Ein Morgen in Valletta

Es gibt Städte, die gehören zum Meer, und das Meer gehört zu ihnen. Diese Städte erreicht man besten mit einem Schiff. Und damit du es zu würdigen weißt, vertraue den Worten deines Kapitäns: „Als würde man mit dem Schiff in eine Burg hineinfahren.“

Valletta ist der erklärte Lieblingshafen von Giovanni Cosini, Kommandant auf der Costa NeoRiviera. 1986 war er zum ersten Mal in Malta und seitdem immer wieder. „Der Eingang ist wunderbar und auch eine Herausforderung.“ Ich denke an seine Worte, als wir von Palermo kommend am nächsten Morgen Valletta erreichen.

Der Himmel trägt dicke Wolken, doch der Kalkstein der Insel leuchtet von innen, als habe er die mediterrane Sonne gespeichert. Es ist der Stein, der Malta dominiert, seine Architekturen scheinen aus dem Fels herauszuwachsen. Als wäre die Zeit stehengeblieben, als würde die Insel der Moderne trotzen und das Kreuzfahrtschiff wie ein Fremdkörper, unübersehbares Zeichen der Gegenwart, langsam in die Vergangenheit vordringen.

Es ist wie im Film, als wir in den Hafen einfahren, reibungslos, in Zeitlupe, beinah geräuschlos. Ich weiß, dass der Kapitän auf der Brücke steht und konzentriert arbeitet. Valletta liegt zum Greifen nah, rechts und links. Ich bin bereit.

Es regnet aus vollen Kübeln, als ich an Land gehen will. Viele bleiben an Bord und warten auf besseres Wetter, doch für mich werden es die letzten Stunden am Mittelmeer im Mai sein. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass ich im Oktober das Glück haben werde, wieder auf Malta zu sein. Und das mit sehr viel mehr Zeit.

Der Hafen wirkt verwaist, das Wasser tropft von den Stühlen und Tischen der Lokale am Pier. Einzig ein Souvenirgeschäft hat geöffnet, und ich kaufe einen kleinen Schirm mit Punkten. Ich nehme den Aufzug zur Stadt hinauf, lande in Sekunden bei den Upper Barrakka Gardens. Die Stadt erwacht langsam, einige Touristen sind schon in Gruppen unterwegs.

Es hört auf zu regnen. Ich kenne mich schon ein bisschen aus, denn es ist nicht mein erstes Mal auf Malta. Der Ausblick von der Gartenanlage auf die Three Cities der anderen Hafenseite ist phänomenal: Vittoria/Il-Birgu, Senglea/L-Isla und Cospicua/Bormla liegen mir gegenüber, ragen wie Finger in das natürliche Hafenbecken hinein.

Einzug in die Moderne

Älter als Valletta, gelten die Drei Städte als Wiege der Inselnation, als Heimat der Seefahrer. Sie sind für ihre wilden Feiern bekannt, eine davon habe ich bereits miterlebt, in Birgu. Überall Kerzen und Köstlichkeiten wie Hobz biz-Zejt, das man am allerbesten auf solch einem Straßenfest probiert.

Als ich so an jenes geröstete Brot mit Thunfisch, Tomaten, Kapern und Oliven denke, bekomme ich Appetit auf ein zweites Frühstück in Valletta. Ich lande in einer kleinen Espresso-Bar mit WiFi, die von einer Italienerin und einer Malteserin geführt wird. Auch die Kundschaft ist gemischt, man spricht Englisch, Malti, Italienisch.

Beim Hinausgehen ist Valletta endlich wach, die Geschäfte geöffnet, Leben auf den Straßen. Ziellos streife ich umher und entdecke inmitten der historischen Häuser eine Art Fremdkörper. Der gleiche Kalkstein zwar, helle Fassaden, doch der Architekt spielt mit offenen und geschlossenen Flächen.

Eine glatte Außenhaut steht den skulptural wirkenden Fassaden der alten Häuser gegenüber, die Moderne hält Einzug mit einem Projekt im Herzen der Stadt. Der Italiener Renzo Piano wurde beauftragt, das Parlament, ein Museum sowie ein Open Air Theater neu zu erschaffen.

Ich habe nicht viel Zeit für weitere Recherchen, der Regen setzt wieder ein, und ich muss Valletta bald verlassen. Doch schon in ein paar Tagen werde ich wieder dort stehen und nicht nur die neue Mitte der Stadt entdecken. Ich werde mit der Fähre nach Gozo übersetzen und mich dem Slow Life auf der Nachbarinsel widmen. Bestimmt bekomme ich bei dieser Gelegenheit heraus, wie man die berühmten Ravjul macht – hausgemachte Ravioli auf maltesische Art.

Valletta
See you soon!

Text und Fotos: Elke Weiler

Mit Dank an Costa Kreuzfahrten, die diese Reise unterstützt haben.

6 thoughts on “Ein Morgen in Valletta

  1. Toller Beitrag :)
    Malta steht schon lange auf meiner „Bucket-Liste“. Momentan sind wir noch in Thailand und unternehmen hier ein Umweltprojekt aber Malta steht auf jeden Fall auf der Liste.
    Werde mir jetzt gleich mal noch die anderen Beiträge dazu anschauen :)

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