Mizuki. Monsieur hatte sofort einen neuen Namen für mich, als ich von meiner Stylistin kam. „Schöner Mond“ bedeutet das auf Japanisch. Natürlich hatte die Coiffeuse mich wieder gründlich aufgeplüscht: Wie eine Duftwolke wandelte ich durch die Gegend.
Zudem ragte ein Plüschteil keck in die Luft – mitten auf meinem hübschen Kopf. Das gab mir ein Samurai-ähnliches Äußeres. Angeblich der letzte Schrei.
Meine Managerin Tante Ju wollte mich in Anbetracht des neuen Looks bei einem Remake des Klassikers „Manta Manta“ unterbringen. Doch ich hatte bereits ein anderes Angebot in Aussicht, das man nicht abschlagen konnte: Ich sollte den Hund einer japanischen Familie in „Scholle Scholle“ spielen.
Aber zunächst stieg das Fest der Liebe, das erste im Kreise meines Rudels. An Feiertagen verdoppelte sich es sich gewohnheitsmäßig. Eigentlich war ich noch ganz groggy von der Geburtstagsparty, als Grandmadame et Grandmonsieur schon auf der Matte standen.
Nach dem Geburtstag ist vor Heiligabend
Vor allem wegen Emil, der mit gewohnter Schnelligkeit über die Salzwiesen gehoppelt und geflitzt war. Da wollte ich nicht nachstehen. Dass wir ihm aber ein Tütchen von meinen Börsdai-Keksen schenkten, fand ich leicht übertrieben. Bestimmt fraß er alles auf einmal, dieser kleine Staubsauger.
Man merkte es ihm nicht an. Mein agiler Verlobter sprang sogar auf den Fahrersitz unserer Blechhöhle, als Madame kurz draußen war. Hatte er einen Führerschein? Schnell, Emil, fahr‘ los! Wir hauen ab. Nach Rio oder so. Kopenhagen? Nuuk? Ich war für alles bereit.
Die Grönländer wünschten sich zur Zeit „Juullimi Ukiortaassamilu Pilluarit“ statt einfach „Frohe Weihnachten“. Das gefiel mir. Da Madame meinen Emil aber wieder aus dem Auto gejagt hatte, konnten wir den Auslandstrip wohl erst mal knicken.
Und zu Hause hatte ich alle Pfoten voll zu tun: Zum üblichen Entertainmentprogramm kam noch die Rundumbetreuung für die Gäste. Schließlich war die Bude neu und ungewohnt für Grandmadame et Grandmonsieur. So bot ich ihnen selbst mitten in der Nacht häuslichen Begleitservice und eskortierte jeden einzelnen bis zum Bad.
Ich denke, das ist ein Minimum an serviceorientiertem Denken. Und ich nahm meinen Job ernst. Doch als wir an Heiligabend nach Sankt Buddel fuhren, flippte ich aus. Die Wüste, das Wasser, die Unendlichkeit. Sogar Frida begleitete uns. Woher wussten Grandmadame et Grandmonsieur, dass ich mir ein Fohlen gewünscht hatte? Zwar bewegte sich Frida nicht von allein, aber sie war süß mit ihren stacksigen Beinchen.
Ein Weihnachtswunder
Ich verpasste ihr zunächst eine Vollwäsche. Und was tat das undankbare Ding? Warf sich in Sankt Buddel zwecks Sonnenbad in den Sand! Also musste ich aufpassen, dass sich ihr niemand näherte. Schließlich hat man ja eine gewisse Verantwortung gegenüber seinem Schutzfohlen.
Nur beim Buddeln und als ein paar Kollegen auf der Bildfläche erschienen, musste Frida auch mal allein zurechtkommen. Alle Lutscher waren in Feiertagslaune, ich sonnte mich in ihrer Aufmerksamkeit. Die Hunde waren sowieso gut drauf, man wünschte sich traditionell „Häppi Fressfest“ an Heiligabend. Irgendwelche Extrawürste waren immer drin.
Auch die vierzehnjährige Jelly konnte ich zum Spielen animieren. Ein Weihnachtswunder! Von überall kamen neue Kameraden her. Nur dieser eine Terriertyp, der so nett mit seinem Rudel herumlief, mochte mich scheinbar nicht leiden.
Ich rannte, er jagte, die Spannung stieg. Da begann er zu fauchen und zwickte mich in die Seite. Und das zum Fest der Liebe! Ich kapierte es nicht. Monsieur versuchte mir zu erklären, dass der Junge sein Rudel verteidigen wollte. Ja, und? Hatte ich seine Lutscher etwa in irgendeiner Weise belästigt?
Madame lenkte mich mit Übungen und Leckerlis von dieser Negativerfahrung ab. Ich liebte mein Rudel, ich liebte die Welt. Letztendlich blieb St. Buddel, was es war: der schönste Ort weit und breit.
Text: Julchen (nach Diktat allen „Juullimi Ukiortaassamilu Pilluarit“ wünschend)
Fotos: Elke Weiler
Ich liebe euere Geschichten!
Das freut uns sehr, liebe Zenzi!!!