Das letzte Jahr begann mit einem Paukenschlag: Thailand. Mein erstes Mal in Bangkok, und im Anschluss ging es nach Trat zum Inselhopping. Besonders Koh Kood hat mir sehr gefallen. Doch die thailändische Hauptstadt, so heißt es, spalte die Gemüter. Chaotisch, lärmend, exotisch, inspirierend.
Bangkoks Ruhepole sind die Tempel. Die Freundlichkeit, die Höflichkeit der Menschen. Nok ist das beste Beispiel. Die Thailänderin leitet und begleitet mich durch die wuselige Stadt, immer die Ruhe selbst. Und wenn wir in der Metro mal die falsche Richtung eingeschlagen hatten, hakt sie mich unter, kichert und dreht um – belustigt über sich selbst.
Genau so ist das richtig. Slow Travel beginnt nicht mit der Wahl des Reiseziels, vielmehr ist es eine Grundeinstellung. Es funktioniert selbst in Großstädten. Einfach locker bleiben, auch im schlimmsten Trubel in sich ruhen. Die Zeit finden, sich einfach mal treiben zu lassen, statt ein Besuchsprogramm gründlich abzuarbeiten.
Hier nun mein kleiner Slow Guide für Bangkok:
* Bei Thailand denke ich an Neujahrsbräuche im April mit viel Wasser, buddhistische Tempel und hammerharte Massagen. Doch was ist da dran? Siriporn Pusuk auf Bang Krachao kombiniert Massagen mit Wärmekissen und Kräutern. Ein Beispiel: Eukalyptus wird zum Wachwerden benutzt und ist gut fürs Meditieren. Eine einstündige Behandlung kostet 300 Baht. Ist eine Arztkonsultation gefragt, macht das 300 extra. Siriporn merkt sofort, wo es bei mir hapert. Total verspannt, der Nacken. Und die Wärme tut so gut wie die geübten Griffe der Masseurin.
* Wat Pho, der Tempel des liegenden Buddha, ist nicht nur aus kunsthistorischer und ästhetischer Sicht ein Erlebnis. Auch wenn in Wat Pho teilweise volksfestartige Zustände herrschen. Auch wenn alles so gut organisiert ist, dass der geneigte Besucher sogar einen ATM auf dem Tempelgelände findet. Egal, an dem 46 Meter langen Buddha mit Fußsohlen aus Perlmutt kommt keiner vorbei. Im Eintritt (100 Baht) ist übrigens eine Flasche Wasser inkludiert.
Außerdem verfügt der Tempel über eine eigene Massageschule. Nok sagt, wer Massagetechniken lernt, muss auch Yoga lernen. Die einfache Massage sei relativ schnell zu erlernen. Für die Techniken mit medizinischer Wirkung bräuchte man aber schon drei Jahre. Wir suchen die Massageräume des Wat Pho außerhalb der Tempelanlagen und irren ein wenig durch die Altstadt von Bangkok. Ich entscheide mich für eine Fußmassage, die de facto eine Fuß-Unterschenkel-Behandlung mit vollem Körpereinsatz ist. Nicht immer angenehm, doch nachher fühlst du dich frisch und wirst noch auf einen kalten Kräutertee eingeladen.
* Weniger Massen als in Wat Pho und eine tolle Aussicht beschert der Goldene Berg: Wat Saket. Am besten geht man kurz vor Toresschluss hin. Während wir die 318 Stufen erklimmen, riechen wir den Duft der Frangipani. Nok erzählt, dass die Wachsblumen in Thailand einen eher schlechten Ruf genießen. In Tempelanlagen sieht man sie oft, denn sie sollen den Mönchen „den Appetit auf Frauen“ verderben. Um 17 Uhr schlagen die Glocken, und Mönchsgesänge erschallen aus Lautsprechern. Jetzt kommt keiner mehr hinein, aber wer schon drin ist, genießt Bangkok von oben.
* Von Wat Saket kann man mit dem Tuk-Tuk nach Chinatown düsen (60 Baht). Oder statt sich dort ins Gewühl zu stürzen, ein wenig durch Chinatown cruisen (30 Baht). Das ist schön, wenn die Füße weh tun. Am besten ein Tuk-Tuk auf der Straße anhalten, Ziel und Preis am Anfang absprechen. Unser Tuk-Tuk-Fahrer trägt einen Mundschutz, und das ist auch nötig zwischen den Abgasen. Doch die Düfte der kulinarischen Spezialitäten von Chinatown überlagern alles. Tuk-Tuk-Fahren – das ist das Gefühl, mitten in Bangkok zu sein, ohne sich anzustrengen. Einfach im urbanen Strom mitzufließen.
* Im weniger chilligen Chinatown locken unzählige Straßenstände mit guten Dingen. Laut Nok kann man problemlos Streetfood essen, nur vor den Säften warnt sie. Obst immer nur ungeschält kaufen! Wir trinken Tee zur Entspannung – im „Double Dogs“, eine Oase auf der wuseligen Yaowarat Road. Grüner Tee, mehrfach aufgegossen, dazu chinesisches Schmalzgebäck mit leichter Schärfe und karamellisierter Sesam. Ich könnte hier stundenlang sitzen und reden, reden, reden.
* Eine Tour mit dem Longtailboat durch die Khlongs, die alten Kanäle von Bangkok. Hier gibt es Gemüsegärten mit Wasserspinat, Tempel, schicke Villen, einfache Hütten auf Stelzen, Geisterhäuschen, Tante-Emma-Läden direkt am Ufer, Brotfruchtbäume und Mangroven. Fliegende Händler auf Booten, die freundlich winken. Ein Anleger findet sich zum Beispiel in der Nähe des Tempels Wat Pho am Ufer des Chao Phraya. Eine halbstündige Fahrt kostet zwischen 1000 und 1200 Baht (25 bis 30 Euro), die große Tour zwischen 1800 und 2400 Baht (45 bis 61 Euro).
* Nok ist Expertin fürs Überleben in Bangkok, wo Bronchitis und Asthma leider keine Seltenheit sind. Und so wächst meine kleine thailändische Apotheke, Nok sei dank. Da wäre zum Beispiel der unvermeidbare Eukalyptus-Stift, die Einwohner hängen quasi dran. Immer wieder sehe ich jemanden, der gerade inhaliert. Tikka-Balsam gesellt sich dazu, der universell von Kopf- bis Bauchschmerzen Anwendung findet. Und als Andenken schenkt Nok mir noch Kräutermedizin aus der chinesischen Tradition: Nin Jiom Pei Pa Koa, das helfe bei Kratzen im Hals und Husten.
* Zwischen dem ganzen Beton wachsen Mangos, Papayas, Kokosnüsse, Zuckerrohr, Bambus. Für mehr Vegetation statten wir der grünen Halbinsel Bang Krachao einen Besuch ab. Dort soll man sehr schön Radfahren können, doch wir nehmen Motorradtaxis. Allerdings sind die Stege extrem schmal, so dass man als Radfahrer bei Gegenverkehr absteigen muss. Mein Tipp: sich für zwei Tage auf der sogenannten Phra-Pradaeng-Insel einmieten, etwa im Bangkok Tree House, alles zu Fuß erkunden und abends mit Blick auf den Fluss Glühwürmchen bewundern. Und wer kreativ werden möchte, kann im „House of Aromatic Joss Stick“ selber Räucherstäbchen herstellen oder batiken. Wie kommt man hin? Taxi, Bus oder Fähre.
* Chillen zum Sonnenuntergang? Am besten am Ufer des Chao Praya, vielleicht im „Sala“ in der Altstadt von Bangkok, Rattanakosin. Das Restaurant verfügt über eine Rooftopbar mit bester Aussicht auf den Fluss und Wat Arun, den Tempel der Morgenröte. Und im Restaurant danach unbedingt den Wasserspinat probieren! Außerdem Wokgemüse und pikant gewürzten White Snapper. Cheers und guten Appetit!
Text und Fotos: Elke Weiler
Mit Dank an Thailand Tourismus, die diese Reise ermöglicht haben.
Super, ich danke dir. :) Für mich geht es 2016 u.a. nach Bangkok. Da kommt dein Guide gerade recht. ;)
Das ist ja klasse! Ich wünsche dir eine tolle Reise!!