Brasilien à la carte

Im Jardim Botanico

Je nach ausgewählter Destination für meine Room travels-Serie fällt mir zunächst ein Song ein oder ein Duft, eine Begegnung, eine Landschaft oder ein Gericht. Bei Brasilien ist es ganz klar die Musik. Deswegen rücke ich gleich zu Anfang mit meiner Playlist „Brasil“ heraus, und gerade rechtzeitig für Silvester zu Hause mit schicken Tanzeinlagen. Emicida gehört mit „Mufete“ zu meinen aktuellen Lieblingssongs. Ebenso „Tão bom“ von Drik Barbosa. Aber es sind auch Klassiker in der Liste, etwa „Mama África“ von Chico Cesar und „País tropical“ von Jorge Ben Jor.

Natürlich ist es auch so, dass man in Brasilien genau wie auf Kuba stets von Musik umgeben ist. Vor allem in Rio de Janeiro wabert Tag und Nacht Musik durch den Äther, und du gleichst deinen Gang automatisch den Rhythmen der Stadt an. Als ich mich als Fan von Seu Jorge outete, hat unsere brasilianische Mitbewohnerin gerne erzählt, dass der Sänger manchmal wie früher auf der Straße singt. Leider hatten wir dieses Glück nicht. Aber auch sonst ist die Stadt voller Musik, egal ob diese aus einem Polizeiauto, einem vermeintlichen Proberaum für Hiphopper am Hügel oder einfach schon in dir drin erklingt.

Die Batucada

Jetzt gebe ich mal kurz an, ich muss das einfach sagen: Mir wurde das Glück zuteil, in einer Batucada mitspielen zu können. Das war leider nicht in Rio, sondern während meiner Episode in Süddeutschland. Manchmal nehme ich meine Agogo in die Hände und mache Lärm. Erinnere mich daran, wie der Batucada-Leiter meinte, wir sollten „wie das Heer Saurons“ klingen. Laut waren wir auf jeden Fall. Haben die Straße gerockt beim Karneval.

Brasilien, Rio de Janeiro
Alle Farben Grün

Als ich noch in Düsseldorf wohnte, habe ich die wunderbare Auswahl an Programmkinos genossen und in einem von ihnen den Film „Moro no Brasil“ (Ich lebe in Brasilien), hier der Trailer. Es handelt sich um eine Doku des finnischen Regisseurs Mika Kaurismäki, der quer durch Brasilien reiste, um zu den musikalischen Wurzeln zu gehen und die Vielfalt aus Samba, Maracatu, Frevo, Coco etc. abzubilden. So reiste er in das multikulturelle Herz des riesigen Landes. Seu Jorge kommt ebenfalls darin vor, und ich glaube, ich muss mir diesen Film ein zweites Mal ansehen.

Und noch ein Roadtrip

Mein zweiter Filmtipp „Central Station“ (Central do Brasil) von Walter Salles mutet in den ersten Minuten wie ein Dokumentarfilm an, entpuppt sich aber als Drama mit Vintage-Ästhetik. Im Vordergrund steht eine ehemalige Lehrerin, die sich mit dem Schreiben von Briefen für Analphabeten am Bahnhof von Rio de Janeiro etwas Geld verdient. Die Geschichte nimmt Fahrt auf, als sie einem Halbwaisen dabei hilft, seinen Vater im Nordosten des Landes zu finden. Ein weiterer Roadtrip also, die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft, ein Roadmovie, an dessen Ende die Wiederentdeckung des Lebens steht.

Nun aber zum Food, und da muss ich wirklich nachdenken, denn ich habe noch nie brasilianisch gekocht. Morgens Açai frühstücken, dazu Kokosnusssaft, später ein Pastel essen und am Abend… Das war Rio. Mit lauter Dingen, die vor Ort schmecken. Vielleicht sollte ich mich an einer moqueca de peixe versuchen, die wohl unmöglich so köstlich werden kann wie die in Búzios, nördlich von Rio. Wer statt Fisch lieber eine vegetarische Variante wählen möchte, sollte sich auf die Suche nach Kochbananen begeben.

Das Rezept: moqueca de peixe

Ich habe mich nun im Netz nach Rezepten umgeschaut und beschlossen eine abgespeckte Variante der moqueca de peixe baiana zu kochen. Zutaten und Zubereitung für drei Personen: Eine Mischung aus Oliven- und Palmöl in einer Kasserolle erhitzen und darin je eine in Streifen geschnittene rote, gelbe und grüne Paprika sowie eine größere Tomate in Stückchen zufügen und alles andünsten. Leider habe ich kein Bio-Palmöl (azeite de dendê) gefunden, und mich daher auf Olivenöl beschränkt. Eine mittelgroße Zwiebel und zwei Knoblauchzehen beifügen, alles zerkleinert. Eine Pfefferschote entkernen und in Stückchen beigeben. Statt der empfohlenen, sehr scharfen Adjuma beziehungsweise Habanero habe ich eine milde grüne Pfefferschote aus eigenem Anbau ausgewählt.

Fisch-Eintopf aus Brasilien
moqueca de peixe baiana

400 Gramm grätenlosen hellen Fisch in etwa vier bis fünf Zentimeter großen Stücken in die Kasserolle auf den Boden legen, umgeben vom Gemüse. Etwas salzen. Nach fünf Minuten die Fischstücke drehen und mit schwarzem Pfeffer würzen. Nach weiteren fünf Minuten mit Kokosmilch angießen, so dass der Eintopf bedeckt ist und vorsichtig rühren, damit der Fisch nicht zerfällt. An diesem Punkt würde man noch Garnelen zufügen, ich habe sie beim ersten Mal weggelassen.

Noch fünf Minuten köcheln, dann pfeffern und fertig ist die moqueca! Vor dem Servieren großzügig mit Koriander bestreuen. Limette nach Gusto drüber pressen. Dazu passt Reis. Eventuell farofa de banana, falls ihr Kochbananen und Maniokmehl bekommt. Und natürlich Caipirinha. Weil die Familie so begeistert war, wollen wir die moqueca an Silvester noch einmal machen. Dieses Mal mit Garnelen on top. Und schon beim Kochen die Playlist rauf und runter hören.

Bom apetite & saúde!

Text und Fotos: Elke Weiler

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4 thoughts on “Brasilien à la carte

  1. Liebe Elke, was für eine wunderbare, kurze Flucht nach Brasilien. Ich werde die Playlist morgen an Silvester hören, und mir brasilianisches Essen schmecken lassen. Der brasilianische Freund kocht, und bestimmt tanzen wir zu Deiner Playlist. Komm gut ins neue Jahr!

    1. Das ist toll zu hören, liebe Maren! Dann tanzen wir gleichzeitig, ihr in Oslo, ich an der Nordsee zu der Musik aus dem wärmeren Gefilden. Der Mann hier ist ja eher ein Tanzmuffel. ;-) Bestell deinem liebe Grüße! Was kocht er denn so? Wir wünschen euch alles Liebe für 2021, in dem wir uns hoffentlich wiedersehen!

  2. Dieses brasilianisches Gericht ist einfach köstlich und dazu Caipirinha, dann kann man nur noch von einer Reise nach Brasilien träumen.

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