Rendezvous auf der Wiese

Vogelkiek

Einst Künstlergalerie, heute Treffpunkt für Freunde des Katinger Watts: Wie ein Knusperhäuschen versteckt sich der Lina-Hähnle-Bau des NABU hinterm Mitteldeich. Inmitten von üppig sprießenden Kräutern und lehrreicher Botanik summt und brummt es um das Naturzentrum herum ganz ordentlich: Über soviel Blumenpracht freuen sich Bienchen und Co.

Lina Dieck, die hier ihr freiwilliges ökologisches Jahr absolviert, tritt in den Garten und versammelt einige Naturfreunde um sich herum: Ein Termin mit Wiesenvögeln steht an. Wir laufen auf die andere Deichseite, wo sich das Katinger Watt mit dem Ende der 70er Jahre angepflanzten Waldgebiet ausbreitet.

Mit je einem Leihfernglas des NABU um den Hals wird uns sicher kein Vogel entgehen. Unweit des Info-Hauses hat der Verein zwischen Teichen und Fennen einen Gang mit flankierenden Sichtschutzwällen eingerichtet, durch die hindurch wir unbemerkt zu den Beobachtungsposten gelangen.

Beim NABU

In Hütte Nummer 1 aber werden wir auf frischer Tat ertappt: Hier haben sich nämlich einige Rauchschwalben häuslich eingerichtet, die nun beobachten, was wir so anstellen. Wer einen der Schieber beiseite rückt und durch eine Luke blickt, schaut geradewegs in ein 360° Vogelparadies.

Graugänse watscheln über die Wiese oder drehen eine familiäre Runde mitsamt der plüschigen Nachkommen im Teich. Ein Kiebitz gibt Balzrufe von sich, Rotschenkel stolzieren am Ufer entlang, ebenso vereinzelte Dunkle Wasserläufer –  elegante Tiere mit längerem Schnabel als der Rotschenkel. Auch ein Grünschenkel zeigt sich, allerdings ohne grüne Schenkel, dafür mindestens so langbeinig wie der Wasserläufer!

Auf der einen Seite der Szenerie tummeln sich jede Menge Nonnengänse, eigentlich Wintergäste an unserer Küste. Lina hatte bereits erzählt, dass sich die meisten von ihnen schon in Richtung Sibirien verzogen haben.

Alle Vögel sind schon da.

Wir wechseln die Gucklöcher, denn überall ändert sich die tierische Zusammensetzung. Dann eine Überraschung – ein Paar Nilgänse mit hübsch gemustertem Gefieder zur Linken! Erkennbar auch an den typischen rostroten Augenringen.

„Da fehlt ein Küken!“, entfährt es der Vogelkennerin des NABU. Die außergewöhnliche, eigentlich in Afrika beheimatete Gansfamilie ist leider nur noch zu viert unterwegs.

Lachmöwen, Küstenseeschwalben, Stockenten, Haubentaucher und Bachstelzen hingegen kann man nicht gerade als Einwanderer bezeichnen. Sogar ein Kormoran lässt sich auf der Wiese blicken.

Und natürlich …. ein Riesentrupp Säbelschnäbler, die vor Hütte Nummer 2 ein recht geschwätziges Meeting abhalten. Bis sich eine Horde Deichschafe in Bewegung setzt und scheinbar unsere Hütte stürmen will. Für weitaus größere Aufregung sorgt allerdings eine heransegelnde Rohrweihe. Wildes Auffliegen und Abwehrhandlungen sollen den Greifvogel in Schach halten.

Der Clan der Säbelschnäbler

Doch die Sache entwickelt sich langsam zum Krimi, denn auch ein Mäusebussard und eine Rabe interessieren sich für eine ganz bestimmte Stelle im Dickicht, die von unserem Beobachtungsposten aus nicht einsehbar ist. Dann kehrt wieder Ruhe ein, auch die Säbelschnäbler-Konferenz hat sich aufgelöst.

Blässralle, Flussuferläufer, Knäkente… Vogelnamen schwirren mir durch den Kopf, als ich nach zwei Stunden den Heimweg antrete. Allerdings hat der Rest unseres eifrigen Beobachtungstrupps immer noch nicht genug.

Text und Fotos: Elke Weiler

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