Es blinkte nur so. Glas, Spiegel, Sonne. Ich fühlte mich wie in einem Science-Fiction-Film – wenn wir nicht gerade von einer Horde Schulklässler umzingelt wären!
Dabei waren wir so mir nichts, dir nichts im politischen Zentrum dieses Landes gelandet. Die Chefin hatte sich offiziell anmelden müssen, mit Perso und so. Ich hingegen wurde völlig papierlos durch die Röntgenabteilung geschickt.
Diese Parlamentskuppel war der absolute Wahnsinn. Und ausgerechnet der berühmte Bernd das Brot – ich kannte ihn aus dem Fernsehen – klärte uns akustisch über das Ding und seine Funktion auf.
Ein Riesentrichter in der Mitte, geradewegs zu den Abgeordneten führend, die im Innern vor sich hin brüteten und dampften. Yeah man, ich hatte eine Eingebung: das Reichstagsgebäude, ein überdimensierter Kochkessel. Und was dabei herauskam, schmeckte weiß Jah nicht jedem.
Oh no, dieses Tralala im Hintergrund der Bernd-Führung war ja nicht mehr auszuhalten! Warum hatte der Typ sich nicht für ein ordentliches Musikstück entschieden?
„Redemption Song“ von Bob Marley fiel mir spontan ein. Ein Klassiker, der hier locker hinkam. „None but ourselves can free our mind…“ Mir wurde komisch. Diese Blinki-Blinki-Architektur machte einen ja ganz kirre.
Wir krochen immer weiter die Kuppelschnecke hoch, Berlin lag uns zu Füßen, good old Marley in meinem Kopf. Was für ein Höhenflug, was für eine Stadt…
Als wir wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehrten, liefen wir durch die Sonne an den Ufern der Spree entlang. Auch in Großstädten kann ein Rastaschaf manchmal Aufmerksamkeit erregen, wenn auch nicht ganz so krass wie auf der Urlaubsinsel Sylt.
Man hatte mir gesteckt, dass es sogar ultracoole Beaches in Berlin gab, mit Palmen, Cocktails, Sand und netten People. Dafür wollten wir im Sommer wiederkehren. No problem, ich hatte wirklich nichts dagegen. So lange meine Bloggerkollegin Julchen nicht mitkam. Diese Krawalltype konnte ganz schön nerven! Zuletzt hatte sie mir doch tatsächlich meinen peruanischen Praktikanten geklaut. Der arme Pablito hatte sich von dem Schock immer noch nicht erholt.
Aber das ist ein anderes Thema. My friends, ich wollte nach Mitte, was sich mit den Plänen der Chefin deckte. War das lässig, überall fand ich Big Bags, Sitzsäcke in Knallfarben, und ich ließ mir die Sonne auf den Pelz scheinen. Die Zeit schien im Großstadtdschungel einfach stehen zu bleiben.
Berlin, eine Hauptstadt zum Relaxen?
Spätestens, als ich in der Rikscha Platz nahm, kannte ich die Antwort. Der Rhythmus dieser Stadt hielt mich gefangen, er klang nach “A lalala song“ von Big Bob. Wow, die ganze Stadt war voller Reggae, ich könnte mich hier glatt niederlassen.
Der Rikscha-Meister erklärte mir unter vier Augen, was es mit diesem Kulturhaus Tacheles auf sich hatte – das kann man sich nicht vorstellen. Es schien überall nur so von Freaks und Künstlertypen zu wimmeln, what an inspiration!
Abends traf die Chefin noch eine Kollegin zum Sushi, und später ging‘s auf ein Weinchen in irgendeinen Schuppen. Dabei hätte ein bisschen mehr Multikulti ja wohl nicht geschadet. Mitten in Berlin!
Man hatte mir das Yaam am Spreeufer wärmstens empfohlen, doch selbst wenn wir noch in Clärchens Ballhaus gelandet wären – not bad! Der Rikscha-Maestro hatte uns die Location so nett vorgestellt, ich durfte dort sogar an der Garderobe posen. Pure Nostalgie, coolstes Berlin.
Am nächsten Tag hatte wir noch ein kurzes, ziemlich abgefahrenes Programm: auf Besuch bei lustigen kleinen Knabberfischen. Ich bin zwar der Beachtyp, stehe aber nicht so auf Baden und den ganzen Surferkram. Erst recht lass‘ ich keine anderen Viecher an meinen Pelz.
Egal ob Nasenzwicker oder Fußknabberer. Deswegen schaute ich diesen Mini-Piranhas, angeblich Saugbarben, einfach nur beim Knibbeln an der Chefinnenfüßen zu und chillte ein bisschen, während das Wasser rauschte wie an den Niagarafällen.
Wenn ich mich fragt: Ich lass‘ einen Koffer dort. Amigos, Berlin ist eine Hauptstadt zum Relaxen!
Take care!
Euer
Luis Maria Fernando da Silva Santos
Fotos: Elke Weiler