wie bist du am liebsten unterwegs? Reiseführer oder einfach treiben lassen?

Erst mal die Gegend auf sich wirken lassen. Gespräche mit Einheimischen suchen, im Café sitzen und einfach ankommen. Dann treffe ich gerne Menschen, die sich in ihrer Region gut auskennen und sie mir etwas näher bringen können. Das müssen nicht unbedingt professionelle Guides sein, ich mag auch den Gedanken der Greeter gerne, die Besucher in ihrer Heimat willkommen heißen.

Das waren also Stefanies Fragen rund ums Reisen an mich. Und was will ich nun wissen? Ich habe versprochen, dass sie indiskret werden, meine Fragen. Aber nur ein bisschen! Here we go:

1. Gib es einen Ort, der dich über die Maßen beeindruckt hat in deinem bisherigen Reiseleben?

2. An welchen Ort möchtest du auf keinen Fall zurück, weil du ein sehr unangenehmes Erlebnis mit ihm verbindest?

3. Welches war die lustigste, peinlichste oder gefährlichste Situation auf einer deiner Reisen? (Gerne mit Beweisfoto!)

4. Welche Maßnahme wirkt auf Reisen völkerverbindend, wenn du die Sprache nicht sprichst?

5. Hast du dich auf einer Reise schon einmal verliebt? (Egal, ob in einen Fremden, in betörende Farben oder das Meer.)

6. Welche Stadt ist für dich die romantischste der Welt? But why?

7. Reizen dich abenteuerliche Orte, die nur auf schwierigem Wege zu erreichen sind?

8. Hast du schon einmal eine Nacht in einer Hängematte verbracht oder möchtest du das gerne – inmitten der Wildnis?

9. Wie flexibel bist du? Könntest du dich – für die Dauer von einigen Wochen oder gar Monaten – auf kulturelle Gepflogenheiten einlassen, die sich komplett von deinen unterscheiden?

10. Würdest du auf Reisen auch typische Gerichte probieren, die du normalerweise nie essen würdest? (Z.B. Meerschweinchen in Peru.)

11. Und last but not least – das muss ich als Meerbloggerin fragen: Hast du ein Lieblingsmeer?

Das alles möchte ich von den folgenden Kollegen wissen: Alexandra von „Travelling the world“, Claudia von „GoSouthEast“, Gudrun von „Reisebloggerin“, Monika von „TravelWorld OnlineTraveller“, Robert von „So schee scho“,Sören von „Fluchtplan“, Thomas von „Reisen und Essen“ und Wolfgang von „Wolfgangs Reiseblog“.

Es kann losgehen, wie der Nordfriese sagt. Ich freue mich auf eure Antworten und natürlich auf die Kommentare von allen!

Text und Fotos: Elke Weiler

14 thoughts on “Nach der Reise ist vor der Reise

  1. oh, welche Ehre, werde Deine Fragen gerne beantworten. Meine Frage: Möchtest Du die Antworten schriftlich oder lieber telefonisch und bis wann brauchst Du sie? Habe gerade Abgabetermin-Stress für einige Sachen, aber Ende der Woche sollte ich dann fertig sein.

  2. Liebe Elke! Vielen Dank, dass Du Dir Zeit für meine Fragen genommen hast! Interessante, schöne Antworten und eine bestätigte Vermutung: Die Reisevorlieben ändern sich oft radikal :) Und das nicht mehr reisen, sondern bleiben wollen kommt mir sehr bekannt vor :) Herzliche Grüsse!

  3. Ich muss grinsen. Apulien und Reggae im salentinischen Dialekt .. da fallen mir doch spontan unsere Lokalhelden Sud Sound System und ihr Ohrwurm „Le radici ca tieni“ ein … Simu salentini dellu munnu cittadini, radicati alli messapi cu li greci e bizantini, uniti intra stu stile osce cu li giammaicani, dimme mo de du ede ca sta bieni … :-) Liest sich nicht mehr wirklich Italienisch, oder? Ein weiterer Klassiker ist „Vieni a ballare in Puglia“ von Caparezza. Nicht zu vergessen natürlich Negramaro (die Musikgruppe, nicht der Wein ;-)).

    Hier nun die Antwort Apuliens auf Deine 11 indiskreten Fragen http://www.gosoutheast.info/2014/01/apulien-antwortet.html
    Leider habe ich niemanden mehr gefunden, der ein weiteres Stöckchen auffangen wollte …

    1. Ja, Claudia, es war damals tatsächlich Sud Sound System, das man uns in Lecce empfohlen hatte. Ich muss die CD mal suchen, die wir im Auto rauf und runter gehört haben! Von Negramaro war ich mal ein Fan, sind sie eigentlich noch aktiv? Den Wein mag ich auch. Und „Vieni a ballare in Puglia“ ist wunderbar – witzig allein schon Intro und Abspann.

      Dann werde ich mal sehen, was Apulien antwortet… :-)

      1. Natürlich ist die Musikgruppe Negramaro noch aktiv …und logisch, dass sie Dir Sud Sound System in Lecce empfohlen haben. In Bari hätte ich es mir auch nur schwer vorstellen können :D Du kennst unsere messapische Sprachgrenze und die innerapulischen Rivalitäten? Die gehen leider über den Fußball hinaus und machen bei der touristischen Promotion der Region weiter. „Bari“ wird gerne vorgeworfen, dass sie ihre eigenen Provinzen bevorzugen. Ich bin auch schon darauf hingewiesen worden, dass ich „Apulien“ statt SALENTO schreiben würde ;-) …

        1. So tief bin ich (noch) nicht eingestiegen. Außerdem bin ich noch nie mit einer Ape durch Apulien gedüst, egal ob unter- oder oberhalb der messapischen Grenze. Wie du siehst, gibt es Nachholbedarf… :-)

  4. Nun habe ich auch ein paar Fragen ausgefasst… Monika hat mir das Stöckchen zwischen die Füße – oder besser gesagt vor die Füße – geworfen. Ich hab’s natürlich aufgehoben und werde brav die unanständigen Fragen nach meiner Rückkehr aus Indien beantworten. ;-)

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