Fischbrötchen im Sturm

Ein heftiger Wind fegt über die Hafenstadt Büsum, dem wohl bekanntesten Ort Dithmarschens. Das unfreundliche Aprilwetter hält jedoch nicht die Scharen von Spaziergängern ab, die sich in der Fußgängerzone des Ortes tummeln, gut eingepackt in Mützen und Winterjacken.

Viele Geschäfte sind auch am Sonntag geöffnet, doch das ist wohl nicht der einzige Grund für den Andrang. Es fällt auf: Die Grundstimmung ist trotz des Wetters heiter. Und so nimmt es nicht Wunder, dass wir uns an jeder Ecke im Gespäch mit wildfremden Leuten wiederfinden.

Urlaubsstimmung. Oder einfach eine wirksame Art, dem Wind zu trotzen. Da schaut man sich nacheinander um, rückt gerne enger zusammen, damit auch der letzte aus der Schlange noch ins Fischgeschäft hineinpasst. Und nicht draußen frieren muss.

Denn ein Muss in Büsum ist natürlich der Verzehr eines Fischbrötchens! Unsere Wahl fällt aktuell auf eines mit hausgemachter Fischfrikadelle und eines mit Lachs. Sehr lecker, sehr typisch.

Wir laufen an niedrigen, meist neueren Häusern vorbei, ein Schaufenster, ein Geschäft neben dem anderen. Schuhe, Mode, dänisches Eis, Bio-Eis, viele kleine Restaurants und ein paar Cafés. Atmosphärisch ein Mix aus St. Peter-Bad und Husum, aus Touristenort und Hafenstadt.

Dass Büsum mal eine Insel vor der Küste Dithmarschens war, merkt man dem Ort heute nicht mehr an. Dabei kam es erst im 16. Jahrhundert durch Eindeichung zur Festlandsanbindung. Und die Dünen an der Südseite der ehemaligen Insel – einfach weg! Abgetragen von Sturm und Meer.

Hmmmmm…

Alle Wege führen in den Hafen, wo immer noch zahlreiche Krabbenkutter vor Anker liegen. Einst pulten die Büsumer Hausfrauen, was die Fischer mit ihren Schleppnetzen aus dem Meer gezogen hatten. Heute gehen die Garnelen entweder nach Marokko oder Osteuropa zur Weiterverarbeitung. Vor Ort existieren immerhin zwei Krabbenpulmaschinen.

Einheimische kaufen sich die ungepulten Krabben lieber frisch vom Kutter oder Fischgeschäft und machen sich zu Hause selber an die Arbeit. Unser Tipp: die Familien-Pul-Aktion – als gemeinsamer Hobbyspaß oder verbissener Wettkampf!

Im Büsumer Hafen, nach Brunsbüttel schon der größte an der schleswig-holsteinschen Nordseeküste – legen die Schiffe nach Helgoland ab. Durch den Gezeitenstrom Piep ist auch bei Ebbe eine Fahrt durchs Watt möglich.

Beeindruckt stehen wir im Hafen vor dem Holzpfahl, der die Markierungen der Wasserstände für die schlimmsten Sturmfluten trägt. Erst 1976 wären in Büsum die Häuser in den Fluten versunken, wenn die Deiche nicht gehalten hätten: 5,16 Meter über Normalnull! Genaueres kann man in der Sturmflutenwelt „Blanker Hans“ erfahren, doch das vertagen wir auf den nächsten Besuch.

Nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht.

Zeit sich aufzuwärmen, und wir kehren im Café Knüppel ein. Das erfreut sich großer Beliebtheit, nicht nur wegen der leicht erhöhten Sicht in den Museumshafen. Klassische Spezialitäten des Nordens wie Milchreis, Rote Grütze, Waffeln – nach Oma Minnas Rezept – sowie ein köstlicher Apfelstrudel stehen neben gutaussehenden Torten zur Wahl. Für alle, die es interessiert: Hunde dürfen mit hinein.

Der Stärkung folgt die Runde über den Deich – Vorsicht, die Mütze fliegt weg! Von der Deichkrone fällt der Blick auf einen Grünstrand: Die Strandkörbe stehen schon, Ostern naht. Noch bis zum Herbst baut die Stadt allerdings die sogenannte Familienlagune Perlebucht um, einen künstlich aufgeschütteten Sandstrand.

Das Meer hat sich zurückgezogen, das Watt liegt ausgestreckt da, und immerhin zwei Wanderer nutzen das aus. Wir sehen in die Ferne, doch Helgoland liegt zu weit draußen.

Und wie das so ist an der Waterkant: die Sehnsucht nach der hohen See, nach Inseln und neuen Ufern wächst. Und für heute auch: die Sehnsucht nach Sonne, Wärme, Frühling. Tanzende Seehunde oder so.

Text und Fotos: Elke Weiler

7 thoughts on “Fischbrötchen im Sturm

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