Für einen Foodblogger mit Leib und Seele gab es nur einen Lieblingsort: die Küche. Um nicht im Weg zu stehen, aber trotzdem strategisch günstig platziert zu sein, legte ich mich idealerweise unterm Küchentisch ab.
Wenn Monsieur mich rief, weil er dachte, ich wollte mich in der Küche beim Kartoffelschälen oder so nützlich machen, hatte er meine Absichten verkannt. Ich scannte, checkte die Materie und bemaß die Wahrscheinlichkeit, mit der etwas zum Probieren abfiel.
Irgendetwas fiel immer ab. Von daher musst du als Foodblogger immer am Ball bleiben. Ohne Tests und ausführliche Proben kannst du dich als Foodblogger kaum weiterentwickeln.
Und wenn du eine Lichterscheinung wie Julchen an deiner Seite hast, ist es besser, dich auf Food zu kaprizieren. Immer, wenn wir irgendwo spazieren gingen, sonnte sich meine Sonne in der Aufmerksamkeit und Bewunderung der Lutscher. Sie blühte auf wie ein Apfelbaum im Frühjahr.
Schon zu Saisonbeginn fanden sich auch fremdsprachige Lutscher in St. Buddel ein, und einer schnackte mit meiner Juli. Nur ein einziges Wort verstanden wir: Mademoiselle. Juli vermutete, dass mehrfach „süß“ in seiner Ansprache vorkam. Das entspräche ihren langjährigen Erfahrungen.
Draußen stand ich also in Julchens Schatten, alle lagen ihr zu Pfoten. Deswegen war ich tierisch happy, ein paar Lutscher bei Nasenbuch zu kennen, die mich mochten. Die mir nette Dinge sagten. Die mich trösteten. Zum Beispiel, als in dem Lutschermagazinartikel über Reiseblogger sämtliche Mitarbeiter von Meerblog erwähnt wurden – bis auf einen.
Der kleine Janni war mal wieder außen vor. Das Pummelschwein. Unterschätzt und unterdrückt. Nach wie vor musste ich ziemlich ackern, damit Julchen mich als Mann wahrnahm. Oft überkam mich das Gefühl, alles falsch zu machen.
Aber einmal, das war wirklich ein Traum. Ich vermisste meine Julischka total, als sie mit Monsieur auf Medizinlutscherbesuch in Tönning war. Der Jahres-Check, erklärte mir Madame. Take it easy.
Das konnte ich nicht, ich war halb wahnsinnig vor Sorge. Als meine Holde endlich wieder zurück war, fielen wir uns in die Pfoten und küssten uns. Sie spielte wie verrückt mit mir, und zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass sie mich genauso liebte wie ich sie.
Madame meinte, es wäre wie mit Emil, Julchens Ex-Verlobtem. Davon wollte ich natürlich nichts wissen. Und musste Juli erst nach Tönning fahren, um gute Laune zu kriegen? Oder mit Madame auf Tour gehen? Brauchte sie den Abstand, um meine wahren Qualitäten schätzen zu lernen?
Ackergülle. Schließlich tanzte ich wie ein junger Gott und warf ich mich ständig vor ihr auf den Rücken. Am schönsten fand ich es, wenn wir Löffelchen machten, und ich sie dabei umarmte. Das ganz große Glück.
Aber sie war so raffiniert, meine Liebste. Einmal warf sie mir das Frisbee wie einen Köder vor die Schnauze. Während ich danach schnappte, nutzte sie die Gelegenheit zum Aufhoppeln! Obwohl es mir lästig war, ließ ich sie gewähren.
Julchen schien rundherum zufrieden, sich in diesem Jahr als Osterhase etablieren. Jedes verdammte Mal hatte sie beim internen Wettbewerb mitgemacht, doch immer hatten ein bis zwei Rennplüsche die scheinbar begehrte Auszeichnung abgesahnt.
Nur eine Kleinigkeit trübte Julchens Glück: Sie musste sich den Titel während des Großen Eierfests mit mir teilen. Zusammen waren wir das Osterhasen-Duo 2014. Mit Blümchen im Haar sah mein Herzblatt umwerfend aus. Ich gab ihr ein Bussi. Jedes Mal, wenn sie frisch vom Friseur kam, hatte ich sie zum Fressen gern.
Sollte Juli doch froh sein, dass ich einen Teil des stressigen Jobs übernahm! Natürlich freute ich mich ebenfalls über die Auszeichnung, aber ehrlich gesagt lag ich lieber unterm Küchentisch und kümmerte mich um Oster-Menüs, als blöd in die Kamera zu grinsen oder Eier zu verteilen.
Eier fressen war natürlich etwas anderes. Das Gute war: Je mehr Eier man fraß, desto weniger musste man verteilen. Aber das behielt ich lieber für mich. Auch das duftende Päckchen, das uns von Grandmadame aus dem fernen Rheinland erreichte.
Dort schien das reinste Keksparadies zu sein, dem Geruch nach zu urteilen. Am liebsten hätte ich alles auf einmal gefressen. Manchmal wünschte ich, ich wäre ein Rennplüsch. Drei Mal täglich futtern, dann noch das zweite Frühstück, der Five O’Clock- sowie der Mitternachtssnack.
Ich träumte davon, während ich nach einem fantastischen Lachs-Dinner im Garten chillte. Madame et Monsieur hörten portugiesische Mucke zum Dinner, die mein Herz berührte. Sie nannten es Fado, und ich stellte mir gegrillte Sardinen am Ufer des Tejos vor.
Ein ziemlich raffiniertes Ding, dieser Fado. Wäre ich nicht so müde gewesen, hätte ich vermutlich sofort den Koffer gepackt. Und mal Ferien gemacht mit Julchen. Atlantik, Fisch und Fado. Wenn sie sich da nicht restlos verknallte!
Vielleicht sollte ich meine Süße zur Einstimmung mal in die Lutscherschaukel locken?
Text: Janni (nach Diktat eine Route von Eiderstedt nach Portugal ausgearbeitet. Jetzt brauchten sie nur noch ein Boot, randvoll mit Food. Und natürlich einen guten Smutje.)
Fotos: Elke Weiler
Yoh Brother,
echt cooler Beitrag von Dir!!
Power to the Bearded Collies
Dayo
Dayo, mein Freund,
ich danke dir!
Wie du siehst, kann ich Zuspruch immer verdammt gut gebrauchen.
High Five,
dein Janni