Robben vor Idö

Lars Nilsson gibt Gas. Wir rauschen mit der schnittigen Ida durch den schwedischen Schärengarten in der Nähe von Västervik. Unser Ziel ist die kleine Insel Idö, wo wir Lachs essen wollen. Eingepackt in voluminöse Rettungswesten, Fahrtwind im Haar, Kamera schussbereit. Lars meint nämlich, dass wir Robben und Seeadler zu Gesicht bekämen.

“Bitte geht nicht alle ruckartig auf eine Seite, wenn ihr etwas seht”, mahnt der gute Mann. Wir geben unserem Schiffskapitän ein „Roger“ und finden, dass das Ida-Boot recht verlässlich wirkt.

Lars rauscht weiter, er kennt die richtigen Stellen, er weiß, wo er stoppen muss. „In dieser Richtung kommt nur noch Russland“, der souverän wirkende Zwei-Meter-Mann grinst. Vor uns ein Meer von Gestein und Felsinseln, das während der Eiszeiten geschliffen wurde und den Trip zu einer Fahrt durchs Labyrinth werden lässt.

Felsen wie Walrücken

Ein Garten aus sprödem bis glattem Gestein. Stellenweise glänzt ein Felsen in der Form eines Walrückens in der Sonne. Unbeweglich, vom Wasser wieder und wieder gewaschen.

Lars lenkt die Ida sicher durch das Gewirr, wir haben keine Zweifel. Man muss an dieser Stelle erwähnen: Die richtige Technik hilft ihm dabei, mal ganz abgesehen von seiner Erfahrung.

Endlich, der erste Stopp. Genau drei Robben stecken ihre Köpfe aus dem Wasser und richten ihre dunklen Knopfaugen auf uns. „Letzte Woche waren hier noch 200 Tiere“, meint Lars im Brustton der Überzeugung. Keine Ahnung,in welche Richtung sie sich verzogen haben. Er sieht mehr als wir: „Das hier sind Jungtiere; die Dicken sind weg.“

Lars Nilsson lenkt die Ida durch den Schärengarten.

Inzwischen sind wir umzingelt, vor und hinter dem Boot lugen weitere Köpfe hervor. In gebührenden Abstand, versteht sich. Scheuheit und Neugierde halten sich bei unseren Robben im Gleichgewicht. Doch lebensmüde ist hier keiner.

Mit gefalteten Flossen

Lars stellt den Motor ab, so dass nur noch das Kreischen der Möwen und das Plätschern des Wassers vorm Bug zu hören ist. Auf einem der Felsen scheint eine Robbe tief und fest zu schlafen. Ihr grau gescheckter Körper leuchtet in der Sonne.

In aller Gemütlichkeit krönt sie einen kleinen Felsen, die Flossen wie zum Beten über dem Körper gefaltet. Da schaut ein Kollege beim dicken Dornröschen vorbei und sagt Bescheid. So etwas wie: „Gefahr in Verzug!“ Ein hörbarer Plumps, und der Langschläfer ist ebenfalls im Wasser gelandet.

Auf der Insel Idö

„100 Kilometer weiter sind mehr Tiere“, meint Lars mit einem Aufblitzen in den Augen. Wir haben den Verdacht, dass der schwedische Humor allzeit wach ist, anders als die Robben auf den Felsen. Aber er muss ja auch keinen Speck für den Winter ansetzen.

Beim zweiten Stopp sind wir schier erstaunt ob der Größe der hiesigen Robbenkolonie. Schätzungsweise an die 15 Tiere flupsen ins Wasser, als sich die Ida mit ihrer Fotos schießenden Fracht nähert. Trotz aller Behutsamkeit des Fahrers flüchten die Säuger ins Wasser und bleiben erst mal in sicherer Entfernung. Knopfauge, sei wachsam!

Wir drehen lieber ab. Lars nimmt Kurs auf die Insel Idö, eine der ältesten Leuchtturmstationen Schwedens. Und eine von mehr als 5.000 Schäreninseln. Endlich Lunchtime, und die Köchin wartet schon mit dem Lachs und einer typisch schwedischen Rogensoße auf uns im Idö Skärgårdskrog.

Idö wie Idylle

Nach dem Essen drehen wir noch eine Runde über die Insel und erklimmen den Lotsenturm. Ein Kleinod, dieses Idö. Weitab vom Rauschen der Welt. Ein paar Sommerhäuser in der grünen Idylle. Im Winter wird es einsam, vor allem wenn der Schärengarten zufriert. Ringsherum nur Steine und Meer.

Text und Fotos: Elke Weiler

Mit Dank an die Reederei Scandlines und den Regionförbund i Kalmar län, die diese Reise ermöglicht haben.

4 thoughts on “Robben vor Idö

  1. Hallo Elke, ich lese deinen Meerblog seit ca. 2 Monaten mit wachsender Begeisterung. Hast Du schon mal über Flattr nachgedacht, damit gebe ich monatlich zZ . 10 € an div. Blogs, WWW-Seiten für gute Berichte, Reiseinhalte, Fotos etc.
    Diese Art finde ich zeitgemäßer als einmaliger Spenden.
    Nur mal so ein Input.
    LG Walter, der bald wieder lossegelt ;-)

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