Es war Mats‘ erster Mittsommer, und zur Krönung des Tages fiel der Kater im Schlaf von der Fensterbank. Madame schlich sich eine dicke Fliege in die Bratkartoffeln während des Bratvorgangs, und Monsieur steckte irgendwo zwischen München und Hamburg. Da dieser Tag auch nicht meiner war – Knalltüte Emil hatte mich versetzt – schlug Madame zur Feier des Tages eine lange Meernacht vor.
Welche wir jedoch fürs Wochenende planten, wenn sich das Rudel wieder im Originalzustand befand. Als Monsieur zurückkam, war er ganz aus dem Häuschen. Ein Fußballgriechenlutscher schoss ein Tor, und ich hatte Monsieur selten so euphorisch erlebt. Noch nie. In diesem Moment beschloss ich, dass weitere Tore fallen mussten, doch scheinbar stimmten Seite und Farben nicht. Zwar ging das Rundleder hin und wieder ins Netz, doch das entzückte wider Erwarten nicht Monsieur, es versetze Madame in Ekstase.
Da ich meine Beste nun schon ein Weilchen kannte, sah ich keine Notwendigkeit, den Arzt zu rufen. Doch was war mit unserer Mittsommerparty? Ein mega Plitschiplatschi ergoss sich vom Himmel, und mir taten alle Rindviecher und Wollknäuel ein bisschen leid, weil sie weder über eine kuschelige Reetdachkate noch über trockene Handtücher verfügten.
Ich hingegen konnte mich nach einer mittelgroßen Garteninspektion inklusiver lautstarker Strafzettelverteilung an Falschfahrer in ein Strandtuch einmummeln, bekleidet nur mit einigen Holunderblüten im nassen Plüsch. Matti gesellte sich zu mir, er war in Kuschellaune. Aber ich musste nachdenken, an Plan B arbeiten…
Fritzitown hieß die Rettung! Ich wollte meinem Rudel eine zünftige Kaffeesause in dem alten Holländerstädtchen bieten, mit Flammkuchen und Waffeln und allem Drum und Dran. Wir drehten ein paar Runden, und ich wunderte mich über Madames Entzücken wegen der Rosenblüte. Ok, auf unserem Deich waren die Wandkletterer später dran. Kein Wunder, dass die Friedrichstädter schon am nächsten Wochenende ihr Rosenfest mit großem Lutscherandrang und so feiern wollten.
Auf den Straßen und an den Kanälen waren kaum Kollegen unterwegs, und so beschäftigte ich mich notgedrungen mit wichtigen Markierungen. Bei Nässe roch und schmeckte einfach alles anders. Man selbst fühlte sich irgendwie steinschwer. Die Ferienlutscher in den tiefergelegten Booten schienen hingegen gut drauf zu sein. Der Grund: Sie hatten – im Gegensatz zu mir – ein durchsichtiges Dach über dem Kopf und konnten dem Wasser unbehelligt zugucken.
Plan B
Wenn ich etwas noch weniger mochte als dieses Dauerplitschiplatschi, dann war das ein Fotoshooting mit hängendem Plüsch. Also suchte ich alsbald eine nette Location, um Leib und Seele zusammenzuhalten. Als ein Lachsflammkuchen verlockend vor meiner Nase duftete, war der Moment für schnelle Action gekommen: entern! Aber Madame et Monsieur schienen not amused, nicht ein bisschen. Ergo hing der Rudelsegen schief. Himmelschafundmeer, wir waren doch eine Familie! Einer für alle, und Flammkuchen nur für mich!
Wieder einmal wurde ich mit dem üblichen Leckerli-Programm abgespeist. Noch nicht mal eine Lammhaxe konnte unsereins bei der sonst so aufmerksamen Kellnerin bestellen. Dafür tauchte plötzlich eine dieser fröhlichen Seniorenlutscherinnen auf, die ihr Sightseeing auch in der guten Hinterstube des alten Holländerhauses hörbar fortsetzte. Ich war völlig von den Plüschsocken und hätte sie fast adoptiert. Nach der angenehmen Aufwärmphase mussten wir leider feststellen, dass der für Nordfriesland zuständige Wetterfrosch unter extremer Sturheit litt.
Ich musste ihm ganz dringend die Unterschriftenliste für die Aktion „Summer now!“ vorlegen, sonst wurde das nie was. Die optimale Blechhöhle für diese und ähnliche Wetterlagen stand plötzlich in Rot direkt vor uns, mitten auf dem Marktplatz von Fritzitown. Bis ins Detail abgestimmt auf Madames Look für extreme Regentage. Was wollte man mehr? Durch die Gegend schaukeln wie ein Boot auf den Wellen, das ging nur mit so einer Ente, wie Madame mir aus Erfahrung versicherte. Sie schien diese runde Blechhöhle zu mögen.
Ich setzte dagegen, dass mir ein Ausflug mit der Fähre beim nächsten Sonnenstrahl deutlich lieber wäre. Inklusive kleinem Fährflirt. Vielleicht war auch ein Tango drin. Egal, ob es dann der vermeintlich längste Tag des Jahres war oder nicht. Mittsommer, tschüss! Hauptsache, der Antrag auf Sommer kam endlich durch.
Text: Julchen (nach Diktat den Bloggerkollegen Luis um einen sonnigen Reggae-Song gebeten. Konnte man den Wetterfrosch so beeinflussen?)
Fotos: Elke Weiler