Johannesburg, der letzte Tag. Wir sind im Einkaufszentrum Rosebank auf der Jagd nach Souvenirs. Nach einer Woche mit spannenden Begegnungen und exotischen Erlebnissen in Südafrika. Die faulen Löwen und eine ganze Elefantenherde im Addo Park, ein gemütlicher Marimba-Abend mit Jeya und ihrem berühmten Chakalaka im Township von Port Elizabeth.
Dann der nächtliche Besuch eines Flusspferds am See einer Luxus-Logde. Dieses Schnauben, bedrohlich nah. Oder die singenden Märchenerzählerinnen in Grahamtown. Was für eine Stimmung. Und last but not least ein kurzer Besuch bei Nelson Mandelas Cousin.
War das nur eine Woche in Südafrika? In meinem Portemonnaie immer noch die sogenannten Glücksbohnen des knallroten Korallenbaums, die man uns gleich zu Beginn der Reise gab. Sie machen dich reich. Oder glücklich.
Nach einer Woche am Ostkap fliegen wir nun von Johannesburg aus zurück. Irgendetwas muss ich mit nach Hause nehmen, etwas Greifbares. Ich denke wieder an den ersten Abend, an Jeya und die Musiker in Port Elizabeth. Ja, ein Xylophon vielleicht. Mit diesem Gedanken streife ich durch den African Craft Market von Rosebank.
“How are you?”, tönt es von allen Seiten. “Come in!” Jeder will die vorbei schlendernden Touristen an seinen Stand locken. Überwältig von dem bunten Angebot und durcheinander von den ständigen Lockrufen bin ich schon fast wieder am Ausgang angelangt.
Die letzten zehn Minuten
Der aufmerksame Verkäufer mit Rastalook und Riesenmütze vom letzten Stand weiß genau, was ich möchte und spielt mir alle seine Marimbas vor. “Diese hier klingt am besten”, entscheidet er. Für ihn ist klar, dass wir uns über den Preis einig werden.
Ich frage nach der Uhrzeit: Zehn Minuten habe ich noch in Johannesburg, meine letzten zehn Minuten in Südafrika. Plötzlich zieht der gute Mann aus irgendeiner Ecke ein seltenes Instrument hervor und fängt an, darauf zu spielen. Ein Klangzungeninstrument der Shona, auch Mbira oder Kalimba genannt, mit einem runden Resonanzkörper und wundervollem Klang.
“Weißt du, dass auch Freshlyground so ein Instrument auf der Bühne spielen?” Nein, aber das ist natürlich ein Argument, ein gutes. Ich bin fast überzeugt, vor allem vom Klang des sogenannten Fingerklaviers. Wobei ich Freshlyground sehr schätze, das sage ich dem Verkäufer auch, tolle Band. Ob ich Künstlerin bin, fragt der Verkäufer mich. “Oder Sammlerin?”
Ein Kollege des Verkäufers kommt herbei und spielt für mich. Um uns herum wird es langsam voll. Noch fünf Minuten in Johannesburg, die letzten fünf Minuten in Südafrika. Voller Leben. Mein Verkäufer holt einen weiteren Freund, “der die Mbira wirklich gut spielt!” Vermutlich werde ich vor lauter Musik den Bus verpassen.
Die Mbira hat einen relativ großen Resonanzkörper aus gesägtem Spanholz, in der Mitte 15 Zungen auf zwei Reihen verteilt. Der Freund des Verkäufers erklärt mir detailliert, wie man sie richtig zupft. Jetzt beobachtet er mich genau, dieser Verkäufer mit guten psychologischen Kenntnissen. Spontan geht er um ein Viertel vom ursprünglichen Preis herunter und stopft das Instrument in eine Tüte. Noch bevor ich “Ja” sage. Noch nicht mal genickt habe ich.
So ist es also entschieden: Die Mbira und ich, wir werden gemeinsam nach Hause fliegen. Mit einem afrikanischen Handschlag und leichter Verbeugung verabschiedet mein Lieblingsverkäufer sich: “Hamba kakuhle.” – Auf Wiedersehen, Südafrika!
Text und Fotos: Elke Weiler
Mit Dank an South African Tourism für die Unterstützung dieser Reise.