Jedes Mal, wenn der apfelsinenfarbene Lutscherschnackapparat bimmelte, rannte ich los. Meist war ich der Erste am Ziel. Zwar nahm ich die Sprechmuschel nicht ab, doch ich schmiss mich voller Vorfreude aufs Sofa gleich nebenan.
Denn eines hatte ich gleich geschnallt: An der Muschel hängende Lutscher waren serienmäßig in Knuddellaune – eine freie Hand reichte, um Wellnessstimmung zu verbreiten. Kurz gefasst: läutender Schnackapparat gleich Gratis-Massage. Wer fragte da schon nach Ursachen und Gründen? So lange die Tagesdosis stimmte, beschwerte ich mich nicht.
So leuchtete mir auch nicht ein, warum Lutscher für Dinge Geld ausgaben, die man bei jeder Gelegenheit im Alltag umsonst kriegen konnte. Wie etwa Massagen! Andere setzten auf Sport (ja, Julchen), ich aber bevorzugte Wellness. Da wir bei MeerBlog stärker serviceorientiert arbeiten sollen, habe ich als praktizierender Knuddelist eine kleine Checkliste für euch erstellt:
„How to get a free massage“ – by Onkel Doc Janni!
1. Räkel‘ dich wie ein Seehund auf dem Boden. Wichtig: Etwa mittig vor der Nase des potentiellen Kraulers platzieren!
2. Suche Blickkontakt während des Räkelvorgangs. Deine Augen müssen den verzweifelt-verzückten Ausdruck eines Liebesuchenden haben. Falls du es hinkriegst: Gucke wie ein verlassenes Seehundbaby!
3. Nähert sich der potentielle Krauler: Umgehend auf den Rücken werfen.
4. Mit allen verfügbaren Extremitäten in der Luft rudern. Den Kopf lässig zur Seite und nach hinten schmeißen, um die größtmögliche Knuddelfläche zu bieten.
5. Haut der Krauler zu schnell wieder ab? Streichel‘ dir mit den Vorderbeinchen selbst über den Kopf. Garantierte Sofortwirkung!
6. Wenn‘s dann weitergeht: Die Pfote kumpelhaft auf dem Arm des Masseurs ablegen.
7. Hingebungsvoll seine Socken oder ein Hosenbein abschlabbern. Oder irgendein anderes verfügbares Teil. Eventuell ein Stuhlbein. Egal.
8. Jetzt geht es in die Verlängerung: Den Krauler mit Hingabe am Weitergehen hindern. Blickkontakt ist hierbei ausschlaggebend! Seehundbaby!!! Sowie weiter rudern, wälzen, schlecken, was das Zeug hält.
Wer mein Acht-Punkte-Programm korrekt umsetzt, wird sich bester Gesundheit erfreuen. Essentiell fürs Wohlbefinden: die tägliche Anwendung! Nach Möglichkeit mehrfach. Aber Vorsicht: Unbedingt zu vermeiden sind Pfotentapser im Gesicht des Masseurs. Damit habe ich schlechte Erfahrungen gemacht, weil Lutscher im Gesicht oft kein Fell haben. Die Folge ist lautes Kreischen. Der Masseur rennt zum Spiegel – um eventuelle Entstellungen fürchtend. Lächerlich. Macht aber die ganze Kraulstimmung kaputt.
Nun zurück zur aktuellen Berichterstattung. Während meine Chefin Julchen, die erste Kolumnistin und Seitenmanagerin von MeerBlog, immer noch mit ihrer Servicegeschichte über regionale Hotspots für Kaffeelutscher mit Hundeanhang sitzt, erzähle ich euch, was so alles passiert ist.
Wir waren nämlich in St. Buddel. Und trafen dort auf sehr lustige und nette Kollegen: Sunnyboy und Emmi. Wir tollten über die klatschnasse Ordinger Wüste, windzerzaust und salzwassergetränkt. Ich erzählte Emmi, dass ich ein gleichnamiges Rennplüsch kannte, doch sie hatte noch nie von kartoffelfömigen, kurzbeinigen Kleinwusels gehört und schien tendenziell beleidigt zu sein.
Darüberhinaus war ich ihr wohl zu anhänglich – eine Erfahrung, die ich leider häufiger unter Kollegen machte. Mit Julchen hingegen verstand Emmi sich super, man frönte dem gleichen Hobby: Wüstenschnelllauf. Also hielt ich mich an Sunnyboy, was einigermaßen funktionierte.
Doch dann zogen ihre Urlaubslutscher weiter, und Madame stieg in die Fluten. Julchen und ich hinterher, aber nur kurz. Unsere Haus- und Hoffotografin war nämlich nicht mit uns, sondern mit Knipsen beschäftigt. Das fand ich tendenziell öde. Glücklicherweise hatte Monsieur genügend Leckerlis eingesteckt, so dass man sich zwischendurch ein wenig die Zeit vertreiben konnte.
Dass wir unser Beachmeeting auf Sylt mit der schönen Caro wegen des Wetters verschoben, tat mir in der Seele weh. Doch als Madame morgens die Tür öffnete, machte Julchen erst mal kurz den Regen fertig. Lautstark. Ich liebte diese wilden Seiten an ihr. Natürlich war es dem Wetter schnurzpiepegal, was mein Julchen zu sagen hatte.
An jenem stürmischen Tag stand Julchen plötzlich und unerwartet vor ihrem Verlobten. Der kleine Emil freute sich wie Bolle, und was machte Mademoiselle Julie? Rannte ein bisschen hin und ein bisschen her, als hätte sie Besseres zu tun. Wollte sie Emil reizen? Ich verstand nichts von solchen Spielchen und kümmerte mich um die anderen.
Emil hatte nämlich noch zwei Schapendoes im Schlepptau, und ich fühlte mich ganz in meinem Element. Je mehr Schnuckels, desto besser die Party! Doch Julchens angeblicher Verlobter knurrte mich ziemlich an. War er eifersüchtig? Das Trio zog samt nettem Lutscheranhang weiter, während wir am Everschop-Beach wie die Irren buddelten.
Ich verstand nur Ackergülle, was die Liebe zwischen Schapendoes und Beardine anging, war aber rundherum zufrieden. In einem musste ich Julchen beipflichten: Effektives Buddeln hatte eine befreiende Wirkung. Fast so schön wie Kraulen. Aber nur fast!
Übrigens: eine solide Basis für jegliche Aktivitäten und Passivitäten ist gutes Fressen. Nicht vergessen, meine Lieben!
Text: Onkel Doc Janni (nach Diktat alle Futternäpfe und sonstige Quellen gecheckt. Ein Lauschen auf die innere Uhr verhieß: Es war höchste Zeit!)
Fotos: Elke Weiler
Onkel Janni – du bist einfach der Beste! Die Tricks muss ich mir UNBEDINGT merken!!! Das mit den Seehundbaby Blick hab ich voll drauf.
Kussi Candy xxx
Das ist gut, liebe Candy!
Ich vermute, du hast die Lutscher auch voll im Griff, hm? ;-)
Weiter so!
Dein Onkel Janni
*knutschi*
Na klar – ich hab sie voll in der Hand – ehmm – in der Pfote!! *haha*
*KNUUUUTSCHIIII*
xD Ahahahaha… das erste Bild. Köstlich!
Lieber Onkel Doc Janni ich muss berichten, dass diese Liste auch sehr gerne von meiner Katze verwendet wird und es funktioniert! So einfach kann man sich manipulieren lassen. ;-)
Liebe Grüße
Chrisitna
Liebe Christina,
Katzen sind natürlich auch Vollprofis auf diesem Gebiet, ganz klar.
Davon können wir alle nur lernen… ;-)
Bitte bestell‘ auch deiner Samtpfote viele Grüße!
Onkel Doc Janni
Sehr netter Hund ;-)
schöner text, schöne bilder! besonders die bilder haben mich sehr angesprochen. wow!
Wir waren mit unserem Hund in St. Peter Ording und haben die langen Spaziergänge am Strand genossen. Ist Dein Hund auch ein Wäller oder ein Bearded Collie?
Unsere Beiden sind crazy Bearded Collies ;-)
<3