Fischbrötchen aus Büsum

Krabben. Backfisch. Matjes. Lachs. An jeder Ecke roch es nach Fisch und Meer. Nein, es war nicht das Paradies. Wir waren in einem Ort namens Büsum, die wohl bekannteste Stadt unserer geliebten Nachbarregion Dithmarschen. Das Land, in dem sogar die Wollknäuel Kohl auf den Fennen fraßen.

Trotz Sturm und dicker Wolken war das Hafenstädtchen proppenvoll, die Ferienlutscher schienen es zu lieben. Und ich wusste nicht, wen ich zuerst mit meiner Aufmerksamkeit beehren sollte.

Erst mal in die Bank und ein bisschen Kohle ziehen, damit ich Madame et Monsieur den hochverdienten Kuchen spendieren und später Fischbrötchen für uns alle holen konnte. Doch dann hatte ich meine Karte nicht dabei, und eine Lutscherin fand mich total witzig, so vor der Bank. Noch nie einen Hund am Automaten gesehen?

Das Fortschrittliche an Büsum war, dass unsereins nicht blöd draußen warten musste. Auch als Monsieur sich ein Paar schicke Schuhe kaufte, half ich mit beim Aussuchen. Sie rochen wirklich gut. Als Welpe hätte ich ganz andere Dinge damit gemacht!

Pluspunkt Nummer 2: Vom Betreten des Zentrums waren die lärmenden Höllenmaschinen ausgeschlossen. Pure Lutscherzone! Also konzentrierte ich meine Schimpf- und Vertreibungsaktivitäten auf das kreischende Möwenpack im Hafen.

Was für ein Wind in Büsum!
In Büsum

Schon bald stoppte mich ein begeisterter Fan. Ich erfuhr, dass diese höchst sympathische Lutscherin ihren Beardie zu Hause gelassen hatte. Farbe Blau. Natürlich musste ich die Süße knutschen, doch ein potentieller Kumpel so weit weg nutzte mir natürlich wenig.

Stattdessen machte mir ein gewisser Rocco aus Oldenswort den Hof, als wir wieder in Nordfriesland waren. Der Typ hatte sich Knall auf Fall in mich verliebt. Seine Mademoiselle konnte ihn kaum noch halten, als er mich erblickte. Ein kräftiger Labrador, dunkelbraun, anderthalb Jahre alt.

Ständig wollte er knutschen, doch ich zeigte ihm die kalte Schulter. Wenn ich wenigstens ein Verlobungssouvenir hätte vorzeigen können! Vermutlich hätte ihn selbst das nicht davon abgehalten, mir hunderttausend Komplimente zu machen. Wie süß ich wäre. Sexy. Und wie toll ich duftete.

Kein Wunder. Madame hatte Stunden an mir rungekämmt und gesprüht. Und das Ergebnis? Jetzt hatte ich diesen Rocco am Hals.

Ich traf auch den anderen Schwerenöter, diesen Bobby, wieder, der allerdings ohne die flotte Lena auf bravsten und artigsten Hund der Welt machte. Himmelschafundmeer, was für eine Metamorphose!

Julchen trifft Bobby am Schobüller Steg
Friends

Wir testeten die Wassertemperatur in Schobüll, dem einzigen Ort an der ganzen Küste ohne Deich. Alles platt. Und ewig glitzert das Meer am Horizont. Letzten Sommer hatte ich hier patente Campinghunde und -lutscher kennen gelernt.

Mein Verhältnis zu den Schobüller Pferden hingegen war getrübt, seitdem ich ihre verflixte Zaubermacht zu spüren bekommen hatte. Sie konnten nämlich die Grenzzäune ihrer Fennen Funken sprühen lassen. Direkt vor meiner Nase! So etwas Hinterhältiges vergaß mein Elefantengedächtnis nicht.

Umso besser, dass es am Everschop weder Pferde noch politisch motivierte Occupy-Schafe gab. Nur Emil! Ich tanzte und kuschelte ausgiebig mit meinem Verlobten. Doch als ich ihn auf das Verlobungssouvenir ansprach, rannte er schnell ins Watt.

Dass Männer auch immer unter Bindungsängsten litten! Hatte ich ihn etwa um einen Hochzeitstermin gebeten? Verrückte Welpen? Eine Einfamilienhütte mit Agility-Parcours? Für so etwas hatte ich gar keinen Kopf, denn mein Mündel Mats drehte gerade durch.

Emil! Wo ist mein Verlobungssouvenir?
Love is in the air.

Die Eskapaden des Katers wurden immer verrückter. Einmal stand er um ein Uhr nachts vor der Haustür, pitschepatschenass, so dass Monsieur dachte, in Katzenkreisen wären exzentrische Gelfrisuren en vogue. Wahrscheinlich hatte er bloß beim Biber Schwimmunterricht genommen, wer weiß das schon.

Und dann geschah es: Mats jagte sein erstes Mäuschen! Es hatte sich in unser Heim verirrt und quietschte wie ein Vögelchen, als es durch diverse Räume lief. Doch das Löffelgesicht wirkte alles andere als professionell. Eher verwirrt. Mats verlor die Maus ständig aus den Augen.

Monsieur avancierte zum Helden der Stunde. Er schaffte es schließlich, den aufgeregten Nager nach draußen zu lotsen. Die Tigerkralle hinterher.

„Oh nein, die Arme!!!“ Als später eine Mäuseleiche vor unserer Haustür lag, war es Madame et Monsieur absolut nicht recht. Verstehe einer sein eigenes Rudel! Schließlich war Mats doch mit Jagdschein und Lizenz zum Töten eingestellt worden. Niemand hatte es ihm bislang so recht zugetraut. Und nun hatten wir den Schlamassel.

So kurz vor Ostern passte diese Leiche einfach nicht ins Bild. Was sollte ich tun?

Text: Julchen (nach Diktat über die Möglichkeiten als Krimiautorin nachgedacht)

Fotos: Elke Weiler

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