Wir liefen über die Brücke, und ich bellte unsere Schatten an, denn sie waren schneller als wir, dort unten im Sand. Schatten hatten sich gefälligst an das vorgegebene Tempo zu halten. Natürlich war ich froh, dass es überhaupt Schatten gab. Denn die werte Frau Sonne hatte sich in der letzten Zeit etwas rar gemacht.
Tage wie diese musste man feiern, also war ich mit meinem Rudel nach Sankt Buddel gedüst. Madame et Monsieur hatten den mittleren Teil des endlosen Strands als Landeplatz anvisiert, was ich grundsätzlich für eine gute Wahl hielt. Sankt Buddel-Bad also. Zum einen gab es hier einen Auslauf für unsereins, zum anderen würden sich nach der Action noch genügend Einkehrmöglichkeiten bieten, die ich zielsicher für Madame et Monsieur auszuwählen wusste.
Doch erst mal sollte der Sand unter den Pfoten fliegen! Leider lagen Hindernisse auf dem Weg: Was blieb Madame denn ständig stehen? Wir hinkten hinterher, also verdoppelte ich das Tempo. Da stockte der Verkehrsfluss schon wieder. Ich sah mich um: Madame machte ein Foto oder Filmchen nach dem anderen, diese Abhängige vom multifunktionalen Schnackapparat!
Normalerweise stemmte ich mich kurz, aber bestimmt mit den Vorderpfoten gegen ihren Hintern, wenn sie das Handy zückte. Hier ging es schließlich um Quality Time! Monsieur und Janni Mann hatten schon fast die Treppe zum Strand erreicht, während Madame arbeitete? Ja, Himmelschafundmeer!
Da fällt mir ein: Der Dicke und ich, wir hatten uns wieder entlobt. Janni warf mir ständig vor, ich würde nur auf die nächste Flirtchance warten, und er hätte keinen Bock mehr, immer das letzte Rad am Wagen zu sein. Ich wusste zwar nicht, von welcher Blechhöhle er redete, doch so vom Grundgefühl ging es mir ähnlich.
Janni wirkte mir zu oft noch grün hinter den Plüschohren, in die ich gerne biss. Aber ich hatte es so satt, ständig als Babysitter zu fungieren und den Dicken in Schach zu halten. Bei Verlobten musste es doch knistern! Sie mussten gleichberechtigt sein und vor allem tierischen Respekt voreinander haben.
Das Jahr neigte sich dem Ende zu, und es war an der Zeit, einiges zu überdenken und sich neu zu sortieren. Vor lauter Janni-Aufsicht und Ressortleitung vergaß ich sonst noch die essentiellen Dinge. Flitzen! Fliegen! Flirten! So lösten wir die Verlobung, weil wir Vierbeiner ziemliche Realisten sind. Und wenn wir es wollten, konnten wir uns jederzeit wieder verloben.
Konventionen interessierten uns eine feuchte Ackergülle.
Endlich verließen wir die Brücke, und ich stürzte mich ins Vergnügen. Die Wüste lebt! Komischerweise waren kaum Lutscher oder Kollegen unterwegs, und wir hatten den Strand fast für uns. Also ließen wir die Sau aka den Beardie Gonzales raus und pesten wie die Verrückten durch die Gegend.
Wir wälzten uns im nassen Sand und profitierten davon, dass Lutscher raffiniert geschnittene Handtücher am Leib trugen. So konnte man sich nach dem Sandbad etwas trocken reiben. Madame zeigte sich not amused, doch Monsieur hatte absolut kein Problem damit und stellte sich als Trockenlutscher zur Verfügung.
Vor allem Janni machte sich das zunutze – den Verschmusten zu geben, darin war er perfekt! Ich legte mich in Habachtstellung und forderte diesen Knödel auf subtile Weise zum Spiel auf. Natürlich zögerte Janni nicht lange und nahm an. Wir entwickelten den Vorderpfotentaps weiter und erfanden ganz nebenbei die Strandsalsa.
Ich musste dem Dicken ein Kompliment machen: Tanzen konnte er wirklich gut. Als Foodblogger war er eine Katastrophe, hinter jedem Artikel musste man 100 Jahre her rennen! Natürlich gab er stets vor, die größten Schwierigkeiten bei der Recherche zu haben, weil er angeblich nicht nah genug an die Köstlichkeiten herankam.
Aber was Salsa, Tango und andere Tänze anging, da stimmte er mir zu: Der Winter war die beste Zeit, Tanzkurse am Strand anzubieten. Das sich das Graben im nassen Sand als schwierig gestaltete, fielen die Buddelkurse flach. Ich beschloss, auch die Strandsalsa thematisch in meinen ersten Krimi einzubauen, bedauerte nur, dass ich nie zum Diktieren kam. Wo doch Madame endlich mal vor Ort und also für Diktate verfügbar war. Ideen hatte ich genug.
Janni und ich probierten neue Salsa-Schritte und verwegene Figuren, wir flogen übers Sandparkett. Als ich kurz unterbrach, um einer provokativ tieffliegenden Möwe zu folgen, die mich narrte, hütete Janni mich zu allem Übel ein. Heilige Ackergülle! Normalerweise musste ich ihn einhüten und wieder auf den richtigen Weg zurückbringen.
Ein bisschen schob ich es ihm in die Pfoten, dass wir nur an ausgewählten Stellen offline laufen durften. Er konnte sich doch nie benehmen! Es war zum Pferdeäpfelpürieren. Doch dank des hervorragenden Wetters blieb meine Laune famos. Nur der letzte Flirt war schon ein paar Tage her: Wir trafen jenen schmucken Border Collie mit dem irre süßen Blick, als wir im vergrößerten Rudel unterwegs waren.
Er war stark interessiert, doch Janni flippte aus und vermieste mir wie üblich die Tour. Levi hatte uns besucht, eine junge und noch unsichere Bouvierdame. Vor allem der Dicke hatte am Ende einen Mega-Respekt vor ihrem Essbesteck, das sie oft und gerne zeigte. Ich flüsterte ihm zu, cool zu bleiben. Schließlich gab es hammerharte Hundekekse aus Tante Gelas Weihnachtsbäckerei!
Das Fest der Liebe nahte in Riesenschritten, und das bedeutete traditionell viel Besuch und kulinarische Höhenflüge sondergleichen. Als es dann auch noch schneite, war ich im siebten Himmel. Für meinen anstehenden Geburtstag hatte ich genau einen Wunsch: Dass Madame mal wieder diese Wahnsinnskekse backen würde. Nur für mich. Na gut, einen gebe ich Janni Mann vielleicht ab. Aber nur, wenn er sich benimmt!
Alles Gute zum Fest der Liebe wünscht euch
euer Julchen!
Herrliches Video :-)
Danke, liebe Rike! Die Hunde haben wirklich viel geprobt! :-D