Ei verpipscht!

„Bist du ein Windhund?“, fragte der Mann, während ich meine Nase in die steife Brise hielt.

Er war sympathisch und hatte Humor. Besonders, wenn ich gegen Abend meine Kunststücke vorführte und mit diversen Dingen über den Rasen tanzte. Dann lachte er sich schlapp.

Das Leben war Streben nach Glück...

Ich fühlte mich ganz in meinem Element, seitdem sich das Rudel vergrößert hatte. Je mehr Publikum, desto besser! Die Eltern von Madame waren zu Besuch, und ich erhielt doppelt soviel Aufmerksamkeit wie zuvor.

Grandmadame quasselte mir die Ohren lang, während Grandmonsieur verdammt gut massieren konnte. Doch dann ließen sie mich eines Tages mit Monsieur allein und fuhren zu Dritt nach Sylt. Nicht zu fassen! Da sollte es doch so gute Fischbrötchen geben.

Außerdem konnte man sich ein bisschen sehen lassen. Stattdessen durfte ich in Husum versauern. Um meiner Verstimmung entsprechend Ausdruck zu verleihen, begrüßte ich am Bahnhof eine fremde Frau stürmisch und schränkte meine Zuwendung gegenüber Madame für eine Weile ein.

Als sie mir dann auch noch brühwarm erzählte, dass sie einem hübschen Typen aus der entfernten Verwandschaft begegnet war, war der Ofen aber komplett aus!

Ich meine, sie ließ sich von so einer Couch Potato abschlecken, während ich … „Mach‘ mal Pause!“, hatte Madame mir geraten. „Über die Ostertage musst du nicht arbeiten.“

Ha! Ich bin nun mal Kolumnistin mit Leib und Seele. Warum sollte ich mein Plauderbedürfnis künstlich unterdrücken? Und ich brauchte die weite Welt, um klare Gedanken fassen zu können.

Ich wollte Sylt. Ich wollte die gleiche Tasche wie Schwesterherz Missy. Ich wollte alles. Für mich sollte es Gänseblümchen in allen Farben regnen. Und die Wunder, die würde ich mir selber machen!

Es wäre allerdings nicht schlecht, wenn sich Madame et Monsieur manchmal daran beteiligen würden. So wünschte ich mir einen Haubarg mit viel Auslauf und ein paar Schafen drumherum.

Vielleicht noch ein paar andere Tiere, die man in Schach halten konnte und natürlich eine Hilfskraft. Ich meine: Unterstützung auf vier Beinen von Seiten Hummelwiese. Geht klar, oder?

Also das kam nämlich so: Kuchen-Stopps waren im ja Allgemeinen ultra-öde. (Ich berichtete.) Doch wenn wir beim Roten Haubarg waren, übermannte mich das Glück wie die Sahne den Apfelkuchen!

Kuchenduft liegt in der Luft

Es war einfach so. Hier ließ ich mich ohne zu murren nieder, hielt die Nase in den Wind, der um die Strandkörbe wehte oder inhalierte verführerische Kuchendüfte.

Auch dieses Mal war ich der liebste Hund der Welt. Die beiden Möpse, die zwei Tische weiter zu mir herüber starrten, hatten keine Chance.

Mit Madame et Grandmadame drehte ich im Anschluss noch eine Runde durch den verwunschenen Garten des Haubargs.

Und wie der Osterhase es wollte, fand ich ein Ei und verputzte es flugs. Zwar gab Madame sich alle Mühe, mir die einzelnen Bestandteile aus dem Maul zu fischen, doch ich setzte mich durch!

Schließlich ist nicht alle Tage Ostern, und ich liebe kleine Überraschungen.

Text: Julchen (nach Diktat verreist)
Fotos: Elke Weiler

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