Happy mit Plattfischen

Hund Strandkorb

In Eckernförde

Wo Stadt und Strand zu einer Einheit verwachsen, wundert es wenig, wenn es am Meer zu einer neuen Dimension von Beach Life kommt: Der soziale Strand – eine Mischung aus städtischer Promenade und beliebtem Treffpunkt nach Feierabend. Kurz gesagt: Eckernförde.

Letzten Herbst, meine Buchrecherchen. Endlich mal wieder in Eckernförde. Zuletzt waren wir mit dem Rad dort gewesen, ein Ausflug im Rahmen unserer Bulli-Tour an die Ostsee. Aber so richtig gewidmet hatten wir uns der Stadt zwischen Meer und Windebyer Noor da nicht. Und dass Eckernförde bereits vier Mal als umweltfreundliche Gemeinde ausgezeichnet wurde, wusste ich auch nicht. Mit dem Rad waren wir jedoch goldrichtig im Seebad, das ein längeres Radwegenetz als Straßennetz haben soll.

Beim zweiten Besuch bin ich allein unterwegs, komme mit Emilia the Meerblog-Car an, die aber sogleich geparkt wird. Denn Eckernförde entdecken klappt prima zu Fuß. Mein erster Weg führt ans Wasser, und mir fällt angenehm auf, dass Ortskern und Strand nicht durch eine Straße voneinander getrennt sind. Stattdessen kann ich barfuß am Strand oder parallel zur Wasserkante auf einer netten kleinen Promenade flanieren. Kein Schnickschnack, keine großen Gesten. Mein erster Eindruck ist: Eckernförde ist zugeschnitten auf die, die hier leben. Und das ist ebenso pragmatisch wie weitsichtig.

Lazy days

Sind es Einheimische oder Urlauber, die auf den wellenförmigen Liegen am Strand ruhen? Sich der Sonne entgegenstrecken, ihren Hund streicheln oder mit dem Nachbarn schnacken? Egal. Man sieht ihnen an, wie entspannt sie sind. Drehbar sind die Liegen, die Auflagen aus Holz gefertigt. Einziger Nachteil: Meist scheinen sie besetzt zu sein. Dauerbesetzt. Ein Eckernförder verrät mir, dass er sich hier morgens manchmal zum Kaffeetrinken mit der Ehefrau niederlässt. Zu einer Zeit, in der garantiert freie Auswahl besteht.

Wer ein Plätzchen auf dem neuen Strandmobiliar ergattert, kann ein Stück über dem Boden schweben, wellenförmig, und sich dabei nach der Sonne ausrichten. Auch scheinen aufblasbare, knallbunte Plastiksessel en vogue zu sein, zumindest an Stränden wie diesen, die schon alles haben. Die Meisten haben sich jedoch im Schatten der Strandkörbe oder direkt an der Wasserkante niedergelassen, denn mit großen Wellenbewegungen ist gerade nicht zu rechnen.

Was krabbelt da?

Vor dem zwei Kilometer langen Hauptstrand breitet sich das Wunderwasser der Eckernförder Bucht weiträumig aus. Grundfarbe: Türkis. Temperatur: angenehm, auch noch im September. Bei endlosem Waten durch seichtes Wasser lernt man das Farbspektrum der Ostsee gründlich kennen. Vor allem, wenn man irgendwann die Schwimmzone erreichen möchte.

Dann gibt es noch diejenigen, die einfach nur im wadenhohen Wasser herumstehen. „Da ist einer, guck mal! Jetzt ist er weg. Aaaaah, einer krabbelt an meinen Füßen aus dem Sand!“ Und so stehen sie und stehen und stehen. Tauschen sich über das Leben am Meeresboden aus. Den Blick stets nach unten gerichtet. Das macht mich neugierig, und so vertiefe ich mich nun in das Kino am Grund der Ostsee. Plattfische sind es, die die Gemüter bewegen. Viele davon.

Fresskonkurrenz

Ein Stück weiter kämpft eine Möwe mit der überdimensionierten Mahlzeit, lässt sie wieder fallen und scheucht potenzielle Mitfresser weg. Plattfische sind also nicht nur zu Studienzwecken, sondern auch als Nahrung beliebt. Da geht es in der kuscheligen Eckernförder Bucht bisweilen um Leben und Tod. Ein paar angespülte Quallen habe ich ebenfalls gesichtet. Zu einer Blüte wie im warmen Sommer 2018 kam es im Folgejahr zwar nicht, doch der milde Winter führte im vergangenen Sommer zu einer regelrechten Quallenflut in der Eckernförder Bucht.

Medusen

An der Nordsee Schleswig-Holsteins haben wir indes jede Menge Seestachelbeeren gesichtet und gefühlt. Klein und harmlos sind letztere für die Schwimmer*innen. Allerdings freuen sich die Fischer nicht gerade über allzuviel geleeartigem Beifang in den Netzen. In Eckernförde waren es eher die Ohrenquallen, leider auch ein paar Feuerquallen. Irgendwann werde ich mich einmal eingehender den faszinierenden Medusen widmen. Vielleicht im nächsten Sommer.

Badenixe von Kowalke

Nur wenig Schwimmer, dafür aber umso mehhr Möwen tummeln sich an der Wasseroberfläche. Ich laufe über eine der beiden Seebrücken aufs Meer hinaus, wo mir die Seegraswiesen unter Wasser auffallen. Für den Küstenschutz sind sie von Bedeutung, können sie doch Wellen ausbremsen. An jenem Tag ist die See so still, dass stürmische Zeiten unendlich weit entfernt liegen. Algen wiegen sich sachte im Takt des Wassers, allein das Zuschauen wirkt meditativ. Überhaupt aufs Meer zu sehen, auch jenseits von Algen-Blues oder dem geheimen Leben der Plattfische und Medusen.

Kunst und Kirche

Da wundert es mich fast schon, dass sich die Eckernförder Badenixe vom Wasser abwendet. Es soll eben so aussehen, als sei sie gerade den Fluten entstiegen. Hoheitsvoll. Ihr Metallkörper, geformt vom Künstler Eckhard Kowalke, leuchtet in der Sonne. Wie eine vier Meter hohe Welle reckt sich die Nixe empor, erstarrt in der Bewegung. Manch einer nimmt gerne zu ihren Füßen respektive Flossen Platz. Laut der Sage von Mareminde hat sich die Tochter des Meeresgottes von ihren Fesseln befreit und stieg bei Eckernförde an Land. Nun geht sie dort nicht mehr weg, egal welches Wetter. Mareminde trotzt den Stürmen ebenso wie kritischen Stimmen.

Ich laufe die Wasserkante entlang. Selbstredend ist der Eckernförder Hauptstrand mit allem Pipapo ausgestattet: Kunst, Kulinarik, ja sogar mit einer Kirche. Einen Schäferwagen kann ich nämlich entdecken, der als Strandkapelle dient. Die Promenade zieht sich auf der einen Seite bis zum Südstrand, wo während der Hauptsaison Hundefreunde neben Anhängern der Freikörperkultur liegen. Auf der anderen Seite endet der Hauptstrand vor dem Yachthafen.

An diesem Punkt bildet das 2008 eröffnete Ostsee Info-Center mit seinem Bistro den krönenden Abschluss und verknüpft das städtische Leben geschickt mit dem Beachlife: Man trifft sich auf den Holzstufen, trinkt fair gehandelten Kaffee oder ein Glas Eckernförder Kakabellen Bier. Tauscht sich miteinander aus und hat stets ein Auge auf die Kids am Spielplatz. Oder schaut einfach sinnierend aufs Meer, dessen Blau wie ein Sog wirkt. Eine Weile bleibe ich hier, zusammen mit den Anderen auf den Stufen. Denn ich mag es, wie die Stadt am Meer atmet.

Text und Fotos: Elke Weiler

Noch ein paar Infos

Dem Ostsee-Info-Center habe ich ebenfalls einen Besuch abgestattet. Man kann Seehasen und Ohrenquallen zuschauen, viel über Schweinswale erfahren, ihren Lauten lauschen sowie typische Pflanzen der Ostseestrände im Dachgarten kennenlernen. Bis zum Ende des Monats ist noch eine Ausstellung über Mikroplastik im Meer zu sehen.

Ihr wollt mehr über die Strandorte an der Ostsee Schleswig-Holsteins lesen? Hier geht es zum Beispiel nach Laboe, Hohwacht, Fehmarn oder ins wunderbare Holnis.

9 thoughts on “Happy mit Plattfischen

  1. Die Schäferwagen werden übrigens auch an der Ostsee gebaut. Eine kleine Werkstatt. Ich fahre immer wieder daran vorbei. Irgendwann muss ich da mal anhalten….

    Ansonsten vermisse ich Euren Bulli- den hätte ich sofort genommen:-)

    Eckernförde ist wirklich nett. Da kann man eine Woche lang jeden Tag was neues entdecken.

    Liebe Grüße ans andere Meer:-)

    1. Der Bulli war geliehen! :-) Hübsches Ding. Ja, diese Schäferwagen! Wo genau werden sie gebaut? Ich vermute, dass man in Eckernförde auch gut leben kann, und das nicht nur wegen der optimalen Wasser-Stadt-Verbindung. Jedenfalls war ich nicht das letzte Mal dort. ;-)
      Liebe Grüße, heute aus dem schönen Norden Nordfrieslands!
      Elke

  2. schau mal hier: https://www.schaeferwagen-manufaktur.de
    Das ist bei uns um die Ecke. Ich plane schon lange einen Artikel darüber. Corona hat nur leider einiges verzögert und wird es jetzt wohl wieder.

    Mal gespannt, wo Du Dich heute aufhältst. Ich war ganz überrascht vom Friedrich-Wilhelm-Lübke Koog. Da hab ich mich schon für einen weiteren Bericht verabredet….
    Liebe Grüße auf die andere Seite:-)

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