Wildgänse und Wasserfreuden

Chaos am Himmel! Ein Gekrächze und Gezetere über uns, das nichts Gutes verhieß. Die Superpiepmätze! Sie kamen wie jedes Jahr im Herbst auf unsere schöne Halbinsel und besetzten ohne zu fragen die Fennen.

Auch im Watt trieben sich einige herum. Madame verklickerte uns was von Ringel- und Nonnengänsen sowie von einem sogenannten Vogelkiek am Westerhever Leuchtturm.

Doch viel mehr hielt ich vom großen Vögleinflieg, einer beliebten Hundesportart. Nun zogen unsere Herbstgäste also lautstark über unsere Köpfe, und ich hatte nicht den Hauch einer Chance. Nicht mal ein klitzekleines Wettrennen war drin. Spielverderber!

Es war immer dasselbe. Die Möwenmätze – kein Problem. Sie wollten es vermutlich auch. Doch diese Ringeldinger waren einfach zu gewieft für unsereins. Sie provozierten lediglich ein bisschen durch dieses Überkopffliegen. In Zeitlupe!

Julchen immer dicht auf den Fersen: der kleine Pupser

Janni ließ das völlig kalt. Während ich dem Vogelvieh mit offenem Maul hinterher starrte, widmete sich der kleine Pupser in aller Seelenruhe seinem Deichhobby: Schafsköddel.

Allerdings nicht mehr lange. Die Wollknäuel hatten die gut organisierte Occupy-Bewegung auf den Deichen bis zum nächsten Frühjahr auf Eis gelegt und trieben sich fortan auf den Fennen herum.

Wir entdeckten Norderheverkoog, und Janni seine Leidenschaft fürs Angeln. Was man in stinknormalen Gräben fischen konnte, war mir allerdings ein Rätsel. Sie dienten ja vor allem der Entwässerung der Fennen und Äcker in diesem herrlichen Marschland. Sowie der einen oder anderen Bisamratte als Herberge mit Pool.

Doch der kleine Saubraten wurde nicht müde, seine Nase und diverse andere Körperteile ins Wasser zu tauchen. Manchmal auch alles auf einmal. Zwar hatte Monsieur ihm zuvor angekündigt, dass er Janni im Falle des Falles nicht aus dem schlammigen, trüben Gewässer retten würde.

Janni brauchte eine 24-Stunden-Betreuung...

Aber wer hätte es dem vorwitzigen Pimpf zugetraut? Er konnte schwimmen! Mit seinen lächerlichen fünf Monaten!

Janni tauchte in Nullkommanix aus den Untiefen des Grabens auf. Wie ein Wasserball. Plopp. Kraulte wie ein Zehnkampf-Leistungsbiber ans Ufer und – schwupps – hatte er sich an Land gehievt. Natürlich versuchte er mir die ganze Schuld für sein Missgeschick in die Pfotenschlüpfer zu schieben.

Aber so nicht, mein Lieber! Nicht mit Super-Julchen! Wenn er bei meinem temperamentvollen Spielritual aus der Sprintlinie gehen wollte, musste er ja nicht gleich vor modrigem Plitschplatschi niederknien.

Immerhin hatten Jannis Tauchmanöver einen gewissen Eindruck bei mir hinterlassen, und so rutschte ich selber mal ganz zufällig ins Wasser. Himmelschafundmeer – es war einfach nur nass! Es stank noch nicht einmal.

Einfach nur nass, dieser Wassergraben!

Der kleine Pupser war also nichts als ein großer Angeber. Sollte er solche Aktionen doch demnächst mit seinem Kumpel Mats machen. Männer unter sich! Das Löffelgesicht und er genossen eh den Ruf „ein Herz und eine Seele“ zu sein.

Dass sich das Katertier auf dieses Spielniveau hinab begab, war sein Problem. Dass Mats auch ohne Wassergraben mit klebrig-nassem Fell durch die Gegend lief, ebenfalls. Und was kam bei der heftigen Kumpanei herum? Peinliche Fotos, die in Lutscherkreisen als hochsüß galten! Mir sollte es wurscht sein.

Was die Rindviecher allerdings anging, die uns auf dem Rückweg die Straße versperrten, konnte ich leider kein Auge zudrücken. Eine Impertinenz sondergleichen, diese ganze Aktion!

Begleitet von zwei Fahrradlutschern liefen sie unkoordiniert durch die Gegend, und als Janni und ich ohne Absprache in ein multitonales Warnkonzert einfielen, bleiben diese Schlaumeier doch komplett stehen! Mitten auf der Straße!

Rien ne va plus. Es war zum Pferdeäpfelpürieren. Irgendwann zogen sie dreist an unserer Blechhöhle vorbei, doch ich konnte mich kaum mehr beruhigen.

Die verkannte Impertinenz der Kühe

Zu allem Überfluss verbaselte Janni auch noch die Luxushandtasche, ein teures Geschenk meiner Schwester Missy, in den Weiten des Gartens, beziehungsweise in den Tiefen seiner professionellen Unterkellerung.

Auch Baguette der Beagle und Enzo der Erpel waren kurzzeitig verschwunden, tauchten aber dann in Jannis Indoor-Verstecken wieder auf, während Monsieur die Bude nass machte. Ein Art Sauberkeits-Ritual, von dem ich mich distanzieren möchte.

Nachdem Baguette also aus der Dunkelheit unterm Sofa wieder ans Licht der Welt zurückgekehrt war, beschloss Janni, sie mit Hercule bekannt zu machen. Er hatte diese hochsoziale Ader, es lag ihm in den Genen. Jedenfalls hatte er das nicht von mir. Hercule war eigentlich tabu, da von Madame. Dabei schmeckte der fluffige Hund ausgesprochen gut nach Lavendel.

Was sollte Julchen nur tun mit dem Lavendelmonster?

Janni war verrückt nach dem Duftkraut. Er hatte sämtliche von Madames Anpflanzungen im Garten herausgerissen und neu sortiert. Der kleine Pupser liebte es, auf den Wurzeln zu kauen, sie fachhündisch von den Stengeln zu trennen und dann alles gleichmäßig in Garten und Haus zu verteilen.

Madame raufte sich die Haare, zumal er auch im Haus alles umräumte. Seine Vorstellung von einem gemütlichen Heim ging nicht mit der von Monsieur et Madame kongruent. Auch mit dem Nachfolger seines Haifischgebisses waren die Erfolgsquoten für gute Modellierung in Richtung Shabby Chic sehr hoch.

Ich hielt mich aus der Sache heraus, zumal ich andere Probleme hatte. Emil. Wo war er?

Text: Julchen (nach Diktat den Everschop abgesucht und die Wasserschutzpolizei, Feuerwehr und das BKA verständigt)

Fotos: Elke Weiler

4 thoughts on “Wildgänse und Wasserfreuden

  1. Liebe Jülchen, meine Schwester,

    Ich bin fast in meinem Napf gefallen, wo ich erfahren habe das Du jetzt Janni als Kumpel hast.
    Welch ein Hummelwieseprachtkerl!!! Herzlichen Glückwunsch Euch allen miteinander!
    Alles Gute. Wenn du ab und an Erziehungsprobleme mit dem Bengel hast, kannst Du dich gerne mal bei mir für ein paar Stunden erholen, dann nehme ich ihn mir mal vor.

    Alles Liebe, herzliche Grüße von mir und meiner gesamten zweibeiner Familie.

    1. Meine süße Alma!

      Wie geht es dir?

      Ich freue mich wahnsinnig, von dir zu hören!!! Schon seit langem liege ich meinem Rudel in den Ohren, dass wir uns wieder treffen. Aber Madame ist unverschämterweise viel unterwegs an den Wochenenden.

      Kommt ihr am 28. Oktober nach Rømø? Königinmutti wollte ein paar Hummeln zusammentrommeln…

      Ansonsten nehme ich dein großzügiges Angebot gerne an und überlasse dir Janni für ein Weilchen ;-) Aber ich sage dir: Alle finden ihn zuckersüß – aber Vorsicht! Er ist ein kleiner Saubraten!!!

      Alles Liebe, bis hoffentlich bald!

      Dein Julchen

      P.S.: Grüße von allen!!!

  2. Hallo Elke,

    so endlich mal Deinen Blog angesehen. Gefällt mir Super!

    Nachdem wir gestern über Pellworm und der Nordermühle instagrammiert haben musste ich ja vorbei schauen, damit ich von Deinen Hunden, Reisen und Erlebnissen nichts mehr verpasse! ;-)

    Liebe Grüße in den Norden

    Karsten

    1. Hallo Karsten,

      das freut mich, dass du mal vorbeischaust ;-)

      So lernt man sich über Instagram kennen… Wo seid ihr eigentlich verortet?

      Die Nordermühle jedenfalls muss ich unbedingt mal ausprobieren. Hast du auch schon mal in einem Leuchtturm genächtigt?

      LG, Elke

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