Kleine Geschenke

Buchtipps

Ein Blick in meine Bücherecke

Schon lange wollte ich über Bücher schreiben. Komme jedoch kaum dazu, weil ich Bücher schreibe. Dabei lese ich genug, um darüber zu schreiben. Und koche, denn neben den Romanen sind die Kochbücher wirklich wichtig!

Fangen wir mal mit einem an, das mir in den letzten Monaten so manchen Abend weniger versüßt, sondern schön herzhaft gemacht hat. Es geht nach Griechenland: „Sonne und Meer auf dem Teller“ Mit einem Koch namens Lazaros Kapageoroglou. Er liebt Lauch und Frühlingszwiebeln, soviel sei schon mal verraten. Und ich liebe die „arakas laderos“(ölige Erbsen). Im Eintopf brutzeln außerdem Möhren, Tomaten, Knoblauch und Kartoffeln, am Ende gibt eine Kombination aus Dill und frischem Zitronenabrieb den Kick! Eines der Gerichte, die wir inzwischen am häufigsten kochen. Aber das Buch ist dick, und die Auswahl wunderbar.

Kochen und genießen

Ein Freund und einstiger Reisekollege, der Fotograf Ralf Niemzig, hat viel Material zur norddeutschen Küche zusammengetragen und es im gerade erschienenen Band „Butter bei die Fische“ mit dem Christian-Verlag herausgegeben. Da geht es um Lokalitäten, Traditionen und Spezialitäten mit Sprotte, Stint und Krabbe. Porträts von Köchen und Gastronomen bilden einen wichtigen Teil. Ebenso wie die Fischerei, man erfährt mehr über den letzten Reusenfischer und geht mit den Krabbenfischern aufs Meer. Passende lokale Rezepte finden sich zu jedem Abschnitt, in Dithmarschen etwa die Büsumer Krabbensuppe oder die Kohlscholle.

Schon lange begleitet uns Domenico Gentile beim Kochen auf Italienisch. Auf Instagram, mit seinem Blog „Cooking Italia“ und in Buchform. Vor allem mit „Casalinga“, in dem er sich auf die südlichen Regionen des Landes konzentriert. Ich liebe die einfache Küche des Mezzogiorno. Egal, ob römische Gerichte wie Bucatini all’amatriciana oder Spaghetti carbonara. Neu entdeckt haben wir im Buch Aqua cotta, eine köstliche Gemüsesuppe aus der Maremma mit altem Brot sowie den köstlichen Brotsalat Panzanella. Und gibt ein wirklich gutes Foccaccia-Rezept aus Bari!

Zu den Romanen

Gerade frisch gelesen: „Oben Erde, unten Himmel“ von Milena Michiko Flasar, einer Österreicherin mit japanischer Mutter. Der Roman spielt in einer japanischen Großstadt der Gegenwart. Die weibliche Hauptfigur ist in den 20ern, hat das Studium geschmissen und jobt. Suzu lebt allein, nur Hamster Punsuke leistet ihr Gesellschaft, dabei ist er meist nachtaktiv. Mit dem neuen Job in einem bunt zusammen gewürfelten Trupp ändert sich ihr Leben nachhaltig. Sie säubert und räumt die Wohnungen von Menschen auf, die einsam gestorben sind, sogenannte Kodokusha. Auch für den einsamen Tod hat man in Japan ein Wort: Kodokushi. Die Hauptfigur findet in einem ebenfalls neuen und jungen Kollegen einen Gleichgesinnten, sinniert mit ihm über die Einsamkeit der Dinge. Sie lernt von ihrem Chef nicht nur alles über die Arbeit, er scheint sie gleichsam zurück ins Leben zu pushen, zurück zu den Menschen. So beginnt Suzu wieder, sich mit ihren betagten Nachbarn auszutauschen, die sie vorher vor allem durch die Wand hörte. Ein wunderbares Buch über die enge Verknüpfung von Leben und Tod. Mit einem wunderbaren Glossar japanischer Begriffe.

Von Japan bis in die Karibik

Zu einem meiner Lieblingsbücher in diesem Jahr möchte ich „Dschinns“ von Fatma Aydemir küren. Die Berlinerin ist Journalistin und Schriftstellerin mit kurdisch-türkischen Wurzeln. Und so geht es im Buch um eine Familie, deren Mitglieder:innen nach und nach einen Einblick in ihr Leben geben, als der Vater in Istanbul überraschend stirbt. 30 Jahre lang hat er in Deutschland für die Familie und ebendiesen Traum der Eigentumswohnung am Bosporus geschuftet. Mit jedem Bruder, jeder Schwester setzt sich ein Puzzleteil des Familienbildes zusammen, am Ende steht die Mutter. So divers wie ihre Lebensweisen, Ansichten und Wünsche sind, so komplex gerät das Bild, so facettenreich, so widersprüchlich und verwundbar wie die Personen, jede einzelne auf ihre Art. Von der Unterdrückung der kurdischen Wurzeln bis zum Kampf der älteren Schwester für Anerkennung als alleinerziehende Mutter. Virtuos und einfühlsam erzählt, temporeich, modern, lebensnah. Echt.

Um von Übersetzungen unabhängig zu sein (viel zu viele gute Bücher schaffen es nicht auf den deutschen Markt), lese ich (leider zu selten) fremdsprachige Literatur. So habe ich im Sommer „When life gives you mangoes“ von Kereen Getten entdeckt. Endlich ein karibisches Buch! Kurz erzählt: Eine Heranwachsende stellt sich einer verdrängten Wahrheit in ihrer jüngsten Vergangenheit zu und kann erst dadurch ihren Verlust verarbeiten. Zudem lüftet sie ein Geheimnis, was letztendlich die Familie wieder zusammenführt. Ein Buch, das Mut macht, gegen sozialen Druck anzugehen. Ein Buch für mehr Selbstvertrauen und Mut. Ein wunderbares Buch von einer Autorin, der ich mich umso näher fühlte, als sie im Nachwort ihre Herangehensweise beschreibt: So ließ sie der Geschichte, ausgehend von einer Idee, beim Schreiben freien Lauf.

Dänemark und Schleswig-Holstein

So mache ich es auch, so liebe ich das Schreiben. Würde ich indes einen sorgfältig strukturierten Plan quasi abarbeiten, langweilte mich das. Ich brauche die Hochs und Tiefs, die neuen Ideen und eine unvorhersehbare Entwicklung beim Romanschreiben. So auch beim neuesten Julchen-Buch „Kind des Windes“ – diesmal geht es für die freche Hündin nach Dänemark. Zu lange habe ich im Sachbuchbereich nach Plan recherchieren und oft für ein Konzept geschrieben, das einer Verlagsreihe unterliegt. Das letzte Reisebuch hingegen – „Slow Travel – Unterwegs in Schleswig-Holstein“ – basiert auf meinen Erlebnissen an Nord- und Ostsee und dazwischen.

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