Was passiert auf den Straßen dieses Landes am zweiten Advent? Und noch wichtiger: Wird der Weihnachtsmann auch einen seiner Angestellten auf die wilde Halbinsel Eiderstedt schicken? Regen und Sturm missachtend machen wir uns auf den Weg nach Tönning. Man hat uns verraten, möglicherweise war es ein Gehilfe des Weihnachtsmanns, möglicherweise ein Elch, dass wir seinen Chef dort finden. Wie jedes Jahr an den Adventswochenenden blinkt rund ums Packhaus die Weihnachtsdeko. Es duftet nach Futjes, Bratwurst, Glühwein und in dem alten Backsteingemäuer am Hafen darf geshoppt werden.
Der Weihnachtsmann kommt uns höchstpersönlich am Eingang entgegen, hat aber viel zu tun. Jetzt brauchen wir dringend Kaffee und Weihnachtsdeko. Direkt hinterm Eingang der Baum unseres Begehrens: ein überdimensionierter Friesenbaum. Mangels Baumbestand diente nämlich lange Zeit ein Holzgestell in abstrahierter Baumform als Grundlage für den Weihnachtsbaum in nordfriesischen Haushalten. Heute ist es fast schwierig, Deko dieser Art zu finden: Man muss wissen, wer die Holzgestelle zimmert.
Der Friesenbaum
Der Rohbau wird dann mit Buchsbaumzweigen und Salzteigfiguren wie Pferd, Hund und Hahn verziert und mit kleinen Kerzen bestückt. Jedes Tier hat seine Bedeutung, so steht der Hahn für Wachsamkeit oder der Hund für Treue.
Schafe, Kühe und Fische passen natürlich besonders gut zu Nordfriesland, egal welche Bedeutung. Doch seit die eigens für Weihnachten gezüchteten Tannenbäume auch Nordfriesland erreicht haben, sind selbst die Salzteigfiguren schwer zu finden. Umso mehr habe ich mich gefreut, letztens Rehe, Wölfe etc. in einer Bäckerei von Sankt Peter-Ording zu entdecken.
Fehlt noch der Baum. Wir durchforsten also zunächst das Erdgeschoss des Packhauses und finden fünf bereits komplett geschmückte Friesenbäumchen. Einer sogar im Original mit Eva, Adam und Zoo. Aber fertig kaufen gilt als unsportlich. Und einen Friesenbaum im Rohzustand hat der gute Mann leider nicht im Angebot. Wie gut, dass uns noch eine Quelle in Husum einfällt…
Im Obergeschoss, Abteilung Schleswig-Holstein, erstehen wir immerhin zwei Elche und ein Schwein, wenn auch nicht zwingend für den Baum. Elche und Schweine sind immer gut. Leider tobt im Packhaus der Bär, und so entscheiden wir uns, lieber ganz gemütlich in einem Café gegenüber Waffeln und Windbeutel zu genießen, als hier im Gewühl vor den Futterquellen Schlange zu stehen.
Während wir auf der anderen Hafenseite resümieren, wo uns der bislang originellste Weihnachtsmarkt untergekommen ist, fällt uns das Kloster Bebenhausen ein. Es war ein kalter, schneereicher Winter, und wir wohnten in Tübingen. Das mittelalterliche Kloster liegt ein paar Kilometer von der Stadt entfernt, und es mangelt an Parkplätzen. Das muss der Grund sein, warum es dort heute auch keinen Termin mehr für den mittelalterlichen Weihnachtsmarkt gibt. Zu viele Besucher, zu wenig Platz.
Was schade ist. Denn im Prinzip gilt ja: Je putziger die Umgebung, desto stimmungsvoller der Markt. Aber ich denke: Je netter die Begleitung, desto schöner der Marktbesuch! In diesem Sinne: Eine schöne Adventszeit!
Text und Fotos: Elke Weiler
Stimmungsvoll wie immer. Danke für den tollen Bericht. Wenn ich schon nicht vor Ort in meiner alten Heimat sein kann, nehme ich Futjes in Gedanken mit nach Süden.
Cool! Gern geschehen :-)