Als ich die Tram 4 Richtung Zürich-West nehme, bin ich gespannt. Geradewegs in das hippe, neue Viertel der alten Stadt am Limmat. Frau Gerold, der Viadukt, die Fabriken und Kulturstätten. Der coole Kreis 5.
In zehn Minuten bin ich vom Hauptbahnhof im Toni-Areal gelandet, und ich muss irgendwie an Friseur denken. Stattdessen unfertige Wege, glänzende Fassaden, das Eckige triumphiert. Ich steige aus.
Nur einmal brauche ich mich umzusehen, da bleibt mein Blick auch schon an der richtigen Stelle hängen: Dorthin, wo etwas Buntes an den grauen Fassaden aufblitzt. Nur etwa hundert Meter vom Ziel entfernt.
Die nächsten beiden Nächte werde ich hier verbringen: im 25hours Hotel von Zürich. Noch bevor ich die Lobby betrete, falle ich fast über einen Tischtennistisch. Es darf gespielt werden.
Der Eindruck verstärkt sich im Innern, und ein Designerteam mit dem verwunschenen Namen Alfredo Häberli führt mich ins Reich der Fantasie. Kindergarten statt coolem Businesslook – ich liebe es!
Heißt das doch: Liebe Leute, nehmt euch bitte nicht so ernst. Die Details, die unterwegs entdecken kann, wer mit Kinderaugen durch die Welt geht, bilden den Konterpart zu meist öden Hotelfluren. Schaue ich im Aufzug nach oben – wo soll man sonst hinschauen? – sehe ich mich selbst in einem ungewohnten Blickwinkel.
Im Bett schlägt mir ein weißes Kissen vor: „Let’s spend the night together.“ Der Rest ist farbig, zum Glück mal ohne Retro-Anleihen, ohne die Sixties zu zitieren. Und doch beschwingt. Vom Badezimmer aus kann ich ins Zimmer und durch das große Fenster bis auf den Uetliberg schauen. Schön zum Zähneputzen.
Mit dem Kissen und mir, das wird was. Nicht in jedem Hotel schlafe ich gut, doch hier stört weder eine Klimaanlage noch die Geräusche der Nachbarn. Dabei gibt es die Möglichkeit, seine Musik übers eingestöpselte Smartphone anzuhören. Aus meiner Sicht ein absoluter Pluspunkt. So ist es möglich, vor dem Zubettgehen noch zur Entspannung zu tanzen.
Shampoo und Duschgel kenne ich schon aus dem 25hours Hotel in der Hamburger Hafencity: „Stop the water while using me“ – Naturkosmetik in nachfüllbaren Flaschen. Rosmarin und Grapefruit für die Locken. Orange und Wildkräuter für den Body.
Frisch bekräutert starte ich am Morgen danach durch – Richtung Restaurant. Hier wartet nämlich ein opulentes Frühstücksbuffet. Und ich kann’s kaum glauben: selbstgemachte Marmeladen! Im Hotel! Fairtrade-Kaffee und lokaler Käse. Brot, Brötchen, Gebäck. Ich starte ja morgens am liebsten süß und übersichtlich, aber hier kann ich nicht Nein sagen. Früchte, Yoghurt, Müsli, Säfte – das volle Programm.
Abends lande ich dann gleich noch mal im Restaurant, jetzt das „Neni“ mit israelisch-mediterraner Küche. Als Fan von Hummus bestelle ich also den entsprechenden Teller mit Tomaten-Petersilien-Salat, Baba Ganoush und Fladenbrot. Alles lecker. Israelisch-mediterran mutet recht libanesisch an.
Und vielleicht schaffe ich es morgen noch, eines der schnieken E-Bikes auszuleihen. Ist inbegriffen, ebenso wie W-Lan oder eine Spritztour mit dem Mini. Und wenn es draußen regnet, schaue ich mir vielleicht die Wände an, den bunten Baum. Und überlege, wann es das erste Hotel für Kreative geben wird.
Zum Selbstgestalten.
Text und Fotos: Elke Weiler
Mit Dank an das 25hours Hotel für die schönen Übernachtungen und das leckere Frühstück in Zürich.