Ihren „Lieblingsplatz am Meer“ hat die Journalistin Doris Neubauer mir verraten, er liegt in Uruguay…
„Komm, lass uns nach den Seelöwen schauen!“ B. springt vom Frühstückstisch auf und greift nach ihren Habseligkeiten. Ein Sonnenhut, eine Tasche, in der sich – so erfahre ich später – nur ein Strandtuch befindet. Und Sonnencreme, versteht sich, für eine blasse Australierin wie B.
Zehn Minuten zuvor haben wir uns in unserem Hostel kennengelernt, zehn Minuten später sind wir beste Freundinnen. Das geht hier schnell in Cabo Polonio, diesem Fischer- und Handwerkerdorf an der Atlantikküste Uruguays.
Lange Überzeugungsarbeit muss B. nicht leisten: Diese Seelöwen-Kolonie anzuschauen, eine der größten der Welt, das steht ganz weit oben auf meiner To-Do-Liste, die mir mein uruguayanischer Freund (und virtueller Reise-Begleiter) Gaston ans Herz gelegt hat. Mit einer Beharrlichkeit, die wohl nur ein Latino in seinem Repertoire hat. Und bei Cabo Polonio ist er besonders beharrlich, ist doch das abgeschiedene Dorf zwischen den Badeorten Valizas und La Pedrera sein absoluter Lieblingsort.
„Wenn ich nach Uruguay zurückkomme“, so schwärmt er mir immer wieder in seinem europäischen Wahl-Exil vor, „dann kaufe ich mir ein kleines Haus in Cabo und verbringe meine Wochenenden dort.“ Ein Traum, den er wohl mit so ziemlich allen Uruguayern teilt, die ich kennenlerne. Unabhängig davon, ob sie bereits selbst in Cabo Polonio waren oder nicht. „Warte, bis du nach Cabo Polonio kommst!“ Wie ein Heilsversprechen ist mir diese Aussage auf meiner vierzehntägigen Reise durch Uruguay gefolgt, diesem südamerikanischen Kleinststaat zwischen den Riesen Brasilien und Argentinien.
Cabo – das ist Friede, ein Idyll ohne Elektrizität und Wasser, ein abgeschiedenes Fleckchen Erde, das von der sieben Kilometer entfernten Hauptstraße und Busroute 10 nur per zwei- bis dreistündigem Fußmarsch, auf Pferden oder mit zweistöckigen, offenen 4×4-Shuttle-Jeeps erreichbar ist. Ein Zustand, an dem die schlauen Uruguayer übrigens auch nichts ändern wollen – das „Wilde“ und „Ursprüngliche“ soll erhalten bleiben. Wenigstens hier in der Gegend, die mittlerweile zum Nationalpark erklärt wurde.
Cabo – das ist vor allem Sand und Meer. 660 Kilometer lang ist die Küste Uruguays, nicht schlecht für einen Staat mit gerade einmal 176.215 km² Fläche. Cabo, das übrigens näher an Brasilien liegt als an der Hauptstadt Montevideo, scheint bei der Verteilung besonders laut „hier“ geschrien zu haben. Und damit meine ich nicht die geschützten, endlos langen Strände, an denen man wohl stundenlang spazieren kann, ohne einer Menschenseele zu begegnen.
Um nichts weniger beeindruckend sind die Wanderdünen, dieses Sandmeer im Hinterland, das bis zu 50 Meter hoch werden kann und zum Größten Südamerikas zählt. Gleich am ersten Tag habe ich mich in den gelbbraunen Hügeln verirrt, mit einem anderen Wanderer verstecken gespielt und die Sandkörner gejagt, die der Wind aufgewirbelt hat.
Und die berühmten Seelöwen? Die haben B. und ich nicht gesehen. Dafür ist genauso wenig die richtige Saison wie für Gastons zweites „Must-See“: Der Leuchtturm ist nämlich leider außer Betrieb. Die Enttäuschung darüber hält nicht lang an: Zu sehr sind wir damit beschäfigt, über die mit Muscheln bedeckten Strände zu jagen, in der Hängematte zu dösen, mit früheren Fremden Mate zu trinken, alte Schallplatten im Hostel zu hören und im Krimskrams zu stöbern, den Gäste vor uns zurück gelassen haben.
Wie selbstverständlich tauchen wir ein in diese andere Welt – eine Welt, die fast unbeschreiblich ist, die man erleben muss. Du wirst es verstehen: Warte, bis du selbst nach Cabo Polonio kommst!“
Text und Fotos: Doris Neubauer
Hallo Doris, mein Name ist Luciana, ich bin Argentinierin und hab ein kleines Öko-Hostel mit dem Namen Lucky Valizas in Nachbarort Barra de Valizas. Bist du bestimmt bei deinem Besuch hingewandert. Wenn du noch einmal kommen solltest, dann lade ich dich ein. Trinken wir einen Mate, wenn dir der schmecken sollte.
Saludos Lucky
Weisst du überhaupt, dass dort vor dem Leuchtturm und auf den kleinen Inseln über 5000 Seelöwen beheimatet sind. Jeder von denen frisst am Tag bis zu 5 Kilo Fisch. Daher gibt es für die Besucher dort keinen Frischfisch. Unglaublich aber wahr.
Danke, Martin! Zeigen die Seelöwen sich auch mal? So von weitem wenigstens?
Aber ganz sicher, da kannst du bis auf Armlänge ran. Die Kleinen schwimmen auch mit dir in den Wellen, (ausserhalb der Saison.) Schau mal hier http://www.lateinamerika-reisemagazin.com/2011/04/11/cabo-polonio-in-uruguay-flippige-hostals-in-purer-wilder-natur/ liegen sie faul in der Sonne (ganz unten), das sind die jungen Bullen, die kein Harem haben. Die grossen Bullen sieht man weniger, die liegen mit ihren Girls draussen auf den Inselchen. Aber die hier sind auch nicht ohne. Kannst den ganzen Tag zuschauen.