Mit Pauken und Kokosmilch

Zu Zeiten der Fußball-WM 2014 ist überall Brasilien, und alle hören Samba. Da fällt mir etwas ein, ich suche nach einem verschollenen Instrument. Nein, meine Agogo hat nichts eingebüßt von ihrem glockenhellen Klang…

Es ist schon eine Weile her, dass ich zum ersten Mal in Norwegen mit einem Kajak über den schmalen Auerlandsfjord glitt. Wenn Gleiten das richtige Wort ist. Wir waren zu zweit in dem Kajak und blutige Anfänger.

Unkoordiniert steuerten wir im Zickzack-Kurs übers Wasser, kicherten und spritzten uns unfreiwillig nass. Vor uns im Kajak eine Brasilianerin, die mit gekonnten Griffen steuerte und sich ab und zu nach uns umdrehte – amüsiert ob des chaotischen Bildes, das sich ihr bot.

Als wir endlich unseren Picknickplatz erreichten, zauberte unsere Begleiterin ein Barbecue aus dem Hut. Und sie fing an zu erzählen: „Wenn ihr mal nach Brasilien fliegt, dann besucht Salvador da Bahia.“ Sie kam nämlich aus der Ecke, war mit einem Dänen verheiratet und lebte seit ein paar Jahren in Norwegen.

In lebhaften Farben beschrieb sie ihre Heimat, ein Bild, das mich von da an begleitete. Ein paar Jahre später wurde ich Teil einer Batucada-Gruppe, spielte eben jene Agogo und trommelte mir den Rhythmus Brasiliens ein: Samba! Natürlich denkt hier jeder sofort an Rio, die Copacabana und den Karneval. Doch das Herz des Samba-Reggae schlägt in Bahia – bekannte Gruppen wie Olodum trommeln ihn vor.

Brasilien, vor allem Bahia, war fortan ein Teil von mir, ohne dass ich auch nur einen Fuß auf seinen Boden gesetzt hätte. Wir mischten den Straßenkarneval Süddeutschlands auf. Ein Hauch von Brasilien im Badischen, eine Spur des Spirits, der rhythmisch durch den Äther Salvadors wabert, wo unser Sambalehrer ausgebildet wurde.

Bahia (sprich Baía) ist bunt. Es bekannt für den größten Straßenkarneval Brasiliens, während in Rio und anderen Städten gerne in den Arenen gefeiert wird. Bahia liegt im Nordosten des Landes und nennt einen ansehnlichen Teil der Atlantikküste Brasiliens sein eigen, darunter auch die Kakaoküste.

Sie nennen Bahia die schwarze Seele Brasiliens. Es ist das Zentrum afro-brasilianischer Kultur und des Candomblé. Und das Meer hat hier seine eigene Königin, eine Göttin namens Iemanja. Irgendwann muss ich dorthin, fliege nach Rio, denn ohne Rio geht Brasilien auch nicht. Dann weiter nach Salvador.

Ich sehe mich schon auf dem Largo do Pelourinho stehen, um mich herum pastellfarbene Häuser aus kolonialen Zeiten. Weltkulturerbe seit 1985. Ich wippe im Takt der Trommeln, denn Brasilien ist voller Musik, und der Rhythmus ist überall.

Ein Duft erfüllt die Luft, die Küche Bahias, geprägt von afrikanischen Einflüssen, ein Mix der Kulturen. So verwenden sie zum Beispiel Dendé-Palmöl und lieben Kokosmilch genauso wie portugiesisches Olivenöl. Gewürzt wird gerne mit rotem Pfeffer, Ingwer, Koriander und Muskat.

Ich probiere Fischeintopf mit Meeresfrüchten, trinke köstliche Fruchtsäfte, frisch gepresst. Kaufe frittierte Acarajé mit Shrimps an den Tabuleiros der Bahianerinnen, die ihre blendend weißen Kleider tragen, blumengeschmückt.

Ich bade in türkisfarbenem Wasser, während sich am Strand die Palmen im Wind wiegen. Allerdings ist das ein anderer Rhythmus: Bossa Nova.

Text und Foto: Elke Weiler