Wenn dir die Holde bei jeder Gelegenheit eins überbrät, hast du entweder bei der Partnerwahl versagt oder schon lange nichts mehr diktiert. Bist du zudem Teil einer preisgekrönten Redaktion, und die Holde deine Vorgesetzte, wird es kompliziert. Als Madame nämlich im März von dieser Riesen-Reiselutscher-Messe aus Berlin zurückkam, hielt sie eine Trophäe in der Hand: Wir waren tatsächlich zum besten deutschsprachigen Reiseblog gewählt worden.
Also auch ich. Kein Wunder, dass wir monatelang feierten, und mir der Sinn nicht nach Diktaten stand. Zudem kam das Problem mit dem Umzug in die neue alte Bude auf. Es mussten neue Gänge in der Botanik angelegt und alles gut gedüngt werden. Auch die Buddelkurse, die wir traditionsgemäß in Sankt Buddel gaben, erfreuten sich immer größerer Beliebtheit, so dass wir nun auch ganzjährig Anmeldungen entgegennahmen.
Ich wurde etwas ruhiger, wenn Julchen am Strand mit irgendwelchen Typen flirtete, so wie man eben mit dem Alter gelassener wird. Allerdings kam es auf das Gegenüber an. Wähnte ich die Holde in Gefahr, sah ich rot. Hier wiederum kam es auf die Größe und Anzahl der potentiellen Gegner an. Waren sie erheblich größer und vielzählig vorhanden, hielt ich mich lieber im Hintergrund.
Julischka hat eh die besondere Art, jeden um die Pfote zu wickeln. Deswegen nennen wir sie redaktionsintern auch Social Julchen. Obwohl wir ständig unterschiedlicher Meinung sind, liebe ich sie heiß und innig. Etwa so, wie man eine dicke, wohl duftende und leider etwas zu hoch hängende Wurst vergöttert.
Doch als bodenständiger Typ schob ich diese seltsamen Gedanken lieber beiseite und kümmerte mich um die Security. Endlich hatte ich meinen Platz gefunden. Security liegt mir einfach. Egal, ob Luftraum, Erde oder Wasser. Unsere ersten Gäste kamen in Schwanenform daher. Höchst elegant, doch leicht nervös – vermutlich wegen der ganzen Kinder! Selten hatte ich ein größeres Rudel gesehen.
Und selbstredend standen sie unter meinem Schutz! Ich wusste sofort, was zu tun war: Die Rindviecher mussten in Schach gehalten werden. Niemand durfte sich unseren Schwanengästen auf ungebührliche Weise nähern. Aus unbekannten Gründen nannte Madame mich den Kuhflüsterer. Als ob ich den Rindviechern etwas flüstern würde! Sie taten immer so, als würden sie nichts, aber absolut nichts verstehen, so dass ich meine Lautstärke erhöhte.
Die Kühe hingegen schienen zu glauben, es handelte sich um ein Rockkonzert auf der grünen Wiese. Sie erschienen zahlreich und weigerten sich, Eintritt zu bezahlen, während ich sang und sang und sang. Ihnen die Leviten las. Diesen beratungsresistenten Wesen.
Für den Job als Foodblogger bei Meerblog blieb mir kaum noch Zeit. Aber Julchen und ich waren happy. Zu Hause zu sein, ist eben doch das Beste. Ok, Julchen hatte sich als Reisejulchen der weiten Welt, insbesondere der nordischen zugewandt. Doch ich war und blieb der Heimathund. Natürlich ist es grandios, neue Pfade zu erschnüffeln. Aber nur, wenn das ganze Rudel gemeinsam unterwegs ist. Beste Erinnerungen hatte ich an Dänemark und Schweden.
Doch warum nicht mal zu Hause urlauben? Schließlich hatten wir hier alles, was wir brauchten, und spezielle Hundeauslaufgebiete gab es seit einiger Zeit auch in Sankt Buddel. Meist flitzten wir in Ording um die Wette mit den Kollegen, doch auch das Gebiet im Bad hatten wir schon gecheckt. Kulinarisch überzeugte mich diese Bude auf Stelzen, zumal sie lutscherfreundliche Tische und Strandkörbe im Sand bot. Dort konnten wir uns ein wenig ausbreiten und auf Monsieurs Beute warten.
Mit Fischbrötchen gestärkt latschten wir noch Ewigkeiten den Beach entlang und zurück durch den Wald. Aufgrund eines Lauf-Events waren die Waldwege teilweise von schwitzenden Lutschern übervölkert, die unglücklich und müde wirkten. Allerdings hatte ich zuviel mit Markierungen zu tun, um ihnen Hilfe anbieten zu können. Nur mein Rudel profitierte hin und wieder von meiner medizinischen Kompetenz.
Madame zweifelte mein psychologisches Einfühlungsvermögen allerdings stark an, wenn ich Julchen in einer Extremsituation zur Räson brachte. Bei Gewitter verlor meine Holde nämlich die Contenance. Ich musste dann den Herrn Donner in Schach halten und gleichzeitig Julchen auf den Boden der Tatsachen zurückbringen. Ein Va-banque-Spiel!
Kaum, dass wir wieder zurück in der alten Bude waren, kündigte sich Besuch an. Dafür verschwand Madame. In die Karibik! Julchen hatte es nicht genehmigt. Doch Madame machte einen auf Chefin und tauchte erst nach einer blöden Woche wieder auf. Mit recht interessanten Duftsequenzen, kulinarisch nicht zu verachten. Auch sonst machte sie einen vitalen Eindruck, wie ich nach einem ersten Nasencheck feststellen musste. Aber über die Abwesenheiten mussten wir in der Redaktion noch ausführlich diskutieren.
Julchen briet mir eins über – als hätte ich unsere Gäste in der Zwischenzeit schlecht behandelt! Lediglich Monsieurs Bruder hatte ich hier und da in Schach halten müssen. Wirklich in Maßen! Als kurze Zeit später Grandmadame mit ihren berühmten Wurstbroten vor der Tür stand, war die Freude natürlich groß. Außerdem wollte sie mein Buch „Rüdenkram“ lesen, was mir natürlich schmeichelte. Bislang hatte sie nur Julchens Bücher gelesen, und zwar so lange, bis Grandmadame sie auswendig kannte und besser als meine Holde über die Ereignisse der letzten Jahre Bescheid wusste.
Julchen natürlich wieder so: „Jetzt rühr endlich mal die Werbetrommel, Großer!“ Ein Glück, dass sie mich nicht mehr „der kleine Pupser“ nannte. Don’t forget: Respekt ist so essentiell wie ein Wurstbrot, egal ob im Job oder Rudel.
Euer Janni Mann, der Kuhflüsterer
Herrlich!
Schön, dass der Herr auch wieder dabei ist ;-)
Liebe Grüße an Grandmadame, Julischka und den Kuhflüsterer
von Rike
Oh, dickes Danke mit Bussi! Ich werd’s weitergeben, wobei sich Grandmadane erst wieder kurz vor dem Fest der Liebe blicken lässt. Sie hat aber schon Wurstbrote in Aussicht gestellt.
LG, Janni Mann