Schlaraffenland

Männer! Sie waren wie Chips: entweder zu lasch oder zu scharf. Buddy gehörte zu letzteren – eindeutig. Jedes Mal, wenn wir aufeinander trafen, freuten wir uns riesig. Doch dann fand er mich eine Spur zu sexy.

Am liebsten mochte ich, wenn er sich wie ein Welpe auf den Rücken warf, und wir wie früher miteinander herumtollten. Als unsere Mäuler sich ineinander verhakten, und wir beim Toben ständig mit unseren Dickschädeln gegen diverse Kaffeetische stießen.

Und dann gab es noch die Männer, die einem die Butter vom Brot klauten! Ich nenne jetzt keinen Namen – aber ihr wisst vielleicht, wen ich meine. Ein verrückter Typ, der in fremden Gewässern fischte. Und sogar über mein Sylt schrieb… Himmelschafundmeer!

Wenn interessierte es denn, ob es dort viel Kohle oder Kunst gab? Bitte? Der Strand war oberschafsköddelgenial, wenn auch ohne Schafe. Man traf sich dort mit netten Lutschern und vor allem: mit der Familie! Das waren doch die essentiellen Dinge. Aber warte, mein Freund, mucho amigo, du!

Fremdsprachen konnte ich auch, multikulti wie ich war. Und deswegen betrat ich nun das Hoheitsgebiet meines frechen Kollegen: das Ausland! So. Wir fuhren nämlich nach Dänemark, und ich sage euch: Für mich war es Liebe auf den ersten Biss! In so einem hübschen Städtchen namens Tøndern erlebte ich extreme Gastfreundschaft gegenüber unsereins.

Alles für mich!

Wir parkten die japanische Blechhöhle zentral und ließen uns treiben. Natürlich wusste ich nicht, wie sonst üblich, wo ich mein Rudel für eine Stärkung hinführen konnte. Aber eine aufgeschlossene Lutscherin, die vor einem Café saß, redete begeistert auf mich ein.

So war die Entscheidung gefallen, und mein Bauchgefühl gab mir recht. Kaum, dass Madame et Monsieur ihre Bestellung aufgegeben hatten, kam die super aufmerksame Bedienung wieder: mit einem ganzen Teller voller Leckerlis für mich! Und den stellte sie nicht etwa auf den Boden, nein, sondern auf den Tisch.

Wasser brachte sie mir auch ganz frisch, es war wie im Schlaraffenland. Auf diese Weise bestärkt, tat ich mein Möglichstes, um auch am Fisch von Madame teilzuhaben. Meine These ging dahin, dass man in Dänemark alles miteinander teilte. Auch Fisch.

Leider hatte ich vergessen, Madame et Monsieur zuvor etwas von meinen Leckerlis anzubieten. Sie hatten sich einfach zu schnell absorbiert, was an der frischen Luft liegen musste. Mit Grissini, meiner neuen Leidenschaft für italienische Momente im Leben, konnte das auch passieren.

Stadtbummel in Tønder

Madame nannte mich neuerdings Chipsy Queen, weil ich so auf Snacks stand. Und immer sofort zur Stelle war, wenn es irgendwo raschelte.

Nachdem ich alle Motorräder, die sich unbefugt der schönen Fußgängerzone Tønderns näherten, in ihre Schranken verwiesen hatte, konnten wir unseren Stadtrundgang starten.

Madame verschwand hin und wieder in irgendwelchen Shops, um italienische (!) Kekse, Brot sowie diverse Dinge für das Haus der 1001 Gerüche zu erstehen. Solange ich die Gewissheit hatte, dass wir uns später noch einen Kuchen als Dessert genehmigten, konnte ich diese Ausflüge bewilligen.

Denn meine Vermutung, dass auch dänische Süßspeisen eine Wucht waren, bestätigte sich schon sehr bald. Leider verliefen sich meine dezenten Hinweise auf die in Dänemark übliche Fifty-Fifty-Methode im Sande.

Apropos Strand: Wenn es mich wieder mal in fremde Gewässern treibt – und Luis, ich sage dir, der Tag wird kommen – ist bestimmt auch ein Strandtest im Ausflugspaket enthalten! Um etwaige künstlerische Aspekte kann ich mich später immer noch kümmern…

Text: Julchen (nach Diktat eine Anzeige auf Adoption in Dänemark aufgesetzt)
Fotos: Elke Weiler

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