Und sie flechten und flechten auf Madeira. Nur wenige Kilometer von der Inselhauptstadt Funchal entfernt liegt das sogenannte Dorf der Körbemacher auf etwa 700 Metern Höhe.
Camacha hält die Traditionen hoch, insofern das möglich ist. Denn einst waren ganze Familien mit dem flotten Flechten der Weiden beschäftigt. Heute sind es nur noch einige wenige, einer von ihnen ist Senhor Anacleto.
Seit 46 Jahren flechtet der 59-Jährige. Tagein, tagaus. Mit kräftigen, aber flinken Händen. Deswegen ist sein Rhythmus schneller als die Polizei erlaubt, beziehungsweise Kamera und bloßes Auge mithalten können.
Zunächst schneidet der Flechter die Enden der Weidenruten schräg ab, die durch Kochen weicher und biegsamer geworden sind. Die Stangen steckt er in den schon vorbereiteten Boden, und dann geht es los. Mit einem Affenzahn. Innerhalb von fünf Minuten wächst ein Brotkrob heran, in zehn Minuten ein größeres Behältnis.
Immer vorausgesetzt, der Boden ist schon fertig. Senhor Anacleto lächelt aus hellwachen, graublauen Augen. Unter den Flechtern herrscht Arbeitsteilung: Jeder hat sein Spezialgebiet, so arbeitet man Hand in Hand.
Doch die Zeiten, als noch viele Firmen Korbmöbel aus Camacha orderten, und das Handwerk begehrt war, sind längst vorbei. „Heute stehen Plastikmöbel höher im Kurs“, meint Anacleto.
Schade, meine ich. Plastik kann den rustikalen Look einer Korbweide doch niemals toppen. Schöner ist das Naturmaterial sowieso und witterungsbeständig noch dazu. Deswegen wünsche ich den Korbflechtern von Camacha so gute Aufträge, dass sie auch wieder Nachwuchs heranzüchten können.
Text und Foto: Elke Weiler
Danke an Quintas da Madeira & TAP Portugal für die Unterstützung dieser Reise.
2 thoughts on “Senhor Anacleto aus Camacha”