Camping mit Hund im September
*In Kooperation mit dem Nordseecamping zum Seehund in Simonsberg*
Nachsaison-Feeling. Auf dem Campingplatz in Simonsberg macht sich an jenem Sonntag eine lässige Stimmung breit. Höchstes Ziel ist, die letzten Sonnenstrahlen einzufangen. Die September-Camper liegen oder sitzen zusammen im Freien, Gesicht in der Sonne. Als Julchen und ich am Nachmittag ankommen, räume ich schnell unsere Sachen aus, um draußen nichts zu verpassen. Wobei mir der Verdacht kommt, dass der Hund mit mehr Gepäck reist als ich. Allein die zwei Baumwollläufer! Nur falls der Boden in unserem Chalet zu rutschig für meine Plüschomi sein sollte. Ist er zwar nicht, aber die Läufer sind nun mal dabei. Allerdings hätte ich Julchens Näpfe nicht einpacken müssen, es standen schon welche für sie bereit.
Ich erinnere mich gerne an den Hasenbesuch, den ich im Sommer vor meiner Holzhütte in Simonsberg empfangen habe. Sogar der Nachwuchs hat sich blicken lassen. Da ich Julchens Leidenschaft für Löffelträger vom norwegischen Campingleben gut in Erinnerung habe, sehe ich mit gemischten Gefühlen um. Allerdings muss man dazu sagen, dass etwaige Jagdinstinkte und andere Eskapaden analog zum Abnehmen ihrer Seh- und Hörfähigkeit quasi verpufft sind. Die beiden guten Seelen des Platzes, Kathrin und Matthias, teilen uns mit, dass den ehemals zahlreich auf dem Terrain lebenden Hasen die Kaninchenpest zu schaffen macht. Nicht einem einzigen werde ich diesmal begegnen.
Unter Schafen


Julchen und ich laufen zum Deich. Die Sonne steht schräg, hat aber noch Kraft. Schafe grasen gemütlich, beobachtet von einer Mutter mit Kind, die auf der Deichkrone eine Bank belegt haben. Das Kind mag Schafe und umgekehrt scheint es ähnlich zu sein. Jedenfalls nähert sich eines neugierig. Als wir die Deichkrone erreichen, konstatiert die Mutter mit Blick auf Julchen: „Noch ein Schaf!“ Wir kennen das. Selbst von Schafseite kam es schon zu Verwechslungen. Julchen stört das kaum. Doch das Kind korrigiert die Mutter, die sich lachend freut.
Hütegefühle kommen beim fast fünfzehnjährigen Hund nicht mehr auf. Lässig gehen wir mitten durch die Herde, die uns mit strengem Blick verfolgt. Julchen interessiert sich mehr für deren Hinterlassenschaften als irgendetwas anderes. Sie freut sich, wieder mal auf dem Deich zu sein, das merke ich sofort. Einst war der Deich ihre Winterheimat, wenn niemand außer uns dort aufs Meer geblickt und sich dem stürmischen Wind entgegengestellt hat. Wenn die Schafe längst wieder auf den Fennen oder mit etwas Glück in trockenen Ställen waren.
Hochwasser in der Husumer Bucht
Am kleinen Strand von Simonsberg bewegt sich ein Schwimmer in Richtung Ufer. Schwankend watet er durchs Wasser. Der Boden scheint weich zu sein, die Husumer Bucht verschlickt zunehmend. Wie viel Grad mag das Wasser noch haben? Julchen und ich kommen erst gar nicht in Versuchung. Ein Blick auf die Uhr besagt, für den Hund ist die Dinnerzeit schon überfällig. Tapfer läuft sie neben mir durch die Abendsonne. Zunge raus, erschöpft.


Zurück auf dem Camping können wir uns die Hundedusche im Duschhaus sparen, denn Julchen sieht top aus. Gierig fällt sie über ihren Napf her, vertilgt alles bis auf den letzten Krümel. Was duftet denn hier so gut? Sie kommt zu mir und will weiterfuttern. Die griechische Pita, die Monsieur netterweise zu Hause kreiert hat, macht einen guten Eindruck. Außerdem ist ihr Napf doch leer! Julchen ist hellwach und freut sich, dass ich neben ihr esse. Dass wir etwas gemeinsam machen. Zu zweit allein. Sie sieht mich aus karamellfarbenen Augen an, als wollte sie sagen: „Erinnerst du dich an die Köttbullar in Schweden?“ Und ob ich mich erinnere! Die Tour durch Skandinavien hat uns zusammengeschweißt wie kaum etwas.
Ein paar Täubchen landen auf unserem Dach. Direkt neben dem Camping blöken Schafe. Wir sind gleich hinterm Deich und abseits der Welt, so scheint es. Langsam fallen die Temperaturen, gegen Abend wird es frisch. Die Terrassentage sind angezählt. Nur die Schwalben schwirren unermüdlich weiter über unseren Köpfen hin und her, als wäre noch Hochsommer. Julchen schläft auf der Terrasse, während die Täubchen auf unserem Dach Boogie tanzen. Jedenfalls klingt es so.
Von Tauben und Mücken
Letztes Mal war ich im Naturbadeteich schwimmen und danach in der Sauna des Campings. Heute mache ich es uns gemütlich und zünde die Kerzen auf dem Küchentisch an. Im Innern fehlt es an nichts und der Raum ist optimal aufgeteilt. Jeder Schrank, jede Ecke hat eine Funktion. Falls die Gäste etwas vergessen haben: Es gibt Startersets, eines zum Spülen, das andere für Kaffee und Tee. Außerdem ist der Shop an der Rezeption gut bestückt, hier habe ich für morgen ein Croissant geordert. Alle Backwaren kommen vom Joldelunder, dem Bio-Bäcker der Region. Auch der Kaffee ist so lecker, dass ich mein Starterset unangetastet lasse.


Inzwischen ist es zu kalt, um weiter auf der Terrasse zu sitzen, doch die Tür muss ich für Julchen auflassen. Wenigstens den Vorhang ziehe ich wenig zu. Ich ahne zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass die Mücken das verbleibende Schlupfloch unerbittlich nutzen. Schon bald summt und brummt es nur noch im Chalet. Es wird jetzt schnell dunkel, die Kerzen flackern, das Licht lasse ich lieber aus. Als sich die Mückensituation zuspitzt und wir uns finnischen Verhältnissen nähern, hole ich Julchen ins Haus und schließe die Tür. Rundherum herrscht himmliche Ruhe. Kein Autolärm, nichts.
Mitten in der Nacht prasselt der Regen aufs Dach, er will den Boogie-Tauben Konkurrenz machen. Aber die sind längst fort. Über alle Bäume. Die Grillen verstummt. Und ich denke, der Sommer ist vorbei, die lauen Nächte, die Sockenlosigkeit, das Schwimmen, Radfahren zum Sonnenuntergang, Dinieren im Garten. Von jetzt dauert es ewig bis zum nächsten Sommer. Julchen liegt entspannt auf der Matte und schnarcht leicht. Ihre Zeit beginnt, sie ist ein Winterkind.

Text und Fotos: Elke Weiler