Was für eine Wahnsinnszeit hatten wir auf der Hummelwiese! Oskar, Mogli, Alma, Pookie, Norbert, Missy und meine Wenigkeit. Jetzt mal ganz ehrlich: Unsere Brüderchen hatten keine Chance! Sie waren süß, aber wir Mädels hatten alles im Griff.
Auch den damals sehnsüchtig erwarteten Besuch – „Frischfleisch“, wie unsere Königinmutti zu sagen pflegte. Mit Lust und kindlicher Neugier bohrten wir unsere spitzen Milchzähnchen in die Klamotten, Schenkel und Pausbacken all derer, die sich ins Welpengehege trauten. Einfach in alles, was wir kriegen konnten.
Die Welt wartete darauf, von uns erobert zu werden, und wir standen in den Startlöchern. Auch wenn Königinmutti uns nur ungern hergab. Stets von ihr heiß geliebt, entwickelten wir eine frühe Lutscherfixierung und waren voller Vertrauen.
Warum ich soweit aushole? Nun. Besuch stand vor der Tür – ein ganz besonderer. Der erste Besuch nur für mich! Meine Schwester Missy war extra aus Stuttgart gekommen, um mit mir die alten Zeiten wieder aufleben zu lassen. Na ja, ein bisschen war sie auch für das Meer und den Strand gekommen, glaube ich.
Missy brachte gleich ihr ganzes Rudel mit, wie es sich für einen familienorientierten Hund gehört. Tantchen mit ihrer Grandmadame sowie ein stolzer, kleiner Bodyguard aus Berlin namens Romeo.
Die Party kann beginnen
Wen sollte ich zuerst begrüßen? Es war ein Fest! Ich löste das Problem auf die übliche Weise: alle gleichzeitig. Dabei nutzten mir meine Wendigkeit und natürliche Kombinationsgabe.
Nun aber nach draußen! Ich präsentierte den Leuten mein geliebtes Outdoorreich, während Monsieur eine Extraportion Leckerli auftischte. Natürlich! Unsere Gäste hatten ja eine lange Fahrt hinter sich.
Missy schaute sich alles ganz genau an und fühlte sich gleich wie zu Hause. Gerade wollte ich ihr über meinen ehrenamtlichen Job erzählen – vom Pferdehüten, als sie sich einfach meine Giraffe Gina schnappte. Wir hatten eben immer noch den selben Geschmack!
Zu allem Überfluss mischte sich ihr Bodyguard ständig ein und hinderte sie am Aufstehen. „Lauf, Missy, lauf!“ Endlich hüpften, flogen und rasten wir über die Wiese, bis uns die Puste ausging. So wie es eben nur unsereins kann!
Als unsere Madames in der Unabänderlichkeit des natürlichen Laufs der Dinge ihren Kaffeestopp einlegen mussten, schmückten wir platt wie die Schollen zwei Schattenstellen im Vorgarten eines Cafés.
Nur um unser nächstes Projekt zu planen: das doppelte Chaos am Dockkoog. „Hinweg mit euch Schafen, Schäfern und Wasserhunden! Jetzt wird gehummelt!“ Auch Romeo hatte endlich geschnallt, dass ich Princess Missy nicht entführen würde und hielt sich vornehm zurück.
Der Tanz konnte beginnen: Samba am Meer. Missy und ich! Natürlich konnte ich sich auf die Nordsee wieder mal nicht verlassen. Was wir hatten, war das Watt. Den Schlick. Diese Andeutung von Meer. Am Dockkoog gab es genug davon.
So musste ich noch ein wenig warten, bis ich Sister Missy meinen verborgenen Schatz zeigen konnte: die singenden, spielenden Wellen.
Aber was soll’s! Bald würden wir uns wiedersehen: Mein Schwesterherz hatte versprochen, mir auf der Insel einen Platz in der Sonne freizuhalten. Und ein paar Buddellöcher. Sandstrand, Wasser, wilde Wellen, die volle Freiheit.
Sylt – ich komme!
Text: Julchen (nach Diktat die Strandtasche zügig vollgepackt)
Fotos: Elke Weiler
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