Party an der Förde

Alles begann mit einem Missverständnis.

Ich trieb die Wollknäuel weg von der Straße, damit sie nicht die ganzen Abgase einatmeten. Doch statt mir zuzuschauen und Beifall zu klatschen, verschwanden Madame und Janni im Haus.

Und so stand ich an meinem Geburtstag vor verschlossenen Toren. Zur Sicherheit und ganz gegen die gute Gewohnheit blieb ich dann erst mal drinnen, als man mir nach drei Minuten endlich die Tür öffnete. Himmelschafundmeer!

Natürlich war ich scharf auf meine Bio-Börsdei-Kekse, die Madame et Monsieur traditionell für meinen Geburtstag gebacken hatten. Außerdem musste ich das Päckchen von Tante Ca, Onkel Eck und ihren Jungs dringend auspacken. Wau!

Nachdem sich der Riesenpupser – Monsieur hatte ihn jetzt Mammut getauft – schon den roten Tintenfisch, ein liebes Geschenk von Balou aus Berlin, unter die Kralle gerissen hatte, war ich zu allem bereit, damit die köstlichen Knabberdinge nicht das gleiche Schicksal erfuhren.

Ich würde sie verteidigen. Mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln. Natürlich tat ich Tante Ca gerne den Gefallen, Janni eine Kleinigkeit abzugeben. Aber nicht alles für das Pummelmonster! Sonst passte er irgendwann nicht mehr durch die Tür.

Aus gegebenen Gründen kam er nicht mal im Traum an meine pfeilschnelle, hasenartige Laufleichtigkeit heran. Auf dem Deich war ich die Königin der Geschwindigkeit. Unter Schall lief gar nichts. Und das würde vermutlich auch noch eine Weile so bleiben. Dafür konnte Janni lustige Rollen machen – ideal mit seinem Walzenkörper. Zirkusreif.

Immer eine Wucht: der Everschopsiel

Nach dem Frühgassi am Everschopsiel – es war mal wieder eine Wucht – kamen Madame et Monsieur auf dumme Gedanken. Eigentlich wollte ich eine hippe FB-Party wie im letzten Jahr schmeißen, wo wir Geburtstagskinder und alle Gäste uns lustige Dinge auf den Kopf setzen, schräge Lieder hörten, mitwufften und mal so richtig die virtuelle Sau raus ließen.

Pustekuchen. Madame et Monsieur hatten sich einen Städtetrip für Landeier in den Kopf gesetzt. Flensburg war das Ziel ihrer Wünsche. Ich war ja schon in der Fördestadt gewesen und hatte sie recht gut in Erinnerung. Allerdings gab es dort keinerlei Deiche – ein klarer Nachteil in meinen Augen.

Stattdessen Höllenmaschinen en masse. Geschwindigkeitsüberschreitungen. Verunsicherte Mammutwelpen. Lutscher, ebenfalls aus dem Konzept geraten, die uns plötzlich nicht mehr mit der gebotenen Begeisterung entgegenkamen.

All das reichte nicht. Die Katastrophe geschah schon einen Tag vor dem angekündigten Weltuntergang: Kaum dass wir die Blechhöhle abgestellt und städtisches Gebiet betreten hatten, machte Janni sich mal eben frei!

Der verlorene Hund: Janni allein unterwegs.

Mit einem gezielten Kopfschwenker. Fast wäre er auf die Straße gestürmt. Doch Madame und ich lockten das kopflose Plüschtier blitzschnell in eine Passage, während Monsieur fast eine Herzattacke erlitt. Himmelschafundmeer!

Aus gegebenem Anlass war es unvermeidlich, dass ich den kleinen Pupser erst mal so richtig zusammenfaltete. In der Stadt musste man sich gefälligst benehmen! Ich konnte mich kaum mehr beruhigen, während Madame die Situation rettete, ihre Arme ausbreitete und Janni unter die Schutzglocke nahm.

Das Landei hatte einfach keine Ahnung von Tuten und Blasen, Blechhöhlen und Stadtlärm. In seinem mittelalterlichen Universum nagte und zog man noch an Postlutscherhosen.

Ich riet Madame et Monsieur dringend zu einer Internatsausbildung für den Dicken. Oder, wie meine erfahrene Freundin Katrin aus Schweden vorgeschlagen hatte: zu einer Schulung bei buddhistischen Mönchen.

Unser erster Städtetrip zu viert hätte jedenfalls weitaus entspannter verlaufen können. Eigentlich zu fünft, ein Betriebsausflug, denn auch Kollege Luis war mit von der Partie. Das nichtsnutzige Rastaschaf hielt sich allerdings in Madames Tasche auf und kriegte von all dem nichts mit.

Stadtbesichtung: Julchen und Janni vor dem Nordertor in Flensburg

Erst im Rummelgang entspannte der Saubraten sich. Doch als wir die Marientreppe hinunter schlenderten, traf es ihn tief: Zwei süße Titis mochten mich viel lieber als Janni…

Das Mädel fand mich zuckersüß. Das Pummelmonster hingegen nannte sie „böse“. Natürlich freute ich mich über das Kompliment, doch mit einem Mal tat Janni mir ein bisschen Leid. Für etwa drei Sekunden.

Das Leben ging weiter. Wir posierten vor dem Nordertor, und später trafen wir Sanni, Holger und Fee. Leider war es schon dunkel, und wir kriegten nicht mit, was das naturbelassene Rastaschaf mit der schicken Edelbärin Fee so anstellte.

Doch mir kam zu Plüschohren, dass er sie zu einem gemeinsamen Punschtrinken verführte… Und neuerdings zeigte sich Fee mit einem Babyplüsch, das Luis wie aus dem Gesicht geschnitten war. Der alte Schlawiner! Statt endlich seinen Halbjahresrückblick zu liefern, flirtete er, was das Zeug hielt.

Statt zu arbeiten flirtet Luis...

Als wir wieder zu Hause waren, hatte ich nur noch einen einzigen Geburtstagswunsch: Schnee! Schon zwei Tage später wurde er mir erfüllt. Dazwischen der Weltuntergang. Nichts. Glücklicherweise hatten die hoch geschätzten Maya sich vertan.

Hätten sie doch gleich die einzig wahre Chachaputi gefragt. Zur Zeit gab ich lediglich eine Warnung für Städtetrips aus: Vorsicht bei Glühwein in Kombination mit Blind Dates! Es konnten Babys dabei herauskommen.

Und in diesem Sinne: ein wundersames Fest der Liebe für alle!

Text: Julchen (nach Diktat ein Bussi in Gedanken an ihren Verlobten Emil, den Schapendoes, auf die Reise geschickt)

Fotos: Elke Weiler

2 thoughts on “Party an der Förde

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert