Der Beardie Boogie

Aufgeregt kam Janni angehoppelt: Madame wurde von einer Riesenschaufel angegriffen! Nicht so eine von diesen Plastikdingern, wie Titis sie am Strand als Hilfsmittel zum Buddeln verwendeten. Nein, ein schepperndes Monstrum!

Ich schnaubte verächtlich ob der Panik unseres jüngsten Rudelmitglieds. Er war eben immer noch grün hinter den Plüschlöffeln. Für alle Fälle wollte ich die Lage checken. Doch mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht. So prekär wie vom Dicken geschildert, war die Situation bei weitem nicht.

Ich wies den „kleinen“ Pupser zurecht und Madame gleich mit. Wenn eines nicht ging, dann mit einer Schaufel gemeinsame Sache zu machen. In meinem Revier! Janni bot akustische Verstärkung an, denn das Ding machte ihn irgendwie kirre, falls er es nicht ohnehin schon war.

Wer hat die Hosen an?
Wer hat die Hosen an?

Madame versuchte, die Lage zu entschärfen, indem sie Janni an dem Gerät schnuppern ließ. Das war ein taktisch kluger Zug, doch es änderte nichts an der verfahrenen Grundsituation. Draußen ließen sich die Schneeglöckchen in Scharen blicken, die Temperatur kletterte auf Frühlingslevel, und das machte die Lutscher gartenaktiv.

Dabei wusste doch jeder Welpe: Die Natur kam bestens ohne Lutscher klar. Die Blümchen blühten von selbst, die Piepmätze stimmten den Lenz-Jazz ein, und die Wollknäuel hatten Lämmer. Nächsten Monat würden sie zurückkehren an den Deich.

Der Garten war mein Wirkungsgebiet, schließlich verbrachte ich hier die meiste Zeit. Einmischungen jeglicher Art waren verpönt. Hinzu kam, dass man mit Schaufeln gemeinhin Löcher buddelte, und Janni sich als diplomierter Matsch-Archäologe quasi in seiner Ehre beleidigt fühlte. Unsere Fenne sah bereits aus wie ein Schweizer Käse.

An der Minibar der Wollknäuel
An der Minibar der Wollknäuel

Als Ergebnis der Hyperaktivität eines gut ausgebildeten Maulwurftrupps bildeten sich neben den Kratern Minipyramiden. Unser Marschland war eben einer ständigen Veränderung unterworfen. Dann hatte ich auch noch einen unfreiwilligen Zusammenstoß mit einem Bisam, der sich Richtung Graben bewegte und panikartig abtauchte.

Dabei gab es dringenden Gesprächsbedarf. Die Ränder rings um die Gräben verfransten, so durchlöchert waren sie vom wüsten Treiben der Wühlmäuse. Das Wasser breitete sich aus, und ich konnte beim besten Willen keine weiteren Baugenehmigungen erteilen.

Aber diese Schwarzbauer ließen sich auf keinerlei Diskussionen ein. Auch nicht, als Janni und ich ihnen in hochoffiziellem Frühlingsgelb begegneten. Unsereins konnte ja nur Schwarzweiß gucken, aber wenn Madame sagte, wir hätten Sonne im Haar, dann freute mich das. Doch auf die Nager machte das Strahlen keinerlei Eindruck.

Liebe und Fressen
Liebe und Fressen

Statt den nahenden Frühling zu genießen, hatte ich mal wieder alle Pfoten voll zu tun. Das Rudel verkleinerte sich: Rennplüsch Media hatte einen neuen Verlust zu melden. Die legendäre Coco war in die ewigen Grasgründe gegangen. Die beiden Verbliebenen, Lotti und Nuno, wollten sich in Zukunft ausschließlich den essentiellen Dinge des Lebens widmen: Liebe und Fressen.

Sie galten fortan als das Traumpaar Eiderstedts, wenn nicht gar ganz Nordfrieslands. Ich versuchte Madame zur Übernahme von Rennplüsch Media zu bewegen. Einer musste schließlich meine Filme produzieren. Madame überlegte und tastete sich bei den Rennplüschen mit der Anfrage einer friedlichen Übernahme vor.

Vonseiten der Fellkartoffeln wäre alles im grünen Bereich, solange der Name Rennplüsch Media weitergeführt wurde und ihnen eine großzügige Gegenleistung in Form von Grünkost zukam. Aber diesbezüglich würde Madame sich nicht lumpen lassen, das war klar wie Kloßbrühe.

Life is a beach.
Life is a beach.

Außerdem galt es, mit Rennplüsch Media eine bereits auf dem Markt etablierte Marke fortzuführen. Die klassische Win-Win-Situation, wie ich Madame überzeugend darstellte. Der Vertrag musste nur noch mit einem Salatblatt besiegelt werden.

Zur Feier des Tages stürmten wir St. Buddel und rockten den Beach. Janni und ich erfanden den Beardie Boogie, der gewiss zum heißen Sommertrend werden würde. Der sogenannte BB war wesentlich raffinierter als der Vorderpfotentaps, aber absolut kein Problem für halbwegs begabte Tänzer.

Beim Beardie Boogie tanzten die Tanzpartner seitlich nebeneinander und steppten mit den Vorderpfoten nach rechts oder links voneinander weg. Die Hinterbeine möglichst in der Luft, und alles im Gleichtakt. Choreografisch gipfelte das Ganze in einer Art A-Form, wenn sich das Paar während des Tanzens ein Bussi gab.

Strandhoppeln, klassisch.
Strandhoppeln, die klassische Variante.

Der Beardie Boogie galt als der Frühlingstanz schlechthin, vor allem am Strand. Anwesende Ferienhunde beäugten uns neugierig, doch es erschien ihnen recht kompliziert. Meine Psychoanalytikerin Mademoiselle Julie empfahl neben Buddeln tägliche Boogie-Übungen am Strand.

So konnte ich nach dem ganzen Stress endlich entspannen und im Rhythmus des Meeres strandhoppeln. Mein Schönheitstipp zum krönenden Abschluss: wälzen, wälzen, wälzen. Das machte das Fell super fluffig. Der Frühling konnte kommen.

Text: Julchen (nach Diktat nach einem schnuckeligen Beachboy Ausschau gehalten)

Keep on smiling!
Keep on smiling!

Fotos: Elke Weiler

7 thoughts on “Der Beardie Boogie

  1. Wir wollen auch einen Strand und den BB – oder dann vielleicht den RB – tanzen! Und wir wollen Euren Garten, weil der bei uns von Maulwürfen überlaufen ist …
    Viele Grüße von den sehr, sehr traurigen
    RRs aus der Wetterau

  2. Na, ihr zwei Süßen!

    Also das Problem mit den Maulwürfen haben wir wie gesagt auch. Aber kommt her, wir zeigen euch den BB am Strand, und ihr entwickelt dann die RB-Variante!

    Frühlingsbussis von eurem Julchen

    1. Danke, liebe Jessi! Wir hatten eine Beerdigung mit Kaffee und allem Drum und Dran. Schade, dass du nicht in der Nähe wohnst, sonst wärst du natürlich eingeladen gewesen. Hoffe, deinen Plüschies geht’s gut!!!

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