Premiere bei Meerblog: Heute startet die Serie „Mein Lieblingsplatz am Meer“. Peter Pfänder vom Reisemagazin „abenteuer & reisen“ habe ich zuerst gefragt. „Am liebsten bin ich IM Wasser“, hat er gesagt. Und wie es dort so ist…
„Mein Lieblingsplatz am Meer? Im See.
Ganz klar. Ich bin süchtig nach Wasser. Danach, ins Wasser zu gehen. In kaltes, ganz klares Wasser. In sturmgepeitscht schäumendes Wasser. In gewitterschwarzes Wasser. In sommerliches, leuchtend grünes Wasser, durch das die Strahlen der Sonne tanzen und auf dem trüben Grund herumfingern. Der Rausch beginnt im späten Frühjahr. Mit langen, ruhigen Kraulzügen durch den See pflügen, während die Kälte langsam den Körper durchdringt. Er endet Mitte Oktober, wenn mit mir das Laub auf dem Wasser schwimmt. Relikte der ersten Herbststürme.
Plantschen und Rumstehen ist Zeit- und Wasserverschwendung. Schwimmen ist Glück, der See ein Stimmungsaufheller. Warmes Wasser mag ich nicht. Es macht träge, ist selten klar (zumindest an meinem See). Es riecht modrig. Kühles Wasser tut das nicht. Das duftet. Nach Sommer. Nach Segeln. Nach auf dem Steg sitzen und die Sonne auf der Haut spüren. Nach: „Her mit dem kühlen Rosé“. Und nach Stechmückenattacken. Also wieder rein ins Wasser. Und schwimmen.
Das mache ich von Mai bis Mitte Oktober, jeden Tag. Am liebsten zwei-, dreimal am Tag. Das ersetzt Yoga, Workouts, Meditation und Rauschmittel aller Art. Wenn ich auf Reisen bin, habe ich keinen See. Aber oft das Meer. Immer salzig, meistens warm. Gut, kann man nichts machen, ist halt kein See.
Dann geht es in die Tiefe. Schnorcheln. Blubbern. Runter auf vier, fünf Meter – dann für 15, 20 Sekunden schweben. Und Augen machen: Korallen, Haie, Meeresschildkröten, fette Seegurken. Zauberwelt, zeitlos. Dann hadere ich mit meiner Lunge – die sollte Luft für drei, vier Minuten unter Wasser bunkern. Tut sie aber nicht. Fehler der Evolution.
Außer Puste im warmen weißen Sand sitzend denke ich an „meinen See“. Schilf statt Palmen. Da ist das Ufer steinig. Der Seegrund ebenfalls. Kleine scharfe Muscheln zerschneiden die Füße, wenn man reingeht. Am Ende des Sees: die Alpen. Drüben, vor dem Ufer: meine kleine Tochter. Gerade mal fünf. Schwimmt wie ein Fisch. In ihrem See, meinem Lieblingsplatz.“
Peter Pfänder
Lebt seit fast zehn Jahren Jahren am Ammersee. Davor in München, Heidelberg, Tübingen, Damaskus und Istanbul. Arbeitete während des Studiums als Gabelstablerfahrer, danach als freier Autor. Später als Redakteur beim wdv. Er war Chefredakteur des Reisemagazins „abenteuer und reisen“.
Ganz herzlichen Dank fürs Mitmachen!
Das kann ich alles so gut nachvollziehen – auch ich bin süchtig nach Wasser! Im Sommer gehe ich jeden Tag im See schwimmen, in Berlin hat man da die große Auswahl. Schwimmen ist das, was für uns Menschen dem Fliegen dem nächsten kommt, oder? Liebe Grüße :-) Maike
Ich seh‘ das genauso, Maike! Wir waren alle Fische oder werden wieder zu Fischen… Deswegen wohne ich an der Nordsee :-)