Ein satter Plumps, und mein Astralkörper landete im kühlen Gras. Julchen wollte spielen, und wenn sie spielen wollte, musste man rennen, jagen, tanzen, knutschen und knuffeln. Natürlich setzte sie ihre berühmte Shiatsu-Massage-Technik ein, und ich liebte es, wenn sie auf mir herumhopste.
Eigentlich war Julischka die ideale Frau für mich. Ich mochte ihr Temperament, ihre Grazie, ihren Querkopf. Ein zarter Typus, der plötzlich Bullenkräfte entwickeln konnte. Doch dann… Zwei Schüsse! Hatte denn die Zeit der Superpiepmätze schon begonnen? Die Feldlutscher wollten die Zugvögel von ihren Fennen fernhalten, darum knallten sie manchmal ein bisschen herum.
Blöderweise ließ sich Julchen von dem Krach auch verwirren, was ich absolut nicht mochte. Richtig sauer wurde ich dann! Außerdem spielten wir gerade so toll, und da lief sie einfach zu Madame. Ich natürlich hinterher, dicht an ihr vorbei, grunzend. Mehrmals. Ich musste sie provozieren. Und ich schaffte es!
Wer konnte grunzenden 30 Kilo widerstehen? Die Verlobungsanträge kamen jetzt schon per Facebook rein! Nicht, dass ich mir etwas darauf einbildete. Aber es war eine Tatsache, dass die schöne Caro mich auf Sylt erwartete. Was mitunter dazu führte, dass man mich in der Community für einen ausgesprochenen Beardienova hielt.
Doch mehr als die Frauen interessierte mich das Food. Und mit einem Julchen an deiner Seite war dein Leben kein Wurstknabbern. Hatte sie mich bei ihrem letzten Trip nach Sylt nicht mitgenommen, weil sie den ganzen Apfelkuchen von Tante Antje allein verkimmeln wollte? Zuzutrauen war es ihr, sie gönnte mir ja nicht den Thunfisch auf der Pasta.
Wenn meine Holde nicht wollte, dass ich ihren Weg kreuzte, dass ich einen Schatten auf ihr Licht warf, dass ich auch nur einen kurzen Blick in ihren Napf wagte, tat ich es am besten nicht. Sagen wir mal, bis auf die Sache mit dem Napf. In diesem Punkt half nämlich Beharrlichkeit. Es ging um die Foodblogger-Ehre.
Hatte ich also aufgefressen, was – handelte es sich nicht gerade einen Veggie-Day – in Nullkommanix passierte, legte ich mich unauffällig in Julchens Nähe ab. Die Königin roch den Braten schon lange, bevor ich anrückte. Meist gab sie erste Warnschüsse in Form von Bellen ab, wenn ich noch mit meinem Napf beschäftigt war. Sozusagen als Vorwarnung.
Meine Taktik war folgendermaßen: Ich musste lediglich abwarten, bis Julchen gezwungermaßen ihren Napf allein ließ. Und zwanghaft wurde ihr Verhalten, sobald eine Höllenmaschine auftauchte. Dann vergaß sie sämtliche Schikanen rund um ihren kleinen Gefährten, das sogenannte Pummelschwein.
Höllenmaschinen brachten Goldengel zur Weißglut.
Normalerweise unterstützte ich ihre lautstarken Verweise aus vollen Kräften. Stand aber die Eroberung ihres Napfes zur Alternative, galt ich als pragmatischster Hund der Welt. Dass ihr Napf nach einer geglückten Aktion leer war, besserte Julchens Laune nicht. Doch wozu hatte man eine Psychoanalytikerin?
Mademoiselle Julie wirkte in ihren ärztlichen Verordnungen zwar etwas einseitig, aber wenn Buddeln meinem Julchen half?! Wir starteten also eine Blechhöhlentour ins legendäre St. Buddel. Die Sonne lachte vom Himmel, und schon in den Dünen trafen wir die hübsche Henna – eine anderthalbjährige Beagle-Dame, die von meiner stürmischen Art zunächst irritiert war.
So ging es vielen, doch wer mich kannte, wusste meine zärtlichen Bussis zu schätzen. Und nahm es mir nicht übel, wenn ich ihn vor lauter Freude leicht mal in den Hintern biss. Madame wusste jedenfalls, dass ich es nett meinte. Der kleine Schrei war nur pro forma.
Und als diese Henna genauer hinsah, fand sie mich ziemlich attraktiv. Verstehe einer die Frauen! Beachtete man sie nicht mehr, interessierten sie sich plötzlich umso mehr! Denn als ich die beiden Pudel kennenlernte, hatte ich nur noch Augen für sie. Solchen Typen war ich im Leben noch nie begegnet!
Der Große erinnerte mich an die Alpakas, die auch im schönen Nordfriesland auf den Fennen weideten. Allerdings trugen die Kameltiere nicht so lässige Zöpfe wie dieser Riesenpudel. Interessante Wolle!
Mein Julchen buddelte, was das Zeug hielt, und war bester Laune. Ich nahm ein kühles Bad in den Fluten, denn ist spürte, dass die Süße mich ganz verrückt machte. Zwischen dem Baden bissen wir uns daher zärtlich in die Ohren und verkeilten unsere Mäuler ineinander.
Wir lümmelten uns wie die Robben auf der Sandbank – St. Buddel war das pure Glück. Ich hätte mich noch ewig Julchens ausgefeilter Massagetechnik hingeben können, doch das Abendessen rief.
Und beim Spätgassi hörte ich tatsächlich die ersten Superpiepmätze gackernd und knackernd über unsere Köpfe ziehen. Ich sah zum Himmel. Da war er also, der Herbst. So goldig.
Ich musste mich dringend verloben! Am besten noch vor dem Winter.
Text: Janni (nach Diktat hin und her überlegt. Sollte er es ihr in den Dünen sagen? Oder auf einer Bootstour?)
Fotos: Elke Weiler