Als Mister Frost zum ersten Mal auf der Matte stand und unsere Wiese in einen Glitzerteppich verwandelte, drehte Julchen durch. Das erste Eis, und alle 30 Sekunden wälzte sich meine Holde im Gras, das unter ihrem Körper knisterte. Sobald sie Schnee oder Eiskristalle sah, war die Puppe glücklich, faselte etwas von Grönland mit ihrem Ex und einem Boot und warf sich auf den Rücken.
Ich kapierte nur Ackergülle, wollte es mir aber auf keinen Fall mit ihr verscherzen. Also hielt ich lieber mein Maul und checkte die Lage. Das Reet war gelb geworden. Es hatte sich den ganzen Sommer lang rund um die Gräben aufgestellt, war immer länger geworden und diente den Entenmätzen als Paravent. Nach und nach hatte es von den Gräben seinen Siegeszug über unsere gesamte Fenne angetreten. Nun ragten einsame Reste davon in die Höhe, und wir hatten freien Blick auf die verbliebenen Wollknäuel, die sich gemeinsam mit den Superpiepmätzen auf den Nachbarweiden tummelten.
Die Böden wurden hart, und so musste ich meine Gärtnertätigkeiten stark einschränken. Auch mit den Frauen lief es nicht so rund. Maggie war toll, aber weit weg. Candy ebenso. Und die schöne Sylterin Caro hatte ich immer noch nicht kennengelernt. Geschweige denn Fuzzi, Julchens schicke Schwester. Ich spürte, es war an der Zeit für einen Lebens- und Jobwechsel. Auf jeden Fall wollte ich Kolumnist bei Meerblog bleiben, Madame stellte immer wieder meine vorzüglichen Recherchequalitäten heraus.
Das war ein großer Ansporn. Entdeckte ich ein Mauseloch, steckte ich meine Schnauze tiefer hinein als jeder Normalsterbliche. Ich war wie von Sinnen, trunken, berauscht von den Düften des unterirdischen Reiches. Ich vergaß alle Unstimmigkeiten mit Julchen. Es gab nur noch mich und diesen Gang in andere Gefilde. Ob das Leben dort besser war?
Eigentlich war ich ganz zufrieden, sah man von ein paar Kleinigkeiten ab. Madame bestärkte mich in meinem Wunsch, mich als Foodblogger zu spezialisieren. Schon als Welpe hatte ich meine Vorliebe für Pizza entdeckt. Leider fand ich damals nur die Packung.
Kulinarische Genüsse wären ein ganz großes Thema, meinte Madame, und Meerblog hätte die Leserschaft dafür. Im übrigen hatte sich meine Leidenschaft fürs Fressen nach der Sache mit dem Heiligenschein intensiviert. Die einzige Freude, die mir geblieben war.
Da es mit den Frauen zu kompliziert war, kaprizierte ich mich aufs Fressen. Meine Lauscherchen vernahmen sehr genau, wann es Zeit fürs Lutscherdinner war. Dann klopfte ich artig an die Tür und schlüpfte unter den Esstisch – ein strategischer Coup! Jetzt ein Bussi auf die Hand von Madame, ein kleiner Stupser gegen das Knie von Monsieur. Der Nougatblick. Tausendfach geübt. Wieso schmolzen sie noch nicht dahin?
Lutscher-Food stand bei Julchen und mir hoch im Kurs. Neben Spaghetti Bolo und dem von Julchen bereits beschriebenen Juwetsy probierten wir auch Bio-Pizza und Kartoffelpüree. Die Würstchen, die es zu Letzterem gab, wären mir zwar lieber gewesen, doch Monsieur hatte nichts davon übrig gelassen. Meistens sprang wenigstens ein Stückchen Parmesan bei der Aktion heraus.
Der perfekte Morgen begann mit einem Klecks Quark auf den Frühstücksflocken. Wenn wir Glück hatten, neigte sich der Becher dem Ende zu, und wir durften ihn ausschlecken. Dabei ging ich mit äußerster Präzision und Hingabe vor. Es war dieselbe Leidenschaft, mit der ich Hosenbeine, Lutscherhälse, Hände und Haare säuberte. Wer mich als Partner hatte, konnte sich die Morgenwäsche sparen. Lutscher waren in dem Punkt eher seltsam programmiert. Ich sagte ja immer: Hauptsache, das Ergebnis stimmt. Und Seife wurde meiner Meinung nach komplett überbewertet.
Ich beschloss also, im Job noch mal einen Zahn zuzulegen und die Frauengeschichten ad acta zu legen. Ohnehin trank ich meist gemeinsam mit Julchen mein Grabenwässerle. Die Beardine an meiner Seite erschien mir attraktiver denn je, also forderte ich sie schon am frühen Morgen zum Spiel auf. Vielleicht würde sie mich eines Tages als Mann wahrnehmen? Als den Wahren und Einzigen an ihrer Seite? Denjenigen, der immer für sie da war und sie vor allem Übel dieser Welt beschützte?
In mir keimte so etwas wie Hoffnung, als Juli, noch etwas verschlafen, auf mein Spiel einging. Immerhin liebte sie es, in meinen Plüschhals, die Ohren und Beine zu beißen. Ich musste mich nur aufreizend ins Gras fallen lassen. Und ich wusste genau, worauf sie stand. Auch der Vorderpfotentaps ging immer! Als ihr bester Schüler hatte ich ihn natürlich drauf. Mit allen Feinheiten, Tempowechsel und sämtlichen Figuren.
Außerdem hatte ich Lust auf eine ihrer genialen Massagen. Keiner konnte Shiatsu so gut wie Julchen. Sie hüpfte und tanzte quasi mit ihren zarten Pfoten über meinen ganzen Körper. Genau genommen, war Julischkas Shiatsu ein Grund zum Heiraten. Würde sie mich irgendwann erhören? Vielleicht sollte ich nicht gerade mit der Tür ins Haus fallen… Aber eine Chefin war schließlich eine gute Partie! Auch wenn sie mir in Sachen Food nicht den Quark auf dem Brot gönnte. Geschweige denn einen Blick in ihren Napf!
Und Himmelschafundmeer, warum wollte Julchen diesen gutaussehenden Brasilianer interviewen?
Text: Janni (nach Diktat nach einem Verlobungssouvenir im Garten gesucht. Wo war denn jetzt dieses Mauseloch…)
Fotos: Elke Weiler
Janni ist ja eh süß, aber Klein-Janni ist ja zum knutschen :)
:-) Danke, Mila! Ich war und bin halt so ein Knuddeltier!
Bussi,
Janni
herrlich einfach herrlich
Janni you made my day :* <3
Oh, ihr beiden Süßen!
Wie schön, danke euch!!!!
Bussis & hoffentlich bis bald!!!
Janni