Mittsommer. Für mich der schönste Tag in der nördlichen Hemisphäre. Leider in Deutschland selten ein Grund zum Feiern, umso mehr dafür in Skandinavien. Letztes Jahr habe „Sankt Hans Aften“ miterlebt – ein Fest, das am Vorabend des Johannistags, also immer am 23. Juni in Dänemark steigt. Oft wird eine Puppe verbrannt, die symbolisch für die bösen Geister steht.
Wir haben in einem Ferienhaus in den Dünen gewohnt, nur 50 Meter vom Strand entfernt. Ich mag diese in die Landschaft integrierte Holzarchitektur. Vor allem mag ich es, direkt in den Dünen zu wohnen. Umgeben von Sand und Strandhafer. Mich wie zu Hause fühlen.
Geschützt zwischen den Hügeln oder ganz oben auf einer Erhebung thronend. Mit Blick in die Ferne, auf Meer und Fjord. Mitten in der Natur. Tagsüber am Strand entlang spazieren, stundenlang. Radfahren. Vielleicht baden, wenn das Wetter es zulässt. Oder das Windsurfen ausprobieren.
Es ist Sommersonnenwende. Am 23. Juni nehmen wir abends an den Feierlichkeiten von Sankt Hans in Ringkøbing teil. Allein unter Dänen, den Liedtext in der Hand, herzlich wenig verstehend. Aber entzückt lauschen wir der Melodie und dem zarten Gesang der Anderen: „Vi vil fred hertillands, Sante Hans, Sante Hans.“
Die Mittsommerweise ist ein Lied aus dem Jahr 1885 mit einem Text von Holger Drachmann und der Melodie von P.E. Lange-Muller. „Wir wollen Frieden hierzulande, Sankt Johann, Sankt Johann.“ So singen sie. Wir also stumm daneben, berührt. Natürlich wollen wir auch Frieden. Überall.
Das Feuer am Fjord brennt lichterloh, alle starren gebannt drauf. Wir sind ganz froh über die Hitzeentwicklung, denn das Wetter lässt zu wünschen übrig. Im Anschluss lächelt mich eine Frau an, mittleres Alter, sympathisches Gesicht. Sie kennt uns nicht, will mehr wissen. Berührt mich am Arm und fragt etwas. Die gute Frau legt auf Englisch nach, als sie merkt, dass ich auf Dänisch nicht antworten kann. Nein, wir haben keine Liedtexte. Und schwups, haben wir einen!
Es ist ein intimes Fest am Wasser, und es ist nicht das einzige. Rund um den Fjord sehen wir die Feuer brennen. Alle feiern in netten Grüppchen, und so wechseln auch wir die Location, feiern noch mal an anderer Stelle mit. Hier steht sogar eine Puppe mit Ballgesicht im Feuer. Die Hexe also, die das Schlechte verkörpert. Jemand hält eine Rede, es ist mehr los als beim ersten Feuer.
Vielleicht hätten wir dort bleiben sollen, es war gemütlicher, richtig hyggelig. Und wir waren so nett integriert. Der Wind frischt auf, das Feuer brennt lichterloh. Graue Schwaden ziehen vorbei. Und irgendwie habe ich noch diese feine Melodie im Ohr: Sante Hans, Sante Hans…
Text und Fotos: Elke Weiler
Oh ja die Dänen Singen viel, peinlich wird es nur wenn sie alte Deutsche Volkslieder auspacken und du stehst genauso ahnungslos da wie bei bei den Dänischen Liedern :-D .
Also Dänisch lernen ist doch „kein“ Problem, du nimmst einfach eine heiße Kartoffel in den Mund und plapperst los dann wirst du auch verstanden. (Das gleiche behaupten die Dänen von uns wenn wir untereinander deutsch reden ;) )
Das muss ich aber unbedingt mal ausprobieren. ;-)
Oh Mittsommer in Schweden muss auch schön sein! In Spanien feiern wir immer „San Juan“, das gibt auch schicke Feuer am Strand :-)
San Juan mit Feuer, das passt ja! Hab gelesen, dass es sogar etwas Vergleichbares in Brasilien gibt!
Ein sehr schöner Artikel und tolle Fotos
Wie schön doch immer die einfachen Dinge im Leben sein können. ;-) Schöner Beitrag.
Danke, Claudia!
Toller Artikel, an welchen Orten warst du überall an Middsommar? Will auch da hin :)
Liebe Grüße, Tine
Danke, Tine! So oft habe ich leider noch nicht Mittsommer gefeiert. Aber bald wird es in Malmö sein. :-) Liebe Grüße aus Schweden!!